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0287 - Sein Mörder war schon unterwegs

0287 - Sein Mörder war schon unterwegs

Titel: 0287 - Sein Mörder war schon unterwegs
Autoren: Sein Mörder war schon unterwegs
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suspendiert. Pistole, Ausweis und alle Dienstabzeichen von Ihren' Uniformen haben Sie unverzüglich abzugeben.«
    Burkwich schwieg, Right wurde sich klar darüber, dass der Mann aus der Personalabteilung ihn anstarrte wie ein seltenes Tier, das man vielleicht nie wieder zu Gesicht bekommt.
    ***
    Wir warteten, bis Lister vom Schiff kam. Er sah sich immer wieder suchend um. In den sechs Jahren, die er außerhalb der Staaten verbracht hatte, hatte er sich nicht sonderlich verändert. Nur an den Schläfen gab es ein paar silberne Fäden, die er vor sechs Jahren noch nicht gehabt hatte.
    »Hallo, Lister«, sagte ich in dem Augenblick, da er den Fuß auf amerikanischen Boden setzte.
    Er zuckte zurück. Aus seinen kleinen, mausgrauen Augen sah er mich und danach Phil an, als wollte er uns röntgen.
    »Was gibt es?«, fragte er. »Wenn ihr von einer Zeitung seid - spart euch die Mühe. Ich sage nichts.«
    Ich hielt ihm schweigend meinen FBI-Ausweis hin. Allein die Tatsache, dass Sticky nicht erschienen war, um ihn abzuholen, musste ihn nervös machen. Der Empfang durch FBI-Agenten noch mehr. Trotzdem zuckte keine Muskel in seinem tief gebräunten Gesicht.
    »FBI«, sagte er ohne Bewegung in der leisen, für einen Mann zu hohen Stimme. »Was soll der Unsinn? Ich war sechs Jahre und zwei Monate nicht in den Staaten, also kann auch nichts gegen mich vorliegen.«
    »Trotzdem möchten wir mit Ihnen sprechen, Lister.«
    »Worüber?«
    »Das werden wir Ihnen an Ort und Stelle sagen.«
    »Tun Sie’s hier!«
    Ich schüttelte beharrlich den Kopf, »Wir müssen ein Stück in die Stadt fahren«, erklärte ich.
    »Und wenn ich mich weigere?«
    »Wir sind G-men, Lister. Sie sollten wissen, dass G-men sich durchsetzen können. Entweder kommen Sie freiwillig mit, Lister, oder Sie setzen sich in die Nesseln.«
    Das war nichts als ein Bluff, denn wir hatten wirklich nichts gegen ihn in der Hand. Von einem Haftbefehl ganz zu schweigen. Aber das konnte er nicht wissen. Nach einem kurzen Zögern fragte er: »Wie lange dauert es?«
    »Höchstens eine Stunde.«
    »Und dann?«
    »Wir bringen Sie wieder hier zum Schiff zurück.«
    »Also gut«, sagte er. »Los, fahren wir!«
    Zu dritt war es in meinem Jaguar ein bisschen eng. Aber Lister verlor kein Wort darüber. Schweigend fuhren wir vom Hudsonufer weg stadteinwärts. Unser Ziel war die Hausnummer 400 in der 29th Street East. Außer dem Medical Center und dem Bellevue Hospital gab es dort ein Gebäude, das Lister nicht zu kennen schien. Als wir ausstiegen, fragte er: »Was soll ich in einem Krankenhaus?«
    »Warten Sie’s ab!«, erwiderte Phil barsch.
    Wir gingen hinein. Bobby Liefenthal sah uns kommen. Er verließ seine Glaskabine und nickte uns stumm zu. Der alte Bobby schlurfte vor uns her durch den gekachelten Flur. Wie immer raschelte sein gestärkter weißer Kittel bei jeder Bewegung.
    Ich beobachtete Lister aus den Augenwinkeln. Er hatte inzwischen erraten, wo wir uns befanden. Aber sein Gesicht blieb so unbeweglich wie eine Maske aus Stein.
    Bobby drehte den Schraubverschluss an einer ovalen Metalltür, die weiß lackiert war. Als er die schwere Tür aufzog, strömte uns der penetrante Geruch eines Desinfektionsmittels entgegen. Lister holte gelassen ein parfümiertes Taschentuch hervor und drückte es sich vor Mund und Nase.
    Der Wärter zog eine Bahre heraus, die auf zwei beweglichen Schienen lief. Sie war mit einem dicken, roten Gummilaken bedeckt. Undeutlich zeichneten sich darunter die Umrisse einer menschlichen Gestalt ab. Bobby warf uns einen fragenden Blick zu. Phil und ich nickten gleichzeitig. Da klatschte Bobby die obere Hälfte des Lakens um.
    »Gehen Sie vor, Lister«, sagte ich.
    Er zögerte. Phil schob Lister vorwärts. Noch immer blieb sein Gesicht starr wie eine Maske. Aber auf der Stirn erschienen kleine, glitzernde Perlen. Sekundenlang starrte Lister auf die Leiche.
    »Kennen Sie den Mann, Lister?«, fragte ich.
    Jedes einzelne Wort hallte von den Wänden wider. Bobbys Kittel raschelte, als er eine Bewegung machte. Lister zwang sich, noch einmal auf das zu blicken, was auf der Bahre lag. Als er sich gleich darauf umdrehte, war sein Gesicht wächsern gelb.
    »Das… das kann ja kein Mensch identifizieren«, stieß er rau hervor.
    »Doch«, widersprach ich. »Doch, Lister. Die Stadtpolizei hat den Leichnam anhand der Fingerabdrücke identifiziert. Es ist Jimmy Craine.«
    Listers kleine Augen verrieten seine Wachsamkeit. Er nahm das parfümierte Tuch nicht vor dem Mund
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