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029 - Der tätowierte Tod

029 - Der tätowierte Tod

Titel: 029 - Der tätowierte Tod
Autoren: Dämonenkiller
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spuckte er Samjatin ins Gesicht.
    Dieser lachte nur. »Ich öffne diese beiden Körper für dich – mächtiger Archont Srasham!« schrie Samjatin gellend. »Nimm das Opfer deiner Diener an! Sei gnädig zu allen, die meine Freunde sind! Und meine Feinde sollen auch die deinen sein.«
    Samjatin streckte die Arme in die Höhe. Seine Brustmuskeln spannten sich. Das Scheusal auf seiner Brust begann zu zucken. Es reckte sich nach vorn, stieß zurück, schoß wieder vor – so als wollte es gegen eine Barriere anlaufen, die es zu überwinden galt.
    Paul verstand das nicht. Denn bisher war es für die ein magisches Eigenleben führenden Tätowierungen noch nie ein Problem gewesen, die Körper zu verlassen. Konnte dies ein gutes Omen sein?
    Der mumifizierte Dämon stieß ein furchterregendes Gebrüll aus, das das unterirdische Gewölbe erzittern ließ.
    Als hätte dieser Schrei alle trennenden Barrieren zwischen dieser Welt und den metaphysischen Sphären niedergerissen, löste sich das Scheusal mit dem phallischen Horn von Samjatins Brust. Damit schwanden Pauls letzte Hoffnungen. Er wünschte nur für Ginger, daß der Tod schnell und schmerzlos kam.
    Das Ungetüm über ihnen richtete sich steil auf, fuhr wirbelnd in die Höhe und stieß dann wie ein Geschoß herab. Doch nicht senkrecht, sondern in einem Winkel, daß es sowohl Paul als auch Ginger verfehlen mußte. Es raste auf den Hohenpriester zu.
    Samjatin stieß einen gellenden Schrei aus. Seine Tätowierung war zu ihm zurückgekehrt – aber nicht, um den Platz auf seiner Brust einzunehmen, sondern um ihn mit dem Horn aufzuspießen.
    Der Hohepriester taumelte und versuchte, das auf seiner Brust tobende Scheusal fortzustoßen; doch es hatte sich förmlich in ihn verbissen und suchte sich durch seinen Körper hindurch einen Weg.
    Das war also der Dank eines Dämons, dachte Paul noch in diesem Augenblick. Er nahm an, daß es Srasham war, der sich auf diese Weise seines Hohenpriesters entledigen wollte. Aber schon im nächsten Augenblick erkannte er, daß mit den anderen Sektenmitgliedern Ähnliches passierte. Panik entstand unter ihnen. Sie stoben in alle Richtungen davon; schreiend liefen sie hin und her. Von den Körpern einiger hatten sich die Tätowierungen gelöst; sie stürzten wahllos auf Opfer und zerrissen sich gegenseitig.
    Das Gewölbe wurde wie von einem Erdbeben erschüttert. Der Boden bekam Sprünge. Von der Decke löste sich der Verputz. Zentnerschwere Steinquader stürzten in die Tiefe. Über allem lag Srashams wütendes Gebrüll. Der Dämon zuckte wie unter unsichtbaren Peitschenhieben zusammen. Sein mumifizierter Körper krümmte sich. Er bog den Kopf zurück und verdrehte ihn dann um 180 Grad.
    Nein, der Dämon schrie nicht seine Wut in die Welt hinaus, sondern seinen Schmerz. Er litt unter dem Einfluß irgendwelcher übernatürlichen Kräfte. Unter dem gleichen Einfluß liefen die Tätowierungen, die ein Teil von ihm waren, Amok.
    Paul sah Dorian Hunter inmitten des Chaos stehen. Er war der einzige ruhende Pol. Seine Gesichtstätowierung flammte stärker als je zuvor auf. Paul vermutete, daß es das letzte Aufbäumen gegen die Vernichtung war – ein letztes Aufflackern vor dem Erlöschen.
    Langsam begann er zu erkennen, was sich in diesen Augenblicken abspielte; Augenblicke, die nur Sekunden sein mochten, die sich aber scheinbar zu Ewigkeiten dehnten. Hier fand ein Kampf übersinnlicher Mächte statt. Was er mit den Augen sehen konnte, waren nur Randerscheinungen. Der eigentliche Kampf wurde auf unsichtbaren Ebenen ausgetragen. Es war der Kampf des Guten gegen das Böse.
    Dorian Hunter war der Machtträger des Guten, und Paul konnte nur erahnen, woher er seine Kraft für diese Auseinandersetzung bezog. Es mußte etwas mit den drei Siegeln zu tun haben, die die Neu-Manichäer ihm auferlegt hatten. Die Tätowierung in Dorians Gesicht entflammte noch einmal, dann erlosch sie endgültig.
    Und damit starb auch der Dämon. Als hätte der Dämonenkiller mit der Tätowierung auch sein Lebenslicht ausgelöscht, begann Srasham zu schrumpfen. Die Mumie wurde immer kleiner, schrumpfte von der Größe eines Zwerges zu der eines Fingers, wurde ein Staubkorn und entschwand dann für immer.
    Der Dämon Srasham war nicht mehr. Der Beherrscher der unbelebten Bilder hatte aufgehört zu existieren. Und damit hatten die Tätowierungen auch ihr Leben verloren. Dorian ging zu Paul und Ginger und durchschnitt mit dem Sicheldolch ihre Fesseln.
    Hinter ihnen gaben die
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