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0291 - Medusas Höllenschwester

0291 - Medusas Höllenschwester

Titel: 0291 - Medusas Höllenschwester
Autoren: Werner Kurt Giesa
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daß wir seine Yacht in der Ägäis versenkt haben.« [1]
    »Er wird es verkraften. Besorgst du uns ein Ticket nach Tunis? Von dort aus werden wir uns mit einem Mietwagen weiter durchkämpfen. Das wird ’ne ganz schön wilde Sache. Ich packe schon mal das Notköfferlein.«
    Nicole nickte. Sie hängte sich ans Telefon und rief den Flughafen von Lyon an. Dort waren sie Stamm- und Dauerkunden, konnten jederzeit Plätze buchen, und abgerechnet wurde jeweils zum Monatsende. Nicole bekam sofort die Flugbestätigung durchgesagt und verglich auf der Uhr.
    »Wird knapp«, murmelte sie. »Aber wir kommen.«
    Es war gut, daß immer ein fertig gepackter Reisekoffer bereit stand, in dem das Notwendigste untergebracht war. Denn jetzt blieb zum Kofferpacken keine Zeit, so sehr Nicole es auch bedauerte, nur das Nötigste mitnehmen zu können. Sie schreckte Zamorra auf, der noch überlegte, was sinnvoll mitzunehmen war.
    »Raffael muß uns fahren«, sagte sie. »Zum Parkplatzsuchen bleibt keine Zeit. Die Nachtmaschine startet in etwas über einer Stunde.«
    Zamorra sprang auf. »Schaffen wir.« Dabei war es bis Lyon in dieser knappen Zeit ein Höllenritt. Und so blieb dann Raffael, der alte Diener, brav auf der Rückbank, während Nicole sich hinter das Lenkrad des Cadillac setzte. Die Autoflotte war empfindlich geschrumpft; liebend gern hätte Nicole in diesem Moment den Mercedes benutzt, der eine verhinderte Mondrakete war. Aber der Wagen war bei einem ihrer letzten Abenteuer zerstört worden. Allerdings war der Cadillac auch nicht gerade eines der sieben langsamsten Fahrzeuge. 300 PS garantierten dafür, daß jede Geschwindigkeitsbegrenzung getrost übersehen werden konnte, und das Fahrwerk, normalerweise schwammig geraten, war für Europas Straßen- und Fahrverhältnissen überarbeitet. Die Umrüstung des Oldtimers hatte allerdings eine Menge Geld gekostet.
    Sie erreichten die Maschine gerade noch eine halbe Minute vor dem Start.
    Im Flugzeug verfiel Zamorra wieder ins Grübeln.
    »Machst du schon wieder ein so langes Gesicht?« fragte Nicole vorwurfsvoll. »Das Leben geht weiter, Mann! Und schon der selige Fernandel pflegte zu sagen, man solle kein langes Gesicht machen, weil man dann mehr zum Rasieren habe.«
    Wider willen lachte Zamorra auf. Ausgerechnet Fernandel, der Mann mit dem ausgesprochenen Pferdegesicht, der wie kein anderer die Filmrolle des »Don Camillo« verkörpert hatte, mußte von langen Gesichtern sprechen! Und Fernandel war nun auch schon einige Jahre tot, aber sein Ruhm lebte weiter…
    Zamorra schluckte. Wollte Nicole ihm mit dieser Anspielung nicht auch noch etwas anderes sagen?
    Er nickte. »Danke, Nici«, murmelte er und küßte sie sanft. »Ja, es geht weiter… er ist nur so schwer, sich daran zu gewöhnen.«
    »Wenn wir gegen Euryale antreten, mußt du voll bei der Sache sein«, sagte sie. »Wenn du an Tote denkst und ihnen nachtrauerst, bist du selbst dran. Glaubst du, das wäre in Kerrs Sinn?«
    »Ich werde versuchen, ihm Ehre zu machen«, gab Zamorra zurück.
    Und als er wieder ins Nachdenken verfiel, dachte er nicht an Kerr, sondern legte sich einen Schlachtplan zurecht.
    ***
    Bill Fleming zuckte zusammen, als er den leisen Stöhnlaut hörte. Er war sofort hellwach. »Jorgensen?«
    »Ja, verdammt«, hörte er den Mann gepreßt murmeln. Er keuchte und schlug in der Dunkelheit nach etwas. »Da - ich hab’ sie… oh, verdammt noch mal. Das Biest…«
    Sofort war Bill bei ihm. Er knipste ein Feuerzeug an. Im Licht der winzigen Klamme sah er Jorgensen, der seine linke Wade umfaßt hielt. Neben ihm lag eine Schlange mit zerschmettertem Schädel.
    »Gebissen?«
    »Ja-ah…«, ächzte Jorgensen. »Himmel und Hölle, tut das weh!«
    Aus dem Hintergrund kam Tendyke. »Aufstehen. Vorsicht. Sie haben uns gefunden«, sagte er. »Sie bleiben sitzen, Jorgensen.« Er nickte Bill zu. In seiner Hand lag plötzlich das verzierte Bowiemesser.
    Bill schlug übergangslos zu. Jorgensen sank betäubt nach hinten. Bill hielt ihn fest, kniete sich halb auf ihn und preßte seine Arme gegen den Boden. Tendyke schnitt das Hosenbein des Wissenschaftlers auf und öffnete die Wunde. Blut sickerte heraus.
    »Hoffentlich noch rechtzeitig«, murmelte er. »Daß das Gift wieder nach draußen gespült wird…«
    Manuela Ford begann mit ihrer Bluse um sich zu wedeln. Der Blutgeruch lockte Insekten an, die sich jetzt auf die Menschen stürzten. Wang, der Chinese, hielt derweil im Schein einer weiteren Feuerzeugflamme Ausschau nach
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