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0287 - Sein Mörder war schon unterwegs

0287 - Sein Mörder war schon unterwegs

Titel: 0287 - Sein Mörder war schon unterwegs
Autoren: Sein Mörder war schon unterwegs
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Holztür klopfte.
    Mein Herz schlug bis in den Hals hinein. Sekunden dehnten sich zu Ewigkeiten. Phil klopfte ein zweites Mal. Und dann musste jemand die Tür geöffnet haben, denn Phil sprach halblaut: »Guten Morgen, Sir! Entschuldigen Sie, dass ich Sie störe. Ich habe oben drüber Lumpen verbrannt und jetzt hat der Teppich Feuer gefangen. Ich kriege den verdammten Feuerlöscher nicht aus den Haken. Könnten Sie mir wohl…«
    »Mann, was für ein Idiot sind Sie denn bloß!«, schimpfte eine Stimme. »Wozu gibt es im Keller eigentlich Müllverbrennungsanlagen? Kommen Sie, los, schnell, bevor uns die Bude über dem Kopf abbrennt!«
    Hastige Schritte näherten sich über uns im Flur. Wir drückten uns enger an die Wand hinter der Treppe, die auf die dritte Etage mündete. Ich hatte richtig kalkuliert. Lister konnte die Feuerwehr nicht im Hause gebrauchen.
    Die Stimme des Mannes, mit dem Phil devot und in umständlicher Art biederer Leute gesprochen hatte, war die Stimme von Sticky gewesen. Wenn der Hausmeister recht hatte, musste Lister jetzt allein in der Wohnung sein.
    »Ihr wisst Bescheid«, schärfte ich den vier Kollegen ein letztes mal ein. »Sobald ich laut rufe oder geschossen wird, fangt ihr an ›Feuer‹ zu brüllen. Klar?«
    Sie nicktep. Wir lauschten im Treppenschacht nach oben. Aber es war nicht das leiseste Geräusch zu vernehmen. Phil musste seine Aufgabe erledigt haben. (Sie bestand kurzerhand darin, Sticky mit dem Lauf der Pistole von hinten niederzuschlagen, sobald sie die fünfte Etage erreicht hatten. Phil hatte ihm in keuchender Gebrechlichkeit einen kleinen Vorsprung gelassen und zugeschlagen, als Sticky den Fuß auf die oberste Stufe setzte.)
    Ein Kollege blieb im Treppenschacht. Einer wandte sich nach rechts in den Flur der vierten Etage, der andere nach links, und der letzte endlich blieb auf der Halbetage zwischen dem vierten und fünften Stockwerk stehen. Wenn es nötig wurde, Lister abzulenken, hoffte ich, dass es mit dem Gebrüll ›Feuer‹ zu erreichen war.
    Ich wartete, bis der Kollege, der im Flur von Listers Apartment gegebenenfalls schreien sollte, auf Zehenspitzen das Ende des langen Korridors erreicht hatte. Während ich darauf wartete, nahm mein Unterbewusstsein den Geruch von Plüsch, Staub und modernder Vergangenheit wahr.
    Es war soweit. Draußen musste das Haus jetzt vom ersten und der ganze Block vom zweiten Sperrkreis hermetisch abgeriegelt sein. Ich huschte leise ein paar Stufen zum fünften Geschoss hinauf, um sie dann mit hörbaren, hastigen, aber nicht zu lauten Schritten herabzukommen. Eilig schlurfte ich durch den Flur. Um ein Haar hätte ich seine Tür verfehlt. Ich klopfte hastig, aber nicht zu laut, wie jemand, der es eilig hat, aber nicht das ganze Haus aufwecken will.
    Hinter der Tür wurde ein wütendes Brummen laut. Schritte kamen heran. Die Tür ging einen Spaltbreit auf.
    Das erste, was ich wahrnahm, war der Dunst von Alkohol. Das zweite sein Gesicht. Das Gesicht von George Lister. Er reckte es in den Türspalt hinein und mir entgegen. Genau wie ich brauchte er zwei Herzschläge, bis er mich erkannt hatte.
    Ich hatte die Faust schon geballt, bevor die Tür aufging. Ich warnte ihn nicht. Ich wartete nicht auf seinen Angriff.
    Ich schlug zu. Und ich warf in den Hieb hinein, was Körpergewicht und Kraft hergaben.
    George Lister wurde nach hinten geworfen, taumelte rückwärts durch das Zimmer, während ich ihm schon nachsprang, und krachte schließlich auf eine altmodische Couch, die mit Plüsch bezogen war. Die Couch machte es gnädig für ihn. Da er die Tür nicht weit genug geöffnet hatte, hatte ich das Kinn nicht treffen können, sondern nur das linke Schlüsselbein.
    Er federte aus der Couch zurück wie von einem Katapult. Mit der Rechten riss er einen Stuhl hoch. Ich konnte meine eigene Wucht nicht bremsen und riss die Arme hoch, während ich den Kopf einzog.
    Der Stuhl traf mich nur halb in der Gegend des linken Schulterblattes.
    Der Schmerz wurde mir eigentlich erst später bewusst. Ich schlug meine beiden Fäuste in seine Brustgrube hinein. Wieder stürzte er auf die Couch. Aber er riss die Beine hoch. Ich packte den ersten Fuß, den ich zu fassen bekam, und drehte ihn nach außen.
    Lister schrie. Ich ließ ihn los. Keuchend schöpfte ich Luft. Und da hatte er auf einmal das Schnappmesser in der Hand. In meinem Gehirn hakte etwas aus. Ich beugte mich vor und schlug ihm die Faust von unten her gegen den Ellenbogen. Das Messer wirbelte durch die
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