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029 - Der tätowierte Tod

029 - Der tätowierte Tod

Titel: 029 - Der tätowierte Tod
Autoren: Dämonenkiller
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ehemaligen Dämonendiener die ersten Lebenszeichen von sich. Ihre Stimmen klangen ängstlich und verschüchtert. Sie hatten noch ihre Erinnerungen an die Geschehnisse, ohne jedoch wirklich zu begreifen, was eigentlich mit ihnen und um sie herum geschehen war. Sie waren frei – und vielleicht sogar gegen die Einflüsse anderer Dämonen immun. Die jedoch, die während des Kräftemessens ihr Leben verloren hatten, waren unweigerlich tot.
    »Ist alles endgültig vorbei?« fragte Ginger unsicher. »Haben die Schrecken ein Ende?«
    »Dieser Schrecken schon«, antwortete der Dämonenkiller.
    Dorian hielt sich den Handspiegel vors Gesicht. Er war erleichtert, daß von der Tätowierung nichts mehr zu sehen war. In London hätte er damit sicherlich großes Aufsehen erregt. Und Coco wäre auch nicht sonderlich erbaut gewesen.
    Coco? Sie war ein Teil seiner Vergangenheit. Die Zukunft würde von seinem Gelübde bestimmt werden.
    Er stutzte, als er im Spiegel hinter sich eine Bewegung sah, und drehte den Spiegel so, daß er genauer sehen konnte, was dort vorging.
    Aus dem Hintergrund des Gewölbes näherte sich eine Gestalt. Es war der Asket, der ihm das Gelübde abgenommen hatte und ihn damit auch gleichzeitig für den Kampf gegen den Dämon stärkte. Der Demiurg der Neu-Manichäer.
    Nachdem Dorian seine Macht kennengelernt hatte, wollte er nicht mehr so felsenfest behaupten, daß er alles andere als die Fleischwerdung des »Lebendigen Geistes« war.
    »Kannst du uns verzeihen, Dorian Hunter?« bat er demütig. »Wir haben falsches Spiel mit dir getrieben, denn wir zwangen dich – gegen deine Überzeugung –, das Gelübde eines Auserwählten abzulegen. Zu meiner Entschuldigung habe ich nur vorzubringen, daß wir keine andere Möglichkeit sahen, die Welt von einem gefährlichen Dämon zu befreien.«
    »Ich weiß«, sagte Dorian. Und er verstand tatsächlich; er benötigte keine weiteren Erklärungen. Er hatte eingesehen, wie notwendig es gewesen war, daß der Dämon einen Teil von sich auf ihn übertrug. Dadurch, daß er ein Auserwählter war, bekam der Dämon keine Macht über ihn – das Gegenteil trat ein.
    Andererseits glaubte der Dämonenkiller aber, daß er auch mit seinen Methoden ans Ziel gekommen wäre. Doch Spekulationen darüber waren jetzt müßig; es zählte nur der Erfolg.
    »Selbstverständlich«, unterbrach die Stimme des Demiurgen seine Gedanken, »bist du von den drei Siegeln befreit, wenn du es wünschst. Aber es wäre eine große Ehre für uns, einen Mann wie dich zu unseren Auserwählten zählen zu dürfen.«
    »Auch ich würde mich geehrt fühlen« sagte Dorian, »aber ich glaube, ein Leben in Askese wäre nichts für mich. Ich bin kein Philosoph, sondern mehr ein Mann der Tat. Vielleicht zählt das in deinen Augen nicht viel.«
    »Unter dem Licht des Vaters der Größe hat jeder aufrechte Mann seinen Platz«, sagte der Demiurg weise.
    »Eben«, stimmte Dorian vorbehaltlos zu. »Und ich habe eben meine eigenen Methoden, das Böse zu bekämpfen. Ich benutze lieber meinen logischen Verstand, um Dämonen aufzuspüren – und mit diesen meinen Händen töte ich sie.« Dorian zog den Opferdolch aus dem Gürtel und wollte ihn dem Neu-Manichäer zurückgeben.
    Dieser wehrte ab. »Behalte ihn als Andenken. Vielleicht ist er dir eines Tages noch nützlich.«
    Dorian wog den Dolch in der Hand und starrte auf die Inschrift der Klinge. »Würdest du mir verraten, was hier geschrieben steht?«
    »Tod den Untoten, in deren Adern fremdes Blut fließt!« Damit wandte sich der Demiurg um und ging davon.
    Dorian starrte ihm nach, bis er mit seinen Jüngern das Gewölbe verlassen hatte. Viele der überlebenden Dämonenopfer schlossen sich ihnen an. Nur Paul und Ginger nicht.
    »Wäre das nicht auch etwas für euch?« fragte er Paul.
    »Wir kehren in den Westen zurück und werden dort die Lehren Manis verbreiten«, sagte Ginger an Pauls Statt.
    Es klang Dorian etwas zu geschwollen, und er vermutete fast, daß in Europa bald überall obskure Sekten wie Pilze aus dem Boden schießen würden, die den Manichäismus bis zur Unkenntlichkeit verzerrten. Denn nicht einmal die Neu-Manichäer hielten sich genau an die alten Lehren.
    Dorian sprach seine Gedanken aber nicht aus. Er wünschte den beiden nur viel Glück.
    »Hallo, Hunter!«
    Dorian erschrak, als er die vertraute Stimme in seinem Rücken vernahm. »Alexej Suslikow!« entfuhr es ihm. »Daß Sie unter den Überlebenden sind!«
    »Na, sehr erfreut klingt das nicht gerade«,
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