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0284 - Der Henker und sein Millionär

0284 - Der Henker und sein Millionär

Titel: 0284 - Der Henker und sein Millionär
Autoren: Der Henker und sein Millionär
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Munoz, dem fehlenden Mann. Der saß jedoch in Zelle 311. In Wirklichkeit war Odoni geflohen. Obwohl sofort alles abgesucht wurde, fand man nur noch ein paar Betttücher an der Mauer. Odoni hat sich den Moment der Ablösung auf den Wachttürmen zunutze gemacht. Erst als man die Insassen von Zelle 311 zum täglichen Spaziergang auf dem Hof herausholte, wurde der Schwindel entdeckt. Sie müssen Cotton sofort warnen, Agent Decker!«
    Phil knallte den Hörer einfach auf die Gabel. Dann gab er Alarm. Zehn Minuten später schossen drei Dienstfahrzeuge durch den Torweg auf die East 69. Straße hinaus. Sie sollten jedoch zu spät kommen.
    ***
    Der richtige Odoni stand plötzlich auf. Langsam kam er auf mich zu. In seinem Gesicht sah ich die Wut. Er war ein solider Brocken. Terry, das Spinnenbein, drückte mir noch immer seine Kanone in den Rücken. Ausgesprochen heiter war die Situation nur für die Gegenseite.
    Es war Hugo, der Odonis Vormarsch stoppte. »Lass ihn, Vernie! Wir haben jetzt keine Zeit für irgendwelche Rachegelüste. Jeden Augenblick können die Cops hier sein.«
    Er nickte bedeutsam mit dem Kopf. Gerade wollte ich herumrätseln, was das wohl zu bedeuten hatte, da bekam ich einen Schlag auf den Kopf. Das war es also.
    Als ich wieder zu mir kam, lag ich auf einer Holzpritsche. Um mich herum war es dunkel. Das Brummen eines Motors und das ständige Schaukeln bewiesen mir, dass ich in einem Lieferwagen lag. Erkundungsmärsche meinerseits hatten sie durch eine solide Fesselung unmöglich gemacht.
    Zähneknirschend hörte ich das Sirenengeheul, mit dem ein paar Polizeifahrzeuge an uns vorbei rauschten. Die Fahrt selbst dauerte eine Ewigkeit Ich hatte jedes Zeitgefühl verloren. Endlich hielt der Wagen an. Ich vernahm Stimmengewirr, dann wurde die hintere Tür geöffnet. Sie zogen mich heraus und trugen mich über einen Platz, auf dem ein paar Wracks aufgebockt waren, die früher einmal als schnittige Motorboote über das Wasser gehuscht sein mochten. Sie brachten mich in eine kleine Montagehalle und von dort aus in einen Keller.
    Von einem langen Gang gingen mehrere Eisentüren ab. Eine davon schloss Hugo auf. Der Raum enthielt nichts weiter als ein hölzernes, doppelstöckiges Militärbett. Sie warfen mich gekonnt auf den oberen Strohsack und zogen sich dann zurück.
    Ein schmaler Streifen Sonnenlicht fiel durch die kleine Luke an der Stirnseite. Hier herauszukommen war unmöglich. Ich hatte ja nicht einmal die Möglichkeit, mich vom Bett zu rollen. Da sie mich wohlweislich in die obere Etage verfrachtet hatten, konnte ich mir ausmalen, wie ein solches Manöver ausgehen würde.
    Eine halbe Stunde mochte vergangen sein, als die Tür aufgeschlossen wurde. Sie kamen herein und bauten sich an der Wand auf. Drei Stühle brachten sie mit. Auf den einen setzen sie mich. Die anderen beiden waren für Hugo und Odoni reserviert. Der für mich auf rätselhafte Weise aufgetauchte Gangster aus dem Auburn State Prison nahm mir gegenüber Platz. Hugo setzte sich etwas seitlich. Er grinste mich diabolisch an.
    »Du hast mich sicher nicht erwartet«, begann Odoni die Unterhaltung.
    Ich schüttelte den Kopf. »Wie sollte ich?«
    »Ich bin ausgebrochen.«
    »Das war nicht schwer zu erraten, Odoni. Ein hübscher Husarenstreich. Damit konnten wir nun wirklich nicht rechnen.«
    »Du gehörst zum FBI, nicht wahr?«
    »Du bist ein schlaues Kind, Vernon.«
    Er trat mit gegen die Kniescheibe. Ein höllischer Schmerz zuckte durch das ganze Bein.
    »Du bist auch ein mutiges Kind«, knurrte ich.
    Diesmal stand er auf und schlug mir die Faust ins Gesicht. Ich fiel mit dem Stuhl hintenüber und schlug hart auf dem Boden auf. Mein Ellbogen schien voller Elektrizität zu stecken. Hakennase und Spinnenbein hoben den Stuhl auf und setzten mich wieder darauf.
    Dieses Spiel setzten sie eine Viertelstunde lang fort. Dann ging plötzlich die Tür auf. Sie ließen von mir ab und starrten alle auf den Mann in der Kutte, er hereinkam und vor mir stehen blieb. Sein Gesicht wurde durch eine geschlossene Kapuze verdeckt. Nur die Augen waren frei.
    Er musterte mich durchdringend, dann drehte er sich um und ging schweigend wieder hinaus Die ganze Meute folgte ihm. Spinner und Candy Hockley verließen den Raum zuletzt. Vorher warfen sie mich wieder auf das obere Bett. Völlig ausgepumpt lag ich da. Obwohl ich allein war, glaubte ich noch immer den Blick des Kuttenträgers zu sehen. Es war ein unheimlicher, geradezu lähmender Blick.
    ***
    Am nächsten Vormittag
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