Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0283 - Im Banne der grauen Schatten

0283 - Im Banne der grauen Schatten

Titel: 0283 - Im Banne der grauen Schatten
Autoren: Im Banne der grauen Schatten
Vom Netzwerk:
des Mörders fand.
    An den verkohlten Resten, die man nach der Explosion von dem Karton gefunden hatte, waren keine brauchbaren Fingerspuren gefunden worden. Von der Seite her ließ sich das Problem also nicht lösen.
    Handy sagte sich in Gedanken die Maße des Kartons her. Er hatte sie auswendig gelernt. Er grübelte und grübelte. Wenn zu einem guten Teil durch seine Schuld ein Unschuldiger des Mordes verdächtigt und verhaftet worden war, war es dann nicht seine Pflicht, diese Scharte wieder auszumerzen? Dem richtigen Täter auf die Spur zu kommen?
    Er konnte sich beinahe an jedes Wort erinnern, das er und van Geeren mit der Verkäuferin in dem Blumengeschäft gewechselt hatten. Mister Bollinger, ja. Das Mädchen hatte ihn genau erkannt. Es gab auch keinen Zweifel, dass Bollinger die Rosen gekauft hatte. Das bestritt er nicht. Aber den Karton wollte er weggeworfen haben. Weggeworfen. Weggeworfen. Handy stutzte.
    Ein paar Sekunden stand er reglos. Dann sah er sich verstohlen um. Van Geeren war nicht im Zimmer. Handy drückte sich leise hinaus und hastete die Stufen hinab. Unten standen die Wagen der Mordkommission. Er stürzte auf das erste beste Fahrzeug zu, setzte sich hinein und griff zum Mikrofon.
    »Vierte Mordkommission, Handy Lords«, sagte er heiser vor Aufregung. »Hallo, Leitstelle! Hallo, Leitstelle!«
    »Wir sind ja schon in der Leitung«, brummte eine mürrische Männerstimme. »Was ist denn los?«
    Handy zögerte nur einen Augenblick. Dann log er frisch drauflos.
    »Ich spreche im Auftrag von Detective-Lieutenant van Geeren. Ein Vernehmungsbeamter soll sofort zu Bollinger in die Zelle gehen und fragen, wo er den Blumenkarton weggeworfen hat.«
    »Ihr habt vielleicht Sorgen!«, erwiderte die Männerstimme aus dem Lautsprecher. »Okay, ich gebe es weiter. Wo erreichen wir Sie?«
    »Ich bleibe an der Strippe. Es ist sehr wichtig.«
    »Okay.«
    Handy machte sich so klein im Sitz, wie es nur ging, damit er nicht vom Gebäude her gesehen werden konnte. Er wusste selbst nicht genau, was ihm eigentlich vorschwebte, er fühlte nur, dass ihm dieser Blumenkarton keine Ruhe ließ. Es schien ihm das Greifbarste an dem ganzen Fall zu sein.
    Die Zeit dehnte sich endlos. Es dauerte fast zehn Minuten, bis er aus dem Lautsprecher gerufen wurde. Heiser vor Aufregung meldete er sich.
    »Also Bollinger hat gesagt«, brummte die Männerstimme aus der Leitstelle, »dass er den Karton gleich vor dem Blumengeschäft in den Papierkorb gestopft hat. Ein Papierkorb an einem Laternenpfahl. Sollen wir jetzt vielleicht auch noch jemand hinjagen, damit er Papierkörbe ausleert?«
    »Nein, danke«, sagte Handy. »Das ist nicht mehr nötig. Der Karton ist sowieso nicht mehr drin. Die Reste davon dürften in Jersey in einer demolierten Wohnung liegen. Das heißt: Da lagen sie, bis unsere Experten sie eingesammelt haben. Vielen Dank. Das war alles.«
    Er legte das Mikrofon zurück. Plötzlich knurrte eine tiefe Stimme: »Lords, was zum Teufel machen Sie denn da?«
    Neben dem Wagen mit dem offenen Seitenfenster stand Lieutenant van Geeren. Er hatte die Fäuste in die Hüften gestemmt. Handy wurde noch ein Stück kleiner.
    »Sir, ich will bestimmt nicht schon wieder einen Fehler machen«, sagte er kleinlaut, »aber ich glaube, jetzt habe ich es wirklich!«
    Er sah van Geeren derart ängstlich an, dass der Lieutenant sich einen Augenblick lang fragte, seit wann man eigentlich Schulkinder bei der Polizei aufnahm.
    »Was haben Sie denn jetzt schon wieder entdeckt, Sie kleiner Columbus«, grunzte er versöhnlich. »Los, raus mit der Sprache!«
    »Die Geschichte mit den Blumenkartons«, stieß Handy eifrig hervor, mehr als dankbar, dass er es überhaupt erzählen durfte. »Das war nämlich so, Sir…«
    Und dann erzählte er einem erfahrenen Detective-Lieutenant seine Geschichte. Und am Ende wusste van Geeren nicht, ob er diesen blutigen Anfänger wegen eines genialen Einfalles umarmen oder wegen bodenloser Dummheit verprügeln sollte. Die Chancen standen fünfzig zu fünfzig.
    ***
    »Leitstelle ruft Cotton! Leitstelle ruft Cotton!«
    Der Ruf drang aus dem Lautsprecher, während ich noch mit dem Jaguar und mit rotierendem Rotlicht und heulender Sirene die Park Avenue hinabraste zum Grand Central. Ich fuhr ein Tempo, das knapp an einen Selbstmordversuch grenzte, und ich konnte wirklich jetzt nicht nach dem Mikrofon angeln.
    »Leitstelle ruft Cotton«, ertönte die Stimme ein drittes Mal. Nach einer kurzen Pause fuhr sie fort:
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher