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0287 - Sein Mörder war schon unterwegs

0287 - Sein Mörder war schon unterwegs

Titel: 0287 - Sein Mörder war schon unterwegs
Autoren: Sein Mörder war schon unterwegs
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weg, sodass seine Stimme dumpf klang.
    »Craine? Was ist denn mit ihm passiert? Ist er betrunken von einer Kaimauer gestürzt?«
    »Schon möglich«, antwortete ich schneidend. »Aber vorher hat ihm jemand mit einer Axt hart auf den Hinterkopf geschlagen. Wussten Sie, dass Craine Ihre Bande übernahm, als Sie vor sechs Jahren die Staaten verließen, Lister?«
    »Nein«, log er. »Davon wusste ich nichts. Es tut mir leid um ihn. Er war immer so ein aufgedrehter Bursche. Dauernd zu Witzen aufgelegt.«
    Wir gingen wieder hinaus. Tief sogen wir die- kühle Luft ein, die der Wind von der Bucht herauf blies. Sie roch nach Meer und dem Qualm der Schiffe.
    »Es ist doch merkwürdig«, sagte ich in den fauchenden Wind hinein, der um die Hausecke pfiff und Abfälle vor sich herwirbelte. »Sechs Jahre lang hat Craine die Bande geführt, die Sie vor ihm geleitet hatten. Kaum kommen Sie zurück, findet die Hafenpolizei Craines Leiche. Ermordet durch einen schweren Schlag mit einem Beil. Sehr merkwürdig, Lister…«
    »Was soll das heißen?«, fragte er.
    »Wir bringen Sie jetzt zurück zum Schiff, Lister«, sagte ich. »Die Regina läuft bereits heute Nachmittag wieder aus. Wenn Sie vernünftig sind, werden Sie wieder an Bord sein. In Mexiko ist es um diese Zeit viel wärmer.«
    »Wollen Sie mir drohen?«
    »Lister, ein Mann’wie Sie plant etwas, wenn er sich plötzlich entschließt, nach New York zurückzukehren. Vermutlich war Craine mit dem nicht einverstanden, was Sie im fernen Mexiko ausgeheckt haben. Wahrscheinlich fiel er deshalb tot in den East River. Noch ist es Zeit für Sie, Lister. Dampfen Sie mit der Regina wieder dahin, woher Sie gekommen sind.«
    Er blickte auf seine Fußspitzen. Plötzlich griff er nach meiner linken Hand und drehte sie so, dass er den Handteller ansehen konnte.
    »In Mexiko gibt es viele alte Weiber, die behaupten, das Schicksal eines Menschen sei in seine Hand gezeichnet«, sagte er mit völlig gleichmütiger Stimme. »Lassen Sie mal sehen, G-man. Oh, das wird Sie interessieren: Ihre Lebenslinie ist unterbrochen. An Ihrer Stelle würde ich in den nächsten Tagen sehr vorsichtig sein, G-man, sehr vorsichtig…«
    ***
    Als Sammy Right zu Hause ankam, hoffte er, dass seine Frau unterwegs wäre zu einem Einkaufsbummel. Unter normalen Umständen hätte sein Dienst erst um vier Uhr nachmittags geendet, und warum sollte Berta den ganzen Tag allein zu Hause herumsitzen? Er wusste nicht, wie er es ihr beibringen sollte.
    Aber seine Frau war nicht unterwegs. Als sie den Schlüssel im Türschloss hörte, erschien sie im Flur und sah Sammy verwundert an.
    »Du kommst schon nach Hause, Sammy? Aber es ist doch nicht einmal elf!«
    »Ich weiß«, brummte Sammy und legte die Schirmmütze auf die Hutablage.
    Berta Right war siebenundzwanzig Jahre alt, wirkte aber jünger. Sie hatte ein College besucht, bevor sie heiratete.
    »Hör mal zu, Darling«, sagte Berta leichthin, »komm in die Küche, ja? Ich wollte mir gerade eine Tasse Kaffee machen.«
    In der Küche pfiff der Wasserkessel. Berta hantierte geschäftig. Als seine Frau ihm eine Tasse mit Kaffee brachte, bemerkte er es erst, als sie ihm einen leichten Stoß gab.
    »Dein Kaffee, Sammy.«
    »Wie? - Ach so. Ja. Danke.«
    »Und nun erzähl, Sammy!«
    »Was soll ich denn erzählen?«, brummte er und stützte den Kopf in beide Hände, weil ihm diese Haltung eine Möglichkeit bot, dem Blick seiner Frau auszuweichen.
    »Meine Güte, Sammy! Irgendetwas muss doch passiert sein! Du bist noch nie um elf nach Hause gekommen, wenn du weitere fünf Stunden Dienst hattest! Also, was ist geschehen?«
    Er holte tief Luft, hob den Kopf und platzte heraus: »Ich bin beurlaubt. Gegen mich läuft ein Ermittlungsverfahren. Wegen Bestechung. Zuerst die Staatsanwaltschaft und dann der Personalausschuss im Hauptquartier. Das ist es. Jetzt weißt du es.«
    Berta Rights Stirn hatte sich in Falten gelegt. Die Frau wurde blass. Eine Weile sagte keiner von beiden ein Wort. Bis die Frau an ihrem Kaffee nippte und die Tasse mit einer plötzlichen, energischen Bewegung zurückstellte.
    »Sammy«, sagte sie in erzwungener Ruhe, »ich zweifle nicht eine Sekunde an deiner Redlichkeit, ich fragte lediglich der Ordnung halber: Der Vorwurf ist natürlich absurd? Du hast dich niemals und von keinem bestechen lassen?«
    »Natürlich nicht«, seufzte er. »Das ist es ja, was ich nicht verstehe.«
    »Also ist es ein Irrtum.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »So einfach kann es nun wieder nicht
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