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0291 - Medusas Höllenschwester

0291 - Medusas Höllenschwester

Titel: 0291 - Medusas Höllenschwester
Autoren: Werner Kurt Giesa
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weiteren Schlangen - diesmal nicht beruflich.
    Jorgensen erwachte wieder. Er wollte sich losreißen.
    »Ganz ruhig bleiben, nicht bewegen, oder das Gift bringt Sie um«, sagte Bill warnend. »Jede Anstrengung läßt das Herz schneller schlagen, und das Gift wird schneller durch den Kreislauf gepumpt.«
    »War es denn eine Giftschlange?« keuchte Jorgensen mit schmerzverzerrtem Gesicht.
    »Ja«, sagte Bill. »Warum soll ich Ihnen ein Märchen erzählen? Aber vielleicht haben Sie Glück.«
    Jorgensen hustete trocken und stöhnte wieder.
    »Hiel sind noch mehl Schlangen«, rief Wang vom Rand der kleinen Lichtung her. »Kommen auf uns zu. Bissiges Biest wal wohl Volhut.«
    Tendyke ging wortlos zu den nächsten Bäumen, nahm ein paar Äste in Augenschein und traf seine Auswahl. Dann schlug er zu. Mit ein paar kräftigen Handkantenhieben trennte er zwei längere, annähernd gerade Äste ab, beschaffte ein paar Querstreben und band das alles mit Schnüren zusammen, die er aus einer seiner Gürteltaschen nahm. Dann nickte er Bill zu. »Du und Wang - tragt das Ding. Ich übernehme wieder die Rolle des Aufpassers.«
    Vorsichtig legten sie Jorgensen auf die provisorische Trage. »Schnell«, mahnte Wang. »Schlangen sind ganz nah.«
    Augenblicke später machten sie sich auf den Weg, diesen Ort zu verlassen, an dem sie wenigstens für die Dauer der Nacht Ruhe zu finden gehofft hatten. Tendyke übernahm die Führung. Er glaubte sich zu erinnern, daß am Waldrand, auf den sie sich zube-Wegten, ein Eingeborenendorf lag. Wenn sie es schafften, sich dorthin durchzuschlagen, wuchs ihre Sicherheit ein wenig. Weder Tendyke noch Bill glaubten, daß die Gorgone sich gleich an einem ganzen Dorf vergreifen würde. Andererseits fand Bill es bedauerlich, daß sie sich immer wieder vom Tempel und von ihrem Camp entfernten. Er hatte ursprünglich geplant gehabt, am kommenden Morgen der Gorgone eine Falle zu stellen. Aber daraus wurde jetzt wohl nichts mehr.
    Vor allem brauchte Jorgensen einen Arzt. Vielleicht gab es in dem Dorf einen Medikus, der möglicherweise sogar verschiedene Schlangenseren besaß, Gegengifte, die Jorgensen retten konnten. Denn daß alles Gift aus seinem Körper herausgeschwemmt worden war, daran glaubte Bill nicht.
    Die Blutung ließ nach, und sie konnten nicht ständig erneut die Wunde öffnen. Jorgensen durfte auch wieder nicht zuviel Blut verlieren.
    Sie tappten durch die Dunkelheit.
    Als sie den Waldrand erreichten und in die Steppe hinaustraten, verfiel Jorgensen in Krämpfe und mußte auf der Trage festgebunden werden.
    Tendyke schüttelte stumm den Kopf.
    »Hat er noch eine Chance?« flüsterte Manuela.
    »Ich weiß es nicht. Ich hoffe, aber ich glaube nicht mehr«, gab Tendyke leise zurück. Als die ersten niedrigen Steinhäuser auftauchten, weißgekalkt im Mondlicht leuchtend, starb Jorgensen.
    ***
    Euryale hatte Bewegung in die Dinge gebracht. Sie mußte die Sterblichen in Atem halten, um sie zu dem zu zwingen, was ihr zweckmäßig erschien. Es war nicht damit getan, auf die Ankunft Zamorras zu warten. Sie begann eine Falle aufzubauen.
    Zamorra kam, das war sicher. Aber er mußte auch den Ort finden. Dazu brauchte er einen Führer. Den sollte er bekommen.
    Das übernommene Wissen kam Euryale nun zugute. Sie konnte sich ausrechnen, an welcher Stelle ihr Feind dieses Land betreten würde. Dem mußte also entgegengewirkt werden.
    Sie mußte ihm einen ihrer Sklaven entgegensenden. Aber die Versteinerten konnte sie dafür nicht nehmen, denn so gut sie sich auch möglicherweise zu bewegen vermochten - sie konnten weder sprechen, noch sahen sie wie Menschen aus. Ihr Aussehen war das von Marmorstatuen.
    Sie brauchte aber einen normal aussehenden Menschen.
    Deshalb hatte Jorgensen am Schlangenbiß sterben müssen.
    Doch er war nicht tot. Denn die Schlange gehörte noch zu Eüryales Vasallen, zu ihren treu ergebenen Dienern. Durch den Biß wurde nicht nur der Tod gebracht, sondern der Keim des willenlosen Sklavenlebens übertragen. Jorgensen wurde zu Euryales Diener - nur sah man es ihm nicht an.
    Euryale konnte mit sich zufrieden sein. Während sie aus der Ferne mit ihrer geistigen Kraft weiter beobachtete, rief sie die Marmorstatuen Trevor und O’Sullivan zum Tempel, die sie im Wald bei der Jagd erwischt hatte. Deshalb waren sie dem Hupsignal nicht gefolgt… sie waren dazu nicht mehr in der Lage gewesen. Euryale war zu schnell gewesen…
    Und das wollte sie auch bleiben -ihren Gegnern immer zehn Schritte voraus. Nur so
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