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03 Göttlich verliebt

03 Göttlich verliebt

Titel: 03 Göttlich verliebt
Autoren: Josephine Angelini
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hatten jetzt ein Auge auf Matt geworfen, und er hatte keine Chance, sich vor ihnen zu verstecken.
     
    Das Schiff hatte quadratische weiße Segel. Am höchsten Mast über ihnen wehte ein dreieckiges rotes Banner mit einer goldenen Sonne. Aus den Seiten des Rumpfes ragte Reihe um Reihe langer Ruder. Schon aus der Luft konnte Helen die Paukenschläge hören, die den Ruderern den Takt vorgaben.
    Das Wasser hatte nicht die dunkelblaue Farbe des Atlantiks, sondern war von einem klaren hellen Blau – demselben Juwelenblau wie die Augen von Lucas. Azurblau, dachte Helen. Die andere Helen, die darum kämpfte, nicht das Bewusstsein zu verlieren, stöhnte in Aphrodites Armen, als die Göttin mit ihr das Schiffsdeck ansteuerte.
    Als Aphrodite landete, schrie die Besatzung vor Angst auf. Ein großer Mann trat hinter seinem Kommandoposten am Steuer hervor. Helen erkannte ihn sofort.
    Hektor. Er sah ganz genauso aus wie der Hector, den Helen in Nantucket kannte, abgesehen von seinen Haaren und seiner Kleidung. Dieser Hektor hatte längere Haare und er trug ein kurzes Kleidungsstück aus Leinen mit einem breiten Ledergürtel. Seine Hände waren mit Lederstreifen umwickelt und ein schweres Schmuckstück aus Gold umgab seinen Hals. Er sah auch halb nackt noch königlich aus.
    »Aeneas!«, rief Hektor über die Schulter und starrte das Mädchen in Aphrodites Armen fassungslos an. Das Ebenbild von Orion – allerdings ohne die entstellenden Narben auf der nackten Brust und dem Rücken – sprang herbei und stellte sich respektvoll neben Hektor auf. »Geh nach unten und wecke meine Brüder.«
    »Beeil dich, mein Sohn«, wisperte Aphrodite Aeneas zu. »Und bring Honig.« Er nickte seiner Mutter gehorsam zu und eilte davon, doch sein Blick verweilte noch lange auf der anderen Helen. Seinem Gesicht war die Trauer deutlich anzusehen.
    »Wasser!«, brüllte Hektor, und sofort setzten sich viele Füße in Bewegung, um seinem Befehl nachzukommen. Nur einen Moment später kam Paris aus dem Unterdeck gerannt, dicht gefolgt von Jason. Wie die anderen Versionen der Männer, die sie kannte, sah auch Jason ganz genauso aus wie sein heutiges Ebenbild – bis auf seine Kleidung.
    Als Paris begriff, wen Aphrodite in ihren Armen hielt, stieß er einen Schrei aus und rannte mit weichen Knien auf die andere Helen zu. Seine Hände zitterten, als er sie Aphrodite aus den Armen nahm, und er wurde ganz bleich.
    »Troilus«, sagte Hektor zu Jason und bedeutete seinem jüngsten Bruder mit einer Kopfbewegung, den Eimer Wasser zu übernehmen, der gerade gebracht worden war. Doch als Paris ihr den Becher an die Lippen halten wollte, versuchte die andere Helen schwächlich, ihn wegzustoßen.
    »Was ist passiert, Herrin?«, fragte Troilus Aphrodite, als klar wurde, dass Paris nichts sagen wollte oder konnte.
    »Menelaos und die ganze Stadt haben sich auf sie gestürzt, als sie von dem Baby erfuhren«, sagte die Göttin geradeheraus.
    Paris fuhr hoch und starrte Aphrodite fassungslos an. Hektor und Aeneas tauschten einen kurzen verzweifelten Blick und sahen dann beide Paris an.
    »Du wusstest es nicht, Bruder?«, fragte Hektor sanft.
    »Ich hatte es gehofft«, gestand er mit gedämpfter Stimme. »Sie hat mich belogen.«
    Die Umstehenden nickten, als könnten sie Helens Entscheidung verstehen.
    »Der Tyrann.« Aeneas wisperte es nur, aber es war klar, dass alle anderen dasselbe dachten. »Mutter, wie hat Menelaos herausgefunden, dass Helen schwanger ist?«
    Aphrodite fuhr zart mit den Fingerspitzen über die Schulter ihrer Halbschwester. »Helen hat gewartet, bis euer Schiff hinter dem Horizont verschwunden war, und es Menelaos dann selbst gesagt.«
    Paris begann am ganzen Körper zu zittern. »Warum?«, fragte er die andere Helen, und man konnte ihm anhören, dass er den Tränen nahe war. Die andere Helen strich ihm beruhigend über die Brust.
    »Es tut mir leid«, flüsterte sie und legte sich eine Hand auf den Bauch. »Ich habe es versucht, aber ich konnte es nicht. Ich konnte uns nicht selbst töten.«
    Troilus lehnte sich gegen Paris und hielt seinen Bruder mit seinem Körper aufrecht, während alle anderen Helen mit einer Mischung aus Bewunderung und Verzweiflung ansahen.
    »Trauere nicht, Paris. Dein Kind lebt«, sagte Aphrodite. »Deine Tochter wird genauso wunderschön werden wie Helen, und deine Enkeltochter wird ebenso schön aussehen – und so wird es weitergehen, bis diese Linie ausstirbt. Dafür habe ich gesorgt, damit ich auch dann noch in das
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