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03 Göttlich verliebt

03 Göttlich verliebt

Titel: 03 Göttlich verliebt
Autoren: Josephine Angelini
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widersprechen, aber Aphrodite brachte sie zum Schweigen und richtete sich auf. Helen hielt sie dabei in den Armen wie ein Baby.
    Die Göttin der Liebe funkelte die Menschenmenge an. Ihre Augen und ihr Mund glühten, als sie alle mit donnernder Stimme verfluchte:
    »Ich verlasse diesen Ort. Von nun an soll kein Mann mehr Lust empfinden und keine Frau mehr fruchtbar sein. Ihr alle werdet ungeliebt und kinderlos sterben.«
    Als sie sich mit der Göttin in die Lüfte erhob, konnte Helen das Flehen der Menschen hören. Anfangs kamen die Rufe nur zögerlich, denn die Leute waren verwirrt. Aber schon bald erklang lautes Jammern und Wehklagen, weil die Menschen begriffen, wie ein paar wütende Worte einer Göttin ihre Zukunft verdüstert hatten. Aphrodite flog, mit ihrer geliebten Schwester in den Armen, über das Wasser davon und ließ den verfluchten Ort für immer hinter sich.
    Weit entfernt am Horizont ragte der Mast eines großen Schiffes auf – eines trojanischen Schiffes, wie Helen sich erinnerte. Die Göttin flog direkt darauf zu.
     
    Matt starrte hinaus auf den dunklen Horizont. Der Wind vom Meer war kalt und der Himmel so voller Sterne, dass es aussah, als hinge eine Stadt kopfüber in der Nacht. Er hatte die beiden längsten Tage seines Lebens hinter sich, dennoch war er nicht müde. Jedenfalls nicht körperlich. Seine Muskeln taten nicht weh und auch seine Beine waren nicht schwer. Genau genommen hatte er sich nie besser gefühlt.
    Matt betrachtete den Dolch in seiner Hand. Er war aus Bronze, und obwohl er unvorstellbar alt war, war die Klinge doch rasiermesserscharf und die Waffe vom Heft bis zur Spitze perfekt ausbalanciert. Matt legte sich den reich verzierten Dolch auf die Handfläche und beobachtete, wie sich der Griff an die Muskeln seiner Hand schmiegte, als wäre das eine für das andere gemacht. Fragt sich nur, was für wen, dachte er missmutig.
    Zachs Blut war von der Klinge abgewaschen, aber Matt bildete sich ein, es immer noch sehen zu können. Jemand, den er sein ganzes Leben lang gekannt hatte, war mit diesem Dolch in seinem Herzen gestorben und hatte ihm die Waffe vererbt. Aber lange vorher hatte sie einen anderen, viel berühmteren Meister gehabt.
    Die Griechen glaubten, dass die Seele eines Helden in seinen Waffen steckte. Die Ilias und die Odyssee berichteten von Kriegern, die tödliche Kämpfe um diese Waffen austrugen. Manche waren sogar so ehrlos, dass sie versuchten, sich die Schwerter und Brustpanzer der größten Helden anzueignen, um die Seele und die Fähigkeiten dieser Helden zu erlangen. Ajax, einer der am meisten bewunderten Krieger aufseiten der Griechen, hatte sogar einen Überfall auf seine Mitstreiter geplant, um Hektors Waffen an sich zu bringen. Doch als Ajax aus seinem Wahn erwachte, war er so entsetzt darüber, seinen guten Namen beschmutzt zu haben, dass er sich in sein eigenes Schwert stürzte. Diesen Teil der Ilias hatte Matt nie richtig verstanden. Er würde nie um die Waffen eines anderen kämpfen, nicht einmal, um der größte Krieger zu werden, den die Welt je gesehen hatte. Solcher Ruhm interessierte ihn nicht.
    Matt warf den Dolch so weit er konnte hinaus in das schäumende Wasser. Er drehte sich in der Luft immer wieder um sich selbst und flog unendlich lange. Matt beobachtete, wie unfassbar weit und schnell der Dolch flog. Viele Sekunden später hörte Matt trotz des Rauschens der Wellen, wie er mit einem leisen Platschen im Wasser landete.
    Kein normaler Mensch konnte so weit werfen und dann auch noch das Platschen hören. Bis jetzt hatte Matt sich immer auf die Logik verlassen, wenn es ein Problem zu lösen galt, aber diesmal sagte ihm seine Logik etwas so Unglaubliches, dass sie eigentlich gar nicht mehr anwendbar war.
    Insgeheim hatte er auf so etwas gehofft. Aber nicht so. Nicht, wenn dies die Rolle war, die man ihm zugedacht hatte. Matt verstand es nicht … Wieso er? Er hatte kämpfen gelernt, weil er seinen Freunden helfen wollte, nicht aber, um anderen wehzutun. Matt hatte schon sein ganzes Leben lang die beschützt, die sich nicht selbst schützen konnten. Er war kein Killer. Er war ganz anders als der erste Mann, dem dieser Dolch gehört hatte.
    Eine Welle schwappte bis an Matts Füße und ließ etwas Glänzendes auf dem Sand zurück. Er brauchte es nicht aufzuheben, um zu wissen, was es war. Er hatte den Dolch nun schon drei Mal ins Meer geworfen und das Meer hatte ihn drei Mal in einem nahezu unfassbaren Tempo zu ihm zurückgebracht.
    Die Parzen
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