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029 - Der tätowierte Tod

029 - Der tätowierte Tod

Titel: 029 - Der tätowierte Tod
Autoren: Dämonenkiller
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erlangen«, antwortete der Demiurg. »Samjatin fand bei Ausgrabungen in Abydos die Mumie Srashams. Vor vielen Jahrhunderten gelang es den Gnostikern, die aus den Manichäern hervorgingen, den Archonten Srasham zu entmachten, indem sie seinen Körper über und über tätowierten. Danach ruhte Srasham, bis Samjatin ihn fand. Anstatt die Mumie zu vernichten, übertrug er die Tätowierungen auf Menschen, die dadurch zu Srashams Opfer wurden.«
    »Ich habe die Mumie gesehen. Sie weist nur noch eine Tätowierung auf – und zwar im Gesicht. Was passiert, wenn diese ebenfalls auf ein Opfer übertragen wird?«
    »Dann wird Srasham zu furchtbarem Leben erwachen und die Herrschaft über diese Welt an sich zu reißen versuchen. Niemand wird ihn mehr bezwingen können. Srasham wird verhindern, daß es zum Jüngsten Gericht kommt, bei dem die Erde 1468 Jahre brennen soll, damit alles Böse ausgetilgt wird.«
    Dorian konnte sehr gut zwischen Dichtung und Wahrheit unterscheiden. Wenn er den Aberglauben herausfilterte, so blieb immer noch der Dämon Srasham als echte Bedrohung zurück. Er zweifelte nicht daran, daß Srashams Erwachen unmittelbar bevorstand. Er hatte ja mit eigenen Augen gesehen, welch tödliches Eigenleben schon die Tätowierungen bekommen konnten.
    »Und was habe ich damit zu tun?« erkundigte sich Dorian unbehaglich.
    »Du bist der Auserwählte, der Srasham vernichten soll.« Der Demiurg erhob sich von seinem Platz. »Nimm nun die drei Siegel entgegen, nach denen du fortan leben sollst.«
    Irgendwo wurde ein Gong geschlagen, und das heidnische Zeremoniell begann. Dorian hatte keine andere Wahl, als es schweigend über sich ergehen zu lassen. Jede Gegenwehr wäre zwecklos gewesen.

    Sie waren in einer feierlichen Prozession zum Opferstein ins Freie gegangen. Dorian mußte sich auf den Opferstein legen. Hinter seinem Kopf stand der Demiurg. Babek und Namik flankierten ihn. Namik war mit seiner Schlangennadel ausgerüstet. Babek hielt die beiden Opferdolche überkreuzt.
    Nachdem der Demiurg sein Gebet in uigurischer Sprache abgehalten hatte, sagte er auf englisch: »Nimm zuerst das Siegel des Mundes entgegen, Dorian Hunter, auf daß du dich des Genusses von Wein, Fleisch und Früchten enthalten kannst.«
    Dorian dachte wehmütig daran, daß in dieses Verbot wohl auch Whisky und Zigaretten mit eingeschlossen waren. Bevor er diesen Gedanken noch zu Ende denken konnte, wurde ein blökendes Schaf über ihn gehalten. Sein Humor verging ihm augenblicklich, als Babek dem Tier die Gurgel durchschnitt und das warme Blut sich über Dorians Gesicht ergoß. Er meinte zu ersticken, wollte sich aufbäumen, aber da traf ihn eine Reihe von Nadelstichen rund um den Mund. Sein Gesicht wurde gefühllos. Alles drehte sich vor seinen Augen. Er glaubte zu schweben, blieb aber bei Bewußtsein.
    »So nimm nun auch das Siegel der Hände entgegen, das dir jede sündige Handlung verbietet.«
    Die Nadeln stachen in Dorians Handrücken. Er verspürte keinen Schmerz – und diesmal blieben auch die für diese Art der Akupunktur charakteristischen Lähmungserscheinungen aus. Nach einem bestimmten Muster geknotete Schnüre wurden um seine Hände geschlungen und schnitten tief in sein Fleisch ein. Es tat nicht weh, und er empfand es beinahe als Labsal, als man seine Hände in Schalen mit Lammblut tauchte.
    »Und gelobe nun auch, nach dem Siegel des Busens zu leben, das dein Fleisch stark macht, so daß du den Verführungskünsten des Weibes widerstehen kannst und dem Geschlechtsverkehr abschwörst.«
    Der Demiurg sprach leise, aber eindringlich – und Dorian verstand nur zu deutlich, worauf er nun fortan zu verzichten hatte.
    Während Namik die Schlangennadel über Dorians Lenden kreisen ließ, drückte ihm Babek den Opferdolch mit der Innenschneide in die bandagierte Rechte. Dann hielt er ihm eine Taube hin, und Dorian schnitt dem Tier gegen seinen eigenen Willen den Leib auf. Babek nahm der Taube das Herz heraus und malte mit ihrem Herzblut einen Kreis um den Dämonenkiller. Ringsum ertönten die uigurischen Gesänge der Manichäer.
    »Und nun steh auf und gehe deines Weges! Das Licht des Vaters der Größe wird dich den rechten Pfad führen. Nimm den Opferdolch als Belohnung mit und auch diese beiden Hörer Manis, die deine Diener sein sollen!«
    Dorian kletterte benommen vom Opferstein. Er wußte noch nicht, was er von dem Hokuspokus halten sollte. War das Ganze nur eine Augenauswischerei, oder war tatsächlich weiße Magie mit im Spiel
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