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0291 - Medusas Höllenschwester

0291 - Medusas Höllenschwester

Titel: 0291 - Medusas Höllenschwester
Autoren: Werner Kurt Giesa
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gedacht habe. Es fiel mir ein, als wir aus dem Wagen ausbrachen, aber da ihr anderen keine spiegelnden Brillen habt, war es sinnlos darüber zu reden. Außerdem hatten wir andere Sorgen.«
    »Und?« fragte Manuela.
    »Perseus hat’s damals geschafft, Medusa zu töten, indem er ihre magische Blicckraft mit seinem spiegelnden Schild zurückwarf. Und diese Gläser spiegeln auch. Ein Lob der Technik, ja?«
    »Witzigerweise haben wir aber jetzt nur zwei Brillen«, murrte Jorgensen.
    Bill nickte. »Richtig. Das heißt, daß in abwechselndem Rhythmus je zwei von uns Brillen tragen werden. Die anderen halten die Augen geschlossen. Wer sich nicht daran hält, geht das Risiko ein, von der Gorgone überrascht zu werden und zu versteinern.«
    »Aber jetzt im Dunkeln - das dauert höchstens noch eine halbe Stunde -sieht man mit diesen Brillen doch nichts mehr.«
    »Oh, genügend«, wehrte Bill ab. »Und die anderen brauchen keine Angst zu haben, weil wir sie notfalls an den Händen nehmen und führen.«
    »Mann, haben Sie ein Gottvertrauen«, murmelte Jorgensen.
    Bill zuckte mit den Schultern und setzte die Brille auf. Er sah jetzt fast nichts mehr, aber man konnte sich vorübergehend daran gewöhnen. Er hoffte, daß in der Nacht nichts Bedrohliches geschah.
    Und er wünschte, Zamorra wäre hier.
    Robert Tendyke ließ die Augen offen. Sie schimmerten in einem seltsamen Glanz.
    ***
    Merlins Stern leuchtete auf.
    Unwillkürlich zuckte Professor Zamorra zusammen. Der hochgewachsene Mann, der alles andere als der Typ des knöchernen, weltfremden Gelehrten war, streckte die Hand aus und berührte die handtellergroße Silberscheibe.
    Sie fühlte sich kühl an.
    Also keine Dämonenwarnung. Aber das war auch unmöglich, hier im abgeschirmten Bereich von Château Montagne, dem Schloß im schönen Loire-Tal. Draußen regnete es, die Tropfen klatschten gegen die Fensterscheibe. Zamorra lag ausgestreckt auf dem Bett und grübelte.
    Er dachte an den Tod.
    Sein langjähriger Freund Kerr, Inspektor bei Scotland Yard, war tot. Und ausgerechnet Zamorras Zauberschwert Gwaiyur war dafür verantwortlich. Gwaiyur, von den Elben zu schmieden begonnen und von den Höllenschmieden des Amun-Re in ferner Vergangenheit vollendet, pendelte zwischen Gut und Böse und hatte sich just in jenem Moment wieder einmal selbständig gemacht und für das Böse entschieden. So war es einer Hexe gelungen, mit dem Schwert Inspektor Kerr zu töten…
    Jetzt war Gwaiyur wieder neutral. Aber dennoch faßte Zamorra das Schwert nicht mehr an. Er haßte es. Es hatte ihm einen Freund genommen, und er hatte es nicht verhindern können.
    Jetzt lag das Schwert im Safe, ganz weit hinten. Zamorra wußte, daß er es doch zuweilen wieder würde benutzen müssen - in Fällen, wo keine andere Waffe gegen die Mächte der Finsternis half. Aber er wünschte sich, daß diese Fälle sich in extrem engen Grenzen halten würden.
    Das Schwert hatte gemordet.
    Sicher, das Amulett, Merlins Stern, war in gewisser Weise noch unzuverlässiger als Gwaiyur. Aber Merlins Stern hatte sich noch nie gegen Zamorras Freunde gewandt. Kerrs Tod war ein niederschmetterndes Erlebnis.
    Was zählte es da noch, daß auch die Hexe die Auseinandersetzung nicht überlebt hatte? Was zählte es, daß Magnus Friedensreich Eysenbeiß, der Große der Sekte der Jenseitsmörder, in die Flucht geschlagen war, vielleicht sogar getötet; genau konnte Zamorra es nicht sagen.
    Kerrs tragischer Tod hatte ihm einen bösen Schlag versetzt. Ausgerechnet Kerr, der Druide, der stets zwischen zwei Welten gestanden hatte, der nur Mensch sein wollte und den das Schicksal immer wieder gezwungen hatte, seine Druiden-Kraft einzusetzen. Gegen seinen Willen.
    Und nun war er ausgerechnet dabei ums Leben gekommen, als er diese ungeliebte Kraft einsetzen mußte. Es war ungerecht.
    Aber konnte man vom Leben immer Erfolge erwarten? Immer nur Siege? Waren die Niederlagen nicht ebenso zwangsläufig? Mußten sie nicht zwangsläufig erfolgen, damit man Siege überhaupt als Siege empfinden konnte?
    »Na schön«, murmelte Zamorra im Selbstgespräch. »Akzeptiert. Aber warum dann ausgerechnet Kerr? Warum nicht irgend ein Unbekannter?«
    Das Amulett leuchtete abermals auf und riß ihn mit seinem Aufglühen aus den trüben Gedanken. Er fragte sich, was das jetzt schon wieder für eine Bedeutung haben mochte. Nach Kerrs Tod hatte er, gelinde ausgedrückt, vorerst einmal die Schnauze gestrichen voll von Kämpfen gegen die Mächte der Finsternis. Aber war
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