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0284 - Der Henker und sein Millionär

0284 - Der Henker und sein Millionär

Titel: 0284 - Der Henker und sein Millionär
Autoren: Der Henker und sein Millionär
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der Monroe Avenue ab. Zu Fuß pilgerte ich zur Anlegestelle der Manhattan-Fähre. Dort drückte ich mich im Schatten einer Baracke herum, bis der Morgen dämmerte. Kurz bevor das erste Fährboot abfuhr, tauchte der De Soto auf.
    Spinnler starrte mich entgeistert an, als ich zustieg. »Mann, wo kommst du denn her,Vernon?«
    Ich zuckte hilflos mit den Schultern. »Es ist schief gegangen, Terry. Gerade als wir mit dem Sack zum Ufer ’runterwollten, tauchte ein Streifenwagen auf. Ich hetzte sofort zu dem Mercury zurück. Bei Lou war der Schreck wohl zu groß. Ich befürchte, sie haben ihn gefasst. Hinter mir waren sie auch her. Sie haben sogar geschossen, aber ich konnte sie abhängen.«
    Er nickte. »Ihr seid ja direkt an mir vorbeigefahren.«
    »Das war Absicht, Terry. Ich wollte dir damit zu verstehen geben, dass dicke Luft ist.«
    »’ne riskante Art von Warnsystem, die du dir da ausgesucht hast. Bin gespannt, wie Hugo auf die Pleite reagiert. Haben die Cops etwa den Sack gefunden?«
    »Ist anzunehmen, Terry.«
    Er biss sich auf die Lippen.
    Inzwischen war die Sperre geöffnet worden. Spinnler steuerte den De Soto auf die Fähre. Schweigend genossen wir die Überfahrt. Das heißt, ich genoss sie. Wie es bei Terry aussah, konnte ich nicht sagen. Ich war vollkommen davon überzeugt, dass ich ganze Arbeit geleistet hatte.
    ***
    Um sieben Uhr morgens fuhren wir auf den Hof der Papierfabrik. Hugo erwartete uns schon ungeduldig. Ich musste die ganze Litanei noch einmal herunterbeten. Hugo hörte sich auch Terry Bericht in Ruhe an. Ich sah seinem Gesicht an, dass ihn die Sache ziemlich durcheinander brachte. Er sah mich ärgerlich an.
    »Wenn man nur wüsste, was aus Lou geworden ist«, meinte er. »Er ist zwar nicht gerade zimperlich, aber ob er bei einem pausenlosen Verhör dicht hält, das wage ich doch zu bezweifeln. Auf jeden Fall müssen wir sofort von hier verschwinden. Wenn er nämlich aus der Schule plaudert, kommen die Greifer zuerst hierher. Wir werden geschlossen in Marleys Hotel einziehen.«
    Das ging mir ganz gehörig gegen den Strich. Ich hatte nämlich gehofft, allein zur Batavia Street gehen zu können. Wenn wir jetzt geschlossen abrückten, konnte ich nicht mehr mit Phil telefonieren. Mir fiel jedoch nichts ein. Nach den Ereignissen der letzten Nacht durfte ich kein Misstrauen aufkommen lassen. Hugo gebot uns zu warten und verließ den Keller.
    Als er nach zehn Minuten zurückkam, machte er ein finsteres Gesicht.
    »Wir schlagen unser Quartier in Jacobs Versteck in der Bayard Street auf. Bei Marley dürfen wir in keinen Fall einziehen.«
    »Wieso nicht?«, fragte ich erstaunt. »Ist Aldo nicht echt?«
    »Auf Aldo ist Verlass, Vernon. Aber es gibt da andere Gründe, die ich im Moment selbst noch nicht übersehen kann. Packt eure Sachen zusammen!«
    Die Kerle schnappten sich ihre Habseligkeiten. Ich hatte meine Sachen ja noch im Hotel. Meine Gedanken kreisten um Hugos letzten Satz. Er musste während seiner Abwesenheit mit jemand telefoniert haben. Und zwar mit einer sehr wichtigen Person in diesem Spiel. Hugo hatte im Verlauf dieses Gespräches den Auftrag bekommen, ins Versteck der Slide-Gang umzuziehen. Ich hätte ein Monatsgehalt dafür gegeben, wenn ich gewusst hätte, wer Hugos Gesprächspartner gewesen war.
    Wir fuhren mit dem De Soto zur Bayard Street. Das heißt, die anderen Boys, denn mich setzten sie in der Batavia Street ab.
    »Du sollst bei Marley wohnen bleiben, Odoni. Irgendwelche Nachrichten für dich werden im Hotel abgegeben.«
    Nach diesen Worten gab Hugo Spinnler das Zeichen loszufahren. Ich sah dem Wagen verdutzt nach. Doch dann grinste ich. Nun konnte ich doch noch mit Phil telefonieren. Ich war im Begriff, zur Telefonzelle in der James Street zu gehen, als hinter mir gehustet wurde. Ich fuhr herum. Es war Marley, der in der Tür des Hotels stand.
    »Hallo, Odoni. Komm rein, mein Junge! Wir haben miteinander zu reden.«
    Ich ging auf ihn zu, »Hast du mir auch schon was zu sagen. Aldo?«
    »Und wenn es so wäre, Odoni?«
    Ich lachte meckernd. »Dich sticht wohl der Hafer, Aldo?«
    Er war keineswegs beleidigt. »Ich habe eine Nachricht für dich, Vernon. Eine gute Nachricht, mein Junge, die bares Gold wert ist.«
    »Und was ist das für eine umwerfende Nachricht?«
    »Der Boss will dich sehen.«
    »Welcher Boss?«
    »Der Mann, der alle Fäden in der Hand hält,Vernon. Unser aller Chef!«
    ***
    Bruce Jewell, der Millionär aus Ohio, sah seinen Besucher erstaunt an.
    »Ich verstehe Sie
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