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0284 - Der Henker und sein Millionär

0284 - Der Henker und sein Millionär

Titel: 0284 - Der Henker und sein Millionär
Autoren: Der Henker und sein Millionär
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ehrlich gestanden nicht recht, Mr. Burslem. Warum interessiert Sie so sehr der Grund, aus dem ich versucht habe, meinem Leben ein Ende zu setzen?«
    Burslem strich über den dicken Vollbart und lächelte. »Weil ich mir völlig klar darüber bin, dass Sie gar keinen zwingenden Grund haben, Mr. Jewell. Dennoch stimme ich Ihnen bedingungslos zu, dass kein Mensch ein Recht hat, einen Mitbürger an seinen Absichten zu hindern. Wer war eigentlich der Mann, der den Sprung in die Tiefe vereitelte?«
    Jewell zuckte die Achseln. »Das weiß ich nicht, Mr. Burslem. Das interessiert mich nicht im Geringsten. Ich werde es wieder versuchen, obwohl ich das Gefühl habe, dass mir in der letzten Konsequenz immer der Mut fehlen wird. Verstehen Sie das?«
    Jewell sah hoch. Die Blicke der beiden Männer trafen sich. Jewell hatte plötzlich das Gefühl, in die tückischen Augen eines Raubtieres zu blicken. Burslem sprach noch immer nicht. Sein Blick senkte sich tief in die Augen des Millionärs. Etwas Magisches ging von diesen schwarzen Augen aus, die Bruce Jewell auf seinem Sessel bannten. Er wollte aufstehen, musste jedoch entsetzt feststellen, dass die Glieder seines Körpers nicht mehr ihm gehörten. Sie schienen ganz unter dem Willen des seltsamen Besuchers zu stehen. Wie aus weiter Feme hörte Jewell die Stimme des Mannes. Monoton und doch zwingend drang sie ihm ins Ohr. Erst nach einer endlos erscheinenden Zeitspanne verstummte sie wieder.
    Es war dem Millionär so, als wenn er aus einem bösen Traum erwachte. Der Stuhl, auf dem Mr. Burslem gesessen hatte, war leer. Jewell drehte sich um und stellte fest, dass er allein im Zimmer war. Neben ihm auf dem Tisch lag ein weißes Briefblatt. Jewell nahm es zur Hand und las den Text. Dann stand er auf und wankte zum Telefon. Als er den Hörer abnahm, meldete sich die Vermittlungszentrale des Hotels.
    »Hier ist Bruce Jewell’. Geben Sie mir bitte LE-5-7700.«
    »Einen Moment, bitte.«
    Ein Knacken in der Leitung. Dann eine Stimme: »Federal Bureau of Investigation, New York City District. Sie wünschen?«
    »Geben Sie mir bitte Agent Decker.«
    Einige Sekunden später war Phil am Apparat.
    »Hallo, hier spricht Decker.«
    »Hallo, Phil. Hier spricht Bruce Tutwiler. Der Fisch hat angebissen, aber fragen Sie mich nicht, auf welche Art. Ich habe ehrlich gesagt, weiche Knie gekommen.«
    »Was ist denn los, Bruce? Seit wann hat ein Special Agent aus Washington Last mit weichen Knien?«
    »Seit es Vertreter gibt, die von Haus zu Haus gehen und einem den Tod verkaufen, Phil.«
    »Wie bitte?«
    »Sie haben richtig gehört. Ich erhielt vor einer Stunde den Besuch eines gewissen Mr. Burslem. Ein Mann, dessen falscher Vollbart über sein tatsächliches Alter hinwegtäuschen soll. Eine halbe Stunde lang plauderte er mit mir über meine Selbstmordabsichten. Dann stellte sich heraus, dass er über durchschnittliche Fähigkeiten auf dem Gebiet der Hypnose verfügt. Auf jeden Fall ist er jetzt wieder verschwunden. Das Einzige, was er zurückgelassen hat, ist ein Vertrag. In diesem Vertrag verpflichte ich mich, ein Testament aufzusetzen, in dem ich zwanzigtausend Dollar der Bruderschaft zum Heil der Welt vermache. Weitere dreißigtausend vermache ich, zwecks Begleichung von Restschulden, dem Inhaber des Kontos 34 008 bei der Chase National Bank hier in New York. Dafür garantiert man mir binnen acht Tage meinen lang ersehnten Tod. Was sagen Sie nun, Phil?«
    »Mir bleibt die Luft weg, Bruce.«
    Tutwiler, der G-man aus Washington lachte. »Da sind Sie bedeutend besser dran als ich, Phil. Die Luft bleibt Ihnen kostenlos weg. Mich kostet der Abschied von dieser Welt runde fünfzigtausend Dollar, die ich zum Glück gar nicht besitze. Immerhin kann ich mir jetzt vorstellen, wie die Millionäre in den Bann dieses Teuf eis gelangten. Er erklärt ihnen, dass auch jeder Tod einen Sinn haben müsse. Er verlangt von ihnen einen Opfertod, mit dem angeblich die sündige Menschheit wachgerüttelt werden soll. Damit versetzt er die unglücklichen Selbstmordkandidaten in einen religiösen Wahn.«
    »Darum also auch die Büßergewänder«, meinte Phil leise. »Als Tarnung für ihre Organisation haben sie die Bruderschaft zum Heil der Welt aufgezogen. Dort beten gläubige Menschen um das Seelenheil der Mitbürger, die von Gott nichts hören wollen. Ihre Gebete sind ein tiefreligiöses Bekenntnis, und sie ahnen nicht, dass der Mann, der s'ie zum Gebet ruft, der Teufel ist. Gestern war übrigens Testamentseröffnung im
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