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0287 - Sein Mörder war schon unterwegs

0287 - Sein Mörder war schon unterwegs

Titel: 0287 - Sein Mörder war schon unterwegs
Autoren: Sein Mörder war schon unterwegs
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Irrsinn!«, entfuhr es mir.
    »Freilich«, nickte Right. »Aber für die alten Czernys war Amerika eben das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, wie sie es zu Hause in Europa immer gehört hatten. Und sie vertrauten Lister doch. Das Unglück wollte es, dass Robert ausgerechnet zu dieser Zeit infolge seiner sensiblen Veranlagung eine schwere seelische Krise durchmachen und wochenlang in einer Nervenheilanstalt liegen musste, was ja auch viel Geld kostete. Da gab der alte Czerny seine gesamten Ersparnisse an Lister mit der Bitte, sie möglichst gewinnbringend anzulegen. Er tat es auf die vielleicht gewinnbringendste Weise, die es gibt. Er kaufte von Czernys Geld auf dem Rauschgiftmarkt Morphium und ließ es von den beiden ahnungslosen alten Leuten selbst an die Süchtigen verkaufen.«
    »Aber das is't doch ausgeschlossen!«
    »Gar nicht«, sagte Sergeant Right bitter. »Die alten Leutchen dachten, sie verkauften Aufbaupräparate völlig harmloser Art. Lister schickte ihnen die Kunden. Er kauft die Ware zehnmal billiger ein, als er es den alten Leuten vorlog, machte das dickste Geschäft, und ließ die Alten auch noch das Risiko tragen…«
    Right nahm einen Schluck Whisky. Seine Stimme gewann an metallener Härte, als er fortfuhr.
    »Es kam, wie es schließlich kommen musste. Das FBI kam dahinter. Es war keine große Rauschgiftsache, aber es war eine Rauschgiftsache. Als die beiden alten Leutchen in der größten Gefahr waren, roch Lister etwas. Er hat einen Instinkt dafür. Er sagte ihnen kurz und bündig, wenn sie ihn nicht aus dem Spiel ließen, würde er sich auch nicht um die Kinder kümmern. Robert müsste dann aus der Heilanstalt heraus und würde vermutlich irrsinnig werden. Und aus Berta - nun, bei einem so hübschen Mädchen könnten sie sich ja ausmalen, wie es über kurz oder lang seinen Lebensunterhalt verdienen müsste, wenn keine schützende Hand auf ihr ruhte. Die Alten sahen keinen Ausweg. Unbeholfen, wie sie nun einmal waren, fremd in einer fremden Welt, begingen sie Selbstmord, bevor sie verhaftet werden konnten. Sie dichteten Tür und Fenster ab und drehten in der Küche den Gashahn auf.«
    Lange Zeit herrschte Schweigen. Dann steckte sich Right plötzlich eine Zigarette an.
    »Die Polizei vertuschte den Selbstmord vor den beiden Kindern. Robert war krank, und man fürchtete, Berta sei vielleicht auch seelisch anfällig. Also stellte man alles als einen Unfall hin. Die Gasleitung sei undicht gewesen.«
    Ich sah das Gesicht von George Lister vor mir auftauchen. Und ich sah, wie sich meine Fäuste geballt hatten, dass sich mir die Nägel ins Fleisch gruben.
    »Aber das ist nicht alles«, fuhr Sergeant Right fort. »Noch während Lister freundschaftlich bei den alten Czernys verkehrte, verführte er hinter ihrem Rücken die Tochter. Als ich sie kennenlernte, war sie neunzehn. Und Lister hatte sie bereits an Morphium gewöhnt. Ich stellte ihn zur Rede. Wenn ich ihn anzeigte, drohte er, würde er durch die Zeitungen klarstellen lassen, dass die alten Czernys Selbstmord begangen hätten und warum sie es getan hätten. Ich wollte keinen solchen Skandal. Einmal nicht wegen Berta, zum anderen nicht wegen Robert, der auf Staatskosten weiterbehandelt worden war bis zu seiner völligen Heilung. Er war gerade erst aus dem Krankenhaus entlassen worden. Wir gaben uns zusammen Mühe, Berta von Lister loszubringen. Es schien unmöglich. Alles Reden half nichts. Sie war wie von Sinnen. Sie vergötterte ihn. Und sie konnte ja auch wirklich ohne sein Morphium nicht mehr leben. Da kam Robert auf den rettenden Einfall. Er hatte während seines langen Krankenhausaufenthaltes viele Ärzte kennengelernt. Er zog einen jungen Arzt ins Vertrauen. Zusammen mit seiner Schwester durfte er die Stationen besuchen, wo jene menschlichen Wracks lagen, die vom Rauschgift endgültig ruiniert worden waren, dahindämmernde, zwischen Tod und Wahnsinn schwebende unglückliche Geschöpfe. Der Eindruck auf Berta war unbeschreiblich. Viele Wochen lang haben wir sie abwechselnd nicht aus den Augen gelassen. Es waren schlimme Wochen für uns. Für Berta müssen sie die Hölle gewesen sein. Sie brauchte ihre ganze seelische Kraft, um von dem Rauschgift loszukommen. Wir konnten ihr nicht sagen, dass Lister faktisch schuld am Tod ihrer Eltern war. Als sie die Rauschgiftsucht überwunden hatte, brachten wir es nicht fertig, sie erneut in die schlimmsten seelischen Qualen zu stürzen. Wir verschoben es immer und immer wieder, ihr die furchtbare
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