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029 - Der tätowierte Tod

029 - Der tätowierte Tod

Titel: 029 - Der tätowierte Tod
Autoren: Dämonenkiller
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gewesen, die ihn zu einem wahren Auserwählten machte, der nach den drei Siegeln leben mußte, ob er nun wollte oder nicht?
    Die nahe Zukunft würde es weisen.
    Dorian ließ sich von Paul und Ginger in den Burnus helfen, steckte den sichelartigen Opferdolch in den Leibgurt und verließ die Stätte des heidnischen Zeremoniells. Paul und Ginger folgten ihm.
    Die Neu-Manichäer ließen sie ziehen. Sie hatten anscheinend nichts mehr zu sagen, obwohl Dorian hoffte, daß er noch einige Instruktionen erhalten würde. Er wußte nicht, wie es weitergehen sollte.

    Da Dorian keine Ahnung hatte, wo er die Tätowierer suchen sollte und wie er an Srasham herankommen konnte, baute er darauf, daß sie ihn finden würden. Deshalb beschloß er, sich überall sehen zu lassen, um so ihre Aufmerksamkeit zu wecken.
    Dorian und seine Begleiter gingen zu Fuß los, setzten auf der Atatürk-Brücke über den Bosporus und wanderten auf dem europäischen Ufer von Ortaköy nach Istanbul, durch die modernen Viertel Besiktas und Beyoglu zur Galatabrücke und kamen über diese in die Altstadt. Dabei sprachen sie kein Wort miteinander. Dorian war in seine Gedanken versunken und dachte über sein weiteres Leben nach.
    Ade Coco! Der Dämonenkiller existierte nicht mehr. Er spürte instinktiv, daß die Magie der Neu-Manichäer ihn dazu zwingen würde, nach den drei Siegeln zu leben. Vielleicht würde er sich irgendwann sogar mit seinem neuen Leben abfinden. Aber welchen Sinn hatte seine Existenz noch? Ein Leben in Askese war nichts für ihn. Er war nicht dazu geboren und würde das Gelübde immer als Zwang empfinden. Er war der Menschheit viel nützlicher, wenn er weiterhin den Kampf gegen das Böse auf seine Weise führte.
    Es war bereits heller Tag, als sie das »Cibyra Oteli« erreichten. Dem Türsteher fielen beinahe die Augen heraus, als er Dorian in seinem Burnus und seine Begleiter in der Hirtenkleidung erblickte. Er erkannte Dorian nicht sofort und wollte ihn nicht hereinlassen. Erst als der Portier ein erschrockenes und nicht minder empörtes »Herr Samjatin!« ausrief, ließ ihn der Türsteher passieren.
    »Meinen Zimmerschlüssel, bitte!« verlangte Dorian höflich und fragte sogleich: »Sind meine Freunde ins Hotel zurückgekehrt?«
    Der Portier vergaß den Mund zu schließen, als er Dorian etwas widerstrebend den Schlüssel aushändigte.
    »Nein, die anderen Herren sind nicht wieder zurückgekehrt«, sagte er schließlich mit belegter Stimme. »Das heißt, Herrn Stolowski hat man in der Zisterne der 1001 Säulen gefunden – tot.«
    Dorian winkte ab. Er lächelte Paul und Ginger zu und winkte ihnen, ihm zum Aufzug zu folgen. Dann überlegte er es sich aber anders und suchte die Bar auf.
    Suleika hatte ihren Dienst bereits aufgenommen und wischte hinter der Theke Gläser. Sie betrachtete Dorian zuerst wie jemanden, der einen leichten Dachschaden hat, doch plötzlich spiegelte sich Erkennen in ihrem Gesicht.
    »Rian, was soll diese Maskerade?« rief sie entgeistert aus. Und sie lachte schallend. Dann wurde sie ernst und fragte mit einem mißtrauischen Seitenblick auf Ginger: »Wo warst du die ganze Nacht? Ich habe auf dich gewartet. Hast du mich etwa mit dieser Fixerin betrogen?«
    »Nein«, sagte Dorian ernst. »Ich habe dieses Mädchen nicht angerührt und werde nie mehr im Leben eine Frau anrühren. Ich habe ein Gelübde abgelegt.«
    Suleika lachte wieder schallend. »Darauf müssen wir einen trinken. Einen Bourbon, Rian? Ich habe deine Marke nicht vergessen. Komm, ich spendiere dir einen. Deinen Freunden auch.«
    »Nur ein Glas Wasser, bitte«, verlangte Dorian und erklärte der staunenden Suleika: »Ich habe auch dem Alkohol abgeschworen.«
    »So ein verrücktes Huhn!« sagte Suleika und genehmigte sich einen Doppelten.
    Hinter sich hörte Dorian ein Räuspern. Er drehte sich um. Vor ihm stand der Portier und machte ein unglückliches Gesicht.
    »Verzeihen Sie, Herr Samjatin …«
    »Ich heiße Dorian Hunter.«
    »Wie bitte?«
    »Es ist wahr«, sagte Suleika hinter der Theke. »Er ist in Wirklichkeit Engländer und heißt Dorian Hunter. Aber sonst begreife ich nichts mehr.«
    »Was wollen Sie also?« fragte Dorian den Portier.
    »Mr. Hunter, ich muß Sie darauf hinweisen, daß Sie sich in dieser Kleidung nicht in der Öffentlichkeit sehen lassen dürfen. Ich meine, vor allem in unserem Hotel, das einen guten Ruf zu verteidigen hat. Es ist so, daß einer meiner Landsleute es als Verstoß gegen die guten Sitten – äh – als
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