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029 - Der tätowierte Tod

029 - Der tätowierte Tod

Titel: 029 - Der tätowierte Tod
Autoren: Dämonenkiller
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Boden des Lieferwagens.
    Dorian versetzte dem Mann, der sich über ihn gebeugt hatte, einen Handkantenschlag, daß er gurgelnd gegen die Wand geschleudert wurde. Bevor er sich jedoch dem zweiten Gegner zuwenden konnte, verspürte er im Rücken einen Stich, so als hätte er sich einen Wirbel des Rückgrats verletzt. Und gleich darauf erlahmten seine Bewegungen. Er wollte die Arme heben, doch es gelang ihm nicht. Er versuchte, das Gleichgewicht zu bewahren, doch auch das erwies sich als unmöglich. Langsam drehte er sich um seine eigene Achse.
    Der Mann, den er mit einem Handkantenschlag getroffen hatte, fing ihn auf und legte ihn wieder auf den Rücken. Er sagte: »Gut gestochen, Namik.«
    »Der Lebendige Geist hat meine Hand geführt, Babek«, erwiderte der Mann mit der Schlangennadel.
    Dorian sah die Gesichter der beiden über sich tanzen. Ihre ruckartigen Bewegungen rührten wohl vom Schaukeln des Lieferwagens her.
    »So, Juri Samjatin«, sagte der Mann mit der Nadel wieder, der Namik hieß. »Jetzt werden wir dir die unreine Haut abziehen.«
    Dorian wurde heiß, als er sah, daß der andere Mann, der von seinem Kameraden Babek genannt worden war, eine Schatulle aufklappte. Er sah darin etwas glitzern, ohne den Inhalt vorerst jedoch genau erkennen zu können. Dann wurde seine Aufmerksamkeit wieder auf Namik gelenkt.
    Namik murmelte etwas in einer unverständlichen Sprache. Dorian, dessen Geist hellwach war, versuchte zu verstehen, was der Mann mit der Schlangennadel sagte. Einige Brocken kamen ihm vertraut vor, ohne daß er ihren Sinn verstehen konnte. Er vermutete, daß es sich um Uigurisch handelte, um Alttürkisch.
    Namik zeichnete mit der Nadel über Dorians Brust ornamentartige Muster in die Luft. Plötzlich sauste die Nadel herab, und er stach Dorian einige Male damit. Den ersten Einstich in seiner Brust spürte der Dämonenkiller noch ganz schwach, die anderen dagegen überhaupt nicht mehr. Es war, als würde Namik seinen Oberkörper durch Akupunktieren schmerzunempfindlich machen. Dazu murmelte er unablässig seine Beschwörungsformeln in der fremden Sprache vor sich hin.
    Dorian öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Zuerst kam nur ein Krächzen über seine Lippen, aber er erkannte, daß er sprechen konnte, obwohl sein übriger Körper gelähmt war.
    »Ihr unterliegt – einem Mißverständnis«, brachte er schließlich hervor. Noch nie zuvor hatte er sich während des Wachseins so hilflos gefühlt.
    »Ein Mißverständnis?« echote Babek spöttisch. »Das wird sich gleich herausstellen.«
    Jetzt konnte Dorian sehen, was er aus der Schatulle geholt hatte. Es handelte sich um zwei Krummdolche von einmalig schöner Ausführung. Die Griffe waren aus Gold und Leder und reich verziert. In die breiten Klingen waren alte Schriftzeichen eingraviert. Dorian erkannte auch, daß der eine Dolch die Schneide an der Außenseite der Klinge hatte, während bei dem anderen die Innenkrümmung rasierklingenscharf war; diesen Dolch mußte man wie eine Sichel handhaben.
    Babek überkreuzte die beiden Klingen und hielt sie Dorian vors Gesicht. Dem Dämonenkiller brach der kalte Schweiß aus.
    »Ich lege deine Brust frei, Juri Samjatin«, murmelte Namik, öffnete Dorians Rock und knöpfte ihm dann die Weste auf.
    »Ich bin nicht Juri Samjatin!« rief Dorian verzweifelt.
    »Lügen helfen dem Bösen in dir auch nichts mehr«, erklärte Babek und schlug die Klingen der beiden Dolche in einem monotonen Rhythmus aufeinander.
    Dorians Brust war jetzt entblößt. »Ihr irrt euch!« schrie der Dämonenkiller. »Ich kann nicht der Juri Samjatin sein, den ihr sucht. Das ist nicht mein richtiger Name. Ihr …«
    Namik gab einen überraschten Ausruf von sich, und begann in der uigurischen Sprache zu schnattern. Er war so fassungslos, daß er den Halt verlor, als der Wagen um eine Kurve fuhr. Auch Babek war für einen Augenblick unachtsam, so daß er fast auf Dorian fiel. Der sah die beiden Dolche auf sich zukommen und schloß die Augen. Zum Glück sausten sie an ihm vorbei, ohne ihn zu verletzen.
    »Was bedeutet das?« sagte Namik schließlich verblüfft, während er auf Dorians entblößte Brust starrte. »Du bist nicht rasiert!« Ihm schienen vor Überraschung die Augen aus den Höhlen zu quellen.
    Die Situation hatte auf einmal fast etwas Komisches.
    »Ich habe euch doch schon gesagt, ich …«, begann Dorian.
    »Schweig!« fuhr Babek ihn an. Auch er starrte fassungslos auf Dorians entblößte Brust. Sein Gesicht bekam einen harten Zug,
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