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0291 - Medusas Höllenschwester

0291 - Medusas Höllenschwester

Titel: 0291 - Medusas Höllenschwester
Autoren: Werner Kurt Giesa
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es nicht vielleicht gerade das, was seine Gegenspieler beabsichtigt hatten? Aber wie konnten sie Gewalt über Gwaiyur gewinnen, es unter die Kraft des Bösen zwingen, wo das Schwert sich doch seine Gewalten selbst suchte? Oder gab es da noch weitere Geheimnisse, die Zamorra nicht kannte?
    Fast schien es ihm so.
    Er hielt sich die Silberscheibe vor die Augen. In der Mitte flirrte der Drudenfuß, der fünfzackige Stern, und gab die Lichtimpulse ab. In ihm kristallisierte sich ein nebelhaftes, verschwommenes Bild, das aber nicht deutlicher werden wollte, so sehr Zamorra sich auch darauf konzentrierte. Doch plötzlich vernahm er einen Gedanken.
    Wie eine Stimme, die zu ihm sprach. Laut und deutlich. Und diese Stimme kannte er. Sie gehörte keinem anderen als seinem alten Freund Bill Fleming!
    Ich wünschte, Zamorra wäre hier!
    Es war eine drängende Forderung, ein Hilferuf. Ruckartig straffte sich der Meister des Übersinnlichen. Bill brauchte ihn? »Wo steckst du, alter Freund?« murelte er überrascht. »Und wie kommt es, daß du dich auf diese Weise mit mir in Verbindung setzen kannst? Das war ja noch nie da!«
    Die Überraschungen rissen nicht ab.
    Aus den Nebelschleiern kristallisierte sich jäh ein Gesicht heraus. Zamorra erkannte es sofort wieder. War das nicht Rob Tendyke, der Abenteurer aus Florida? Tendyke bewegte die Lippen. Er sagte etwas, aber kein Laut ertönte, auch keine Gedanken.
    Zamorra las ihm die Worte von den Lippen ab.
    Tunesien - Stax - Wald - 35. Breitengrad - Küste - rätselhafter Tempel - Gorgone - Versteinerte Menschen -hilf uns!
    Das war alles. Tendykes Abbild verblaßte wieder. Das Leuchten des Amuletts erlosch. Kerzengerade saß Zamorra aufgerichtet auf dem Bett. In seinen Gedanken kreiste es wild. Er versuchte zu begreifen, was da soeben geschehen war.
    Er war gerufen worden. Und die Wegbeschreibung war eindeutig. Auch die Gefahr, von der gesprochen wurde.
    Versteinerungen! Gorgone! Zamorra nickte, und eine steile Falte bildete sich auf seiner Stirn.
    Euryale, die dritte der Gorgonenschwestern, mußte erwacht sein!
    ***
    »Zamorra kommt«, sagte in diesem Moment Rob Tendyke leise in der Dunkelheit. Bill und Manuela fuhren herum, starrten ihn an.
    »Woher willst du das wissen?«
    »Ich weiß es«, sagte Tendyke.
    »Aber woher, verdammt?« drängte Bill.
    Tendyke hüllte sich in Schweigen. Er sah in die Dunkelheit des Waldes hinein, trotz der Gefahr, die möglicherweise durch die Gorgone dort wartete. Er verriet sein Geheimnis nicht. Auch nicht, daß er eine geistige Berührung gefühlt hatte. Nicht nur er wußte, daß Zamorra kam.
    Auch die Gorgone hatte den Ruf gehört.
    ***
    Nicole Duval schreckte auf, als Zamorra fast lautlos das Arbeitszimmer betrat. Während er sich zurückgezogen hatte, arbeitete sie Post auf und wollte anschließend neuere Fakten in die EDV-Anlage einspeichern, Auswertungen des Kampfes gegen Eysenbeiß und die Hexe. Seit sie aus England zurückgekommen waren, grübelte Zamorra düster vor sich hin und hatte sich von nichts aufheitern lassen, dabei mußte er ganz genau wissen, daß er damit auch nichts ungeschehen machen konnte. Kerr war und blieb tot. Zamorra, Nicole und Ted Ewigk waren bis zur Beisetzung in London geblieben, dann war Ted nach Frankfurt und sie beide nach Lyon zurückgeflogen. Zweimal hatte Nicole mit Kerrs Lebensgefährtin Babs Crawford telefoniert. Sie wollte ihr das Gefühl geben, jetzt doch nicht völlig allein auf der Welt zu sein. Aber ob Babs jemals wieder das Mädchen von früher werden konnte, war mehr als zweifelhaft.
    »Laß den Mist liegen«, sagte Zamorra leise. »Wir fliegen nach Tunesien.«
    »Was sollen wir denn da? Kamele treiben?«
    Zamorra grinste flüchtig. »Ich habe mir sagen lassen, daß eine Frau dort fünf Kamele und zwölf Rinder kostet, wenn sie gut ist. Vielleicht bekomme ich für dich einen fairen Gegenwert.«
    »Biest!« fauchte Nicole, flog förmlich aus dem Sessel hoch und sprang Zamorra an. Augenblicke später rollten sie wie kleine Kinder engumschlungen und sich küssend über den Teppichboden.
    »Ich stelle fest, daß du allmählich wieder anfängst normal zu werden«, vermutete Nicole schließlich atemlos. »Das ist ein gutes Zeichen. Wir fliegen also nach Tunesien. Wann, wohin genau und weshalb?«
    Zamorra richtete sich halb auf und erzählte ihr mit wenigen Worten, was er erlebt hatte.
    »Tendyke«, murmelte Nicole und strich sich durchs zerwühlte Haar. »Dem müssen wir bei Gelegenheit auch noch klarmachen,
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