Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0283 - Im Banne der grauen Schatten

0283 - Im Banne der grauen Schatten

Titel: 0283 - Im Banne der grauen Schatten
Autoren: Im Banne der grauen Schatten
Vom Netzwerk:
halb fertiges durch.
    »Ich habe sie für einen Fremden gekauft, der mich auf der Straße ansprach.«
    Van Geeren nickte grimmig.
    »Natürlich. Der große Unbekannte! Mister X! Oh, warum lasst ihr euch nicht wenigstens mal was Neues einfallen!«
    Mit einem raschen Griff riss er unter dem schmuddeligen Kopfkissen eine zusammengefaltete Zeitung an sich. Die Schlagzeile bezog sich auf Ballisters Ermordung.
    »Da«, brüllte van Geeren und brachte es sogar fertig, in gespielter Wut einen roten Kopf zu kriegen. »Da, was leugnest du denn noch? Ich hänge dir diesen Mord an! Verlass dich drauf! Mir ist es gleichgültig, wer deswegen zum elektrischen Stuhl marschiert! Mich interessiert nur, dass ich den Fall als geklärt ablegen kann. Ob du nun dafür brennst oder ein anderer!«
    Der Junge schluckte. Er fuhr sich mit der Zungenspitze nervös über die Unterlippe. Dieser Überrumpelung war er nicht gewachsen. Wenn man ihm Zeit gelassen, ihn erst zu einem Polizeirevier mitgenommen oder in ein Office gebracht hätte, wäre seine Widerstandskraft vielleicht in der Transportzeit gewachsen, hätte sich sein Trotz vielleicht hochspielen können. Aber diese Zeit ließ man ihm nicht. Es kam wie eine Sturmflut über ihn.
    »Es war wirklich ein Fremder! Er saß mit einem anderen am Tisch in der kleinen Bar, die zu dem Hotel in der nächsten Querstraße gehört«, stieß Louis Field rau hervor. »Ich stand an der Theke und hatte eine Auseinandersetzung mit Sammy - das ist der Wirt. Er sollte mir ein paar Dosen Bier anschreiben, aber er machte gleich ein Theater, als hätte ich ’ne Million von ihm verlangt.«
    »Weiter, weiter!«, forderte van Geerens Stimme schneidend.
    »Auf einmal sprach mich der Fremde an. Ob ich mir ein paar Bucks verdienen wollte. Das käme drauf an, sagte ich. Na ja, und dann hat er mir erklärt, was ich tun sollte.«
    »Und was war das?«
    »Ich sollte am nächsten Morgen einen Blumenstrauß besorgen, der in einem schönen Karton läge. Preis spielte keine Rolle. Dafür wollte er mir zwei Dollar geben. Ich handelte ihn auf drei rauf und fragte, wo ich den Blumenstrauß hinbringen sollte. In die Hotelhalle, sagte er. Er würde dort auf mich warten. Ich brauchte ja bloß um die Ecke zu gehen, da ist doch gleich ein Blumengeschäft. Ist es vielleicht verboten, jemandem Blumen zu holen?«
    »Wie war das mit dem zweiten Strauß?«, fragte van Geeren unbarmherzig.
    »Ich bin gestern Vormittag in die Bar gegangen, weil ich was essen wollte. Da saßen die beiden Fremden auch schon. Ich glaube, sie wohnen im Hotel. Ich sollte noch einen Strauß Blumen holen, sagten sie. Das habe ich gemacht. Und sie gaben mir wieder drei Dollar dafür. Das ist alles! Dafür kann man mich nicht bestrafen!«
    »Immer der Reihe nach«, brummte der Lieutenant. »Woher kam denn gestern früh der Karton?«
    »Das habe ich doch schon gesagt! Ich habe ihn im Blumengeschäft gekauft!«
    »Das war der Karton vorgestern Abend«, korrigierte van Geeren kopfschüttelnd. »Und woher hast du den heute früh genommen? Im Geschäft hatten sie nämlich keine Kartons mehr da.«
    Es war ein Bluff, aber er wirkte.
    »Na schön«, sagte der Junge. »Im Papierkorb an der Laterne lag so ein Karton. Ich dachte, wenn ich die Blumen ohne Karton kaufen würde, bekäme ich sie ein paar Cents billiger. Aber das stellte sich als Irrtum heraus. Aber da hatte ich schon gesagt, dass ich keinen Karton dabeihaben wollte, und da musste ich dann auch den Karton aus dem Papierkorb nehmen. Die beiden Männer wollten ja unbedingt Blumen mit Karton.«
    »Diese beiden Männer werden wir uns jetzt mal zusammen ansehen«, entschied van Geeren.
    Aber sie hatten die Straßenecke gerade umquert, da blieb der Junge erschrocken stehen und rief leise: »Das sind sie! Die da ihre Koffer in das Taxi packen!«
    »Handy, laufen Sie zurück und holen Sie schnell unseren Wagen«, befahl van Geeren aufgeregt. »Aber schnell! Schnell, Handy!«
    ***
    Wir schlichen an dem Gebäude entlang in den Garten hinein. Bis Phil auf ein kleines Kellerfenster zeigte, das einen Spalt offenstand.
    Ich kniete nieder und wuchtete vorsichtig am Rahmen. Nach zwei kräftigen Rucken ging das Fenster auf. Ich schob den Kopf vor und peilte die Lage. Der große Ofen der Ferngasheizung stand mitten im Raüm. Sonst war nichts zu sehen.
    Ich ließ mich mit den Füßen zuerst hinab. Als ich stand, kam Phil nach. Leise tappten wir zur Tür. Das ganze Gebäude war unterkellert, und wir mussten ein paar Sekunden in dem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher