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029 - Der tätowierte Tod

029 - Der tätowierte Tod

Titel: 029 - Der tätowierte Tod
Autoren: Dämonenkiller
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und er fragte: »Wo ist deine Tätowierung, Juri Samjatin?«
    »Ich bin nicht Juri Samjatin«, behauptete Dorian wieder. »Und ich war noch nie tätowiert!«
    »Lügner!« herrschte Namik ihn an. »Ich weiß, daß du Srasham in dir trägst. Durch welchen Zauber hast du das Mal des Beherrschers der unbelebten Bilder unsichtbar gemacht?«
    »Wie oft soll ich euch denn noch sagen, daß ich nicht Juri Samjatin bin?« rief Dorian ungeduldig. »Ich heiße Dorian Hunter!«
    »Schweig!« befahl wieder Babek. Er ließ die Klingen der beiden Dolche erneut vor Dorians Gesicht gegeneinanderschlagen. »Ziehen wir ihm einfach die Haut ab. Dann wird der Zauber erlöschen.«
    »Ja, das sollten wir tun«, stimmte Namik zu.
    »Ihr seid wahnsinnig!« stieß Dorian hervor.
    Er spürte, wie die Lähmung langsam von seinen Gliedern wich. Er konnte schon drei Finger einer Hand bewegen. Vielleicht war die Wirkung der Nadelstiche bereits in wenigen Minuten wieder verflogen. Er mußte die beiden solange hinhalten.
    »Wieso glaubt ihr denn, daß ich tätowiert sein müßte?« fragte Dorian schnell, als er sah, wie Babek den Dolch, der die Schneide an der Außenkrümmung der Klinge hatte, an seiner Brust ansetzte.
    Da der Wagen bei der halsbrecherischen Fahrt durch die Altstadt von Istanbul zu sehr schaukelte, hatte Babek keine ruhige Hand. Aus dem Führerhaus drang das Fluchen des Fahrers zu ihnen, der sich offenbar über die anderen Verkehrsteilnehmer ärgerte. Als Babek wieder die Klinge des Dolches an Dorians Brust ansetzen wollte, schleuderte der Wagen plötzlich. Bremsen quietschten, die Reifen blockierten, und Sekundenbruchteile später krachte es, als der Wagen gegen ein Hindernis stieß.
    Babek und Namik purzelten durcheinander. Dorian rutschte auf dem Rücken in Richtung Führerhaus und stieß mit dem Kopf gegen etwas Weiches. In seinem Kopf war ein heftiges Pochen.
    Er versuchte, sich zu erheben. Seine Glieder waren schwer wie Blei, aber er nahm all seine Kraft zusammen. Er mußte fort von hier, bevor diese beiden Verrückten sich wieder um ihn kümmern konnten. Seine Glieder und sein Körper waren immer noch gefühllos, aber wenigstens konnte er sich wieder einigermaßen bewegen. Er blickte sich im Laderaum des Lieferwagens um. Namik lag in verkrümmter Haltung da. Aus einer Platzwunde auf der Stirn sickerte Blut. Er mußte sich den Schädel angestoßen haben. Die Rechte mit der Schlangennadel war ausgestreckt, und – Dorian traute seinen Augen nicht – die Nadel steckte in Babeks Brust. Er war durch den Nadelstich bewegungsunfähig geworden.
    Dorian wußte, daß er noch lange nicht gerettet war. Die Stimme des Fahrers, der steinerweichend fluchte, erinnerte ihn daran, daß er es mit einem weiteren Gegner zu tun hatte.
    Als er an der Ladetür ein Geräusch hörte, nahm er Namik schnell die Schlangennadel aus der verkrampften Hand. Die Ladetür ging auf: Der Fahrer sah plötzlich einen Schatten auf sich zuspringen. Seine Augen weiteten sich vor Überraschung, als er den Gefangenen erkannte und die Nadel in seiner Hand aufblitzen sah. Er machte instinktiv einen Schritt zurück, konnte dadurch jedoch nicht mehr verhindern, daß ihn die Nadel an der Brust traf. Mit einem gellenden Aufschrei, die Schlangennadel in der Brust, stürzte er davon.
    Dorian machte sich keine Gedanken darüber, warum die Nadel keine lähmende Wirkung hatte, wenn er sie einsetzte. Er kletterte vom Wagen und stelzte auf steifen Beinen davon. Einmal rutschte er auf dem Kopfsteinpflaster aus. Die Straße war mit einer Eisschicht überzogen.
    Eigentlich mußte er dankbar dafür sein, daß der Nieselregen gefroren war und die Straße glatt wie eine Rutschbahn gemacht hatte. Er drehte sich noch einmal nach dem Lieferwagen um. Dieser stand quer über die steil aufwärts führende Straße. Der Kühler klebte an einer Hauswand. Einige Passanten hatten sich darum versammelt. Ihr aufgeregtes Schnattern zeigte dem Dämonenkiller an, daß sie die beiden Bewußtlosen auf der Ladefläche entdeckt hatten.
    Er machte, daß er so schnell wie möglich von hier fortkam. Vorerst war sein Bedarf an Überraschungen gedeckt.

    Gregor Stolowski hatte aus der Halle angerufen und Alexej Suslikow gemeldet, daß Dorian Hunter aufgetaucht sei. Suslikow trug ihm auf, ihn auf Schritt und Tritt zu bewachen. Er selbst wollte die günstige Gelegenheit nutzen, um zu einem Drink zu kommen.
    Suslikows Ärger über Hunter war bereits verflogen. Er hatte es als Anmaßung sondergleichen empfunden,
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