Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
03 Göttlich verliebt

03 Göttlich verliebt

Titel: 03 Göttlich verliebt
Autoren: Josephine Angelini
Vom Netzwerk:
sich aber sicherer als in der Gesellschaft von anderen Menschen.
    »Ich habe dich spielen sehen«, sagte ein junger Mann hinter ihr.
    Andy kreischte vor Schreck auf und fuhr herum. Es war ein großer, gut aussehender Typ mit goldenen Locken. Seine Silhouette funkelte im schwachen Sonnenlicht dieses kalten Novembermorgens.
    »Was machst du hier?«, fragte Andy betont gelassen. Die Sonne schien ihr in die Augen. Sie blinzelte und sah sich unauffällig nach anderen Leuten um. Das Wellesley College war eine reine Mädchenschule im blaublütigsten, hochnäsigsten und traditionellsten Teil von Massachusetts. Wenn dieser Typ kein Lehrer oder Wachmann war, hatte er ohne Besucherausweis auf dem Schulgelände nichts verloren.
    »Du hast wirklich Talent«, sagte er und trat näher an sie heran.
    »Du sagst, du hast mich gesehen?«, fragte Andy und wich einen Schritt zurück, denn die Nähe des Mannes wurde immer unerträglicher. »Wie konntest du mich in der Kirche sehen? Ich war allein dort.«
    Er lachte und seine Stimme tanzte dabei nur so durch die Luft. »Ich war natürlich nicht in der Kirche. Ich habe dich durch das große Fenster gesehen.«
    »Du hast mich durch das Buntglasfenster gesehen? Wie willst du das denn gemacht haben?«
    »Jemanden, der so schön ist wie du, würde ich überall finden, egal, wo er sich versteckt. Du bist so strahlend schön – ich wette, dass du sogar im Dunkeln leuchtest.«
    So, wie er die Worte sagte, klangen sie kein bisschen aufgesetzt. Er war nicht anzüglich, aber er kam immer näher auf sie zu, obwohl er doch merken musste, wie unangenehm ihr das war. Als er direkt vor ihr stand, sah Andy, dass mit seinen Augen etwas nicht stimmte. Sie hatten etwas von einem Tier und wirkten kein bisschen menschlich. Sie musste wieder an das Sonnenlicht denken, das durch das Buntglasfenster gefallen war, und erkannte, wie er sie beobachtet hatte. Sie wusste jetzt auch, mit wem oder vielmehr was sie es zu tun hatte. Andy wich hektisch zurück und Panik verwandelte ihr Atmen in ein angstvolles Keuchen.
    »Wirst du vor mir weglaufen?«, fragte der junge Mann erwartungsvoll, als wäre ihm so etwas schon viele Male passiert.
    »Würdest du mich denn jagen?«, fragte Andy in dem verführerischen, leicht hypnotischen Ton, der normalsterbliche Männer in den Tod treiben konnte. Sie musste Zeit schinden und ihn vielleicht dazu bringen, dass er ihr bis zum Hauptweg folgte. Dort würde sie bestimmt jemanden finden, der ihr helfen konnte.
    »Natürlich würde ich das«, antwortete er halblaut und mit glühendem Blick. Er war zwar entbrannt, aber nicht hypnotisiert – Pech für Andy. »Nur die, die fliehen, sind es wert, dass man sie einfängt.«
    Ist das nicht mal wieder typisch?, dachte sie mit dieser verzweifelten Heiterkeit, zu der man nur in ausweglosen Situationen fähig ist. Da habe ich mein Leben lang panische Angst, einen Jungen zu verführen, und ausgerechnet an einer Mädchenschule rückt mir einer auf die Pelle.
    Wieder strahlte er ein Licht aus, das seine Silhouette betonte und ihn noch etwas echter als echt wirken ließ, als existierte er in 4 -D. Andy war klar, dass nicht die aufgehende Sonne diesen Effekt verursachte. Sie wusste auch, dass dieser Typ kein normaler Verehrer war. Ihre Mutter hatte sie gewarnt, dass so etwas passieren konnte, aber Andy hatte nie damit gerechnet, dass es wirklich geschehen würde.
    »Hey, Andy!«, rief ein nervig aufgewecktes Mädchen, das Andy vor über einem Monat bei einem Einführungsvortrag für die Erstsemester kennengelernt hatte und dem sie seither aus dem Weg gegangen war. Seine plappernden Freundinnen verstummten schlagartig, als sie sahen, dass Andy bei einem Jungen stand. »Kommst du mit in den Hörsaal?«
    »Hi … Susan!«, rief Andy hektisch – zum Glück war ihr der Name des Mädchens gerade rechtzeitig wieder eingefallen. »Wartet auf mich! Ich komme!«
    Als die schwatzende Mädchengruppe näher kam, lächelte der wunderschöne junge Mann Andy traurig an. Dann fuhr er herum und rannte in Richtung See davon.
    »Wohin will denn dein Freund?«, fragte Susan verblüfft.
    »Das ist nicht mein Freund«, sagte Andy und griff erleichtert nach Susans Hand, die in einem warmen Handschuh steckte. »Wir müssen zum Sicherheitsdienst, und zwar sofort.«
     
    »Ich kann ihn beschreiben!«, rief ein Mädchen mit glänzenden schwarzen Haaren aufgeregt. »Der muss gefroren haben, denn er hatte nur Jeans und T-Shirt an!«, berichtete sie dem Wachmann.
    »Er hatte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher