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03 Göttlich verliebt

03 Göttlich verliebt

Titel: 03 Göttlich verliebt
Autoren: Josephine Angelini
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Menschenmenge umkreiste sie. Die Leute hoben Steine auf.
    Ein blonder Mann, doppelt so alt wie Helen und fast doppelt so groß, rannte auf sie zu und schlug mit den Fäusten auf sie ein. Es schien, als wäre er erst zufrieden, wenn er seinen eigenen Körper gegen sie einsetzte.
    »Ich habe dich mehr geliebt als jeder andere! Dein Ziehvater hat dich mir versprochen!«, schrie er außer sich vor Wut, während er weiter auf sie einschlug. Die Augen quollen ihm fast aus dem Kopf und Spucke sprühte aus seinem Mund. »Ich werde dir das Kind aus dem Leib prügeln und dich dennoch lieben!«
    Helen konnte hören, wie die aufgebrachte Menge ihn anfeuerte. »Töte sie, Menelaos!« und »Sie könnte den Tyrannen in sich tragen! Verschone sie nicht!«
    Die andere Helen wehrte sich nicht und setzte auch ihre Blitze nicht ein, um sich gegen Menelaos zu verteidigen. Helen sah zu, wie ihr anderes Ich so oft niedergeschlagen wurde, dass sie irgendwann nicht mehr mitzählen konnte, aber die andere Helen stand immer wieder auf. Helen konnte die dumpfen Schläge hören und auch, wie der Mann vor Anstrengung schnaufte, aber die andere Helen weinte nicht und flehte ihn auch nicht an, endlich damit aufzuhören. Sie gab überhaupt keinen Laut von sich, abgesehen von den erstickten Schnaufern, wenn die Schläge des Mannes ihr die Luft aus der Lunge trieben.
    Helen wusste genau, wie sich diese Fäuste anfühlten. Sie wusste sogar, wie Menelaos gerochen hatte, als er auf sie einschlug. Sie konnte sich daran erinnern.
    Schließlich fiel Menelaos auf die Knie, nicht in der Lage, noch länger auf sie einzuprügeln. Die andere Helen war einfach zu stark, um durch seine Hand zu sterben, auch wenn Helen klar war, dass es genau das war, was ihr anderes Ich die ganze Zeit beabsichtigt hatte.
    Als sie vom ersten Stein getroffen wurde, duckte sie sich nicht und versuchte auch nicht, sich zu schützen. Es folgten weitere Steine, die von allen Seiten auf sie einprasselten, bis die wütende Menge keine Steine mehr zum Werfen fand. Aber die andere Helen starb immer noch nicht. Das verunsicherte die aufgebrachte Menschenmenge so sehr, dass sie zurückwich.
    Schockiertes Schweigen breitete sich aus, als sie das grausige Ergebnis ihrer Angriffe betrachtete. Die andere Helen, die immer noch lebte, lag schwer verwundet zwischen den Steinen, das Fleisch bis auf die gebrochenen Knochen aufgerissen. Sie begann, leise vor sich hin zu summen – in dem verzweifelten Bemühen, sich von den grauenvollen Schmerzen abzulenken. Sie wiegte sich vor und zurück, doch es gab keine Position, die ihr zumindest etwas Erleichterung verschaffte. Und so schwankte sie hin und her und summte weiter, um sich, so gut es ging, selbst zu beruhigen. Helen erinnerte sich an die Schmerzen, obwohl sie diese Qualen lieber aus ihrem Gedächtnis gestrichen hätte.
    Die Umstehenden begannen zu flüstern. »Schlagt ihr den Kopf ab. Das ist die einzige Lösung. Sie wird erst sterben, wenn wir sie köpfen.«
    »Ja, nehmt ein Schwert«, rief die andere Helen schwach. Durch die eingeschlagenen Zähne waren die Worte kaum zu verstehen.
    »Zeig doch jemand Gnade und erlöse sie!«, schrie eine Frau verzweifelt, und die Menge stimmte ein. »Ein Schwert! Wir brauchen ein Schwert!«
    Ein junger Mann trat vor. Beim Anblick der anderen Helen strömten ihm die Tränen übers Gesicht. Er zog sein Schwert, schwang es hoch über seinen Kopf und ließ es auf das blutüberströmte Mädchen niedersausen.
    Ein schlanker Arm stieß die Klinge zur Seite, bevor sie zuschlagen konnte.
    Eine Frau erschien. Sie war in goldenes Licht gehüllt und ihre Form wandelte sich ständig. Sie war jung und alt, dick und dünn, dunkelhäutig und hellblond. In diesen wenigen Augenblicken war sie jede Frau der Welt und alle waren wunderschön. Anscheinend mit Absicht nahm sie schließlich eine Form an, die Helen verblüffend ähnlich sah.
    »Meine Schwester!«, schluchzte sie und hob das verletzte Mädchen aus dem Geröll. Weinend hielt Aphrodite die andere Helen in den Armen und wischte ihr mit ihrem schimmernden Schleier das Blut aus dem Gesicht.
    Die Menge wich vor der weinenden Göttin zurück, deren Magie sich nun auch auf ihre Gefühle auswirkte. Helen konnte sehen, wie Aphrodite ihnen das Herz brach.
    »Lass mich gehen«, flehte die andere Helen die Göttin an.
    »Niemals«, gelobte die Göttin. »Lieber würde ich eine Stadt bis auf die Grundmauern niederbrennen sehen, als dich zu verlieren.« Die andere Helen wollte
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