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0283 - Im Banne der grauen Schatten

0283 - Im Banne der grauen Schatten

Titel: 0283 - Im Banne der grauen Schatten
Autoren: Im Banne der grauen Schatten
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düsteren Zwielicht suchen, bis wir die Treppe gefunden hatten, die hinaufführte.
    Oben gab es wieder eine Tür, aber sie war massiver als die Türen im Keller. Ich legte das Ohr gegen das Schlüsselloch und lauschte. Es war mir, als ob ganz fern schwache Männerstimmen zu hören seien, aber ich war mir keineswegs sicher.
    Ich legte die Hand auf die Klinke und drückte sie millimeterweise nieder. Die Tür war gut geölt und ging auf, ohne den leisesten Laut zu verursachen. Auf Zehenspitzen huschten wir in die geräumige Diele mit den dicken Teppichen und den kostbaren Waffen, die an den Wänden hingen.
    Phil zeigte mit dem ausgestreckten Zeigefinger in einen Flur hinein, der nach rechts von der Diele abbog. Von dorther hörte man schwaches Gemurmel. Ich nickte und schlich bis zur Ecke.
    Hier verhielten wir und lauschten erneut, bevor ich es wagte, in den Flur zu blicken. Er war menschenleer. Wir setzten uns wieder in Bewegung.
    Es führten auf jeder Seite vier Türen ab. Die zweite links war jene, hinter der gesprochen wurde. Ich legte das Ohr ans Schlüsselloch. Plötzlich konnte ich das Gespräch überraschend gut verstehen.
    »… müssen jeden Augenblick eintreffen«, keifte eine alte fistelige Stimme.
    »Sie waren gut, was?«, fragte eine sonore biedere Stimme dagegen.
    »Was heißt gut? Mit Hillery hat es nicht geklappt! Hillery lebt!«
    »Aber Hillery kann allein die Sendung nicht machen! Außerdem weiß er von nichts!«
    »Woher willst du das wissen, du Narr?«
    »Wenn er etwas gewusst hätte, wäre die Polizei längst hier! Oder glauben Sie, die warten erst, bis Sie schön Ihre Koffer gepackt haben und verschwunden sind?«
    »Das ist richtig. Wenn Hillery etwas gewusst hätte, hätte er doch sicher der Polizei längst Mitteilung gemacht. Das ist wahr. Demnach scheint Hillery tatsächlich nichts zu wissen…«
    »Bestimmt nicht, Boss! Sie haben doch bestimmt auch gelesen, dass Ballister von seinen Sendungen sogar gegenüber seinen Jungs ein Geheimnis machte. Meiner Meinung nach sollte man Hillery wirklich in Ruhe lassen, Chef. Der kann uns nicht gefährlich werden.«
    »Ich brauche deine Ratschläge nicht. Darüber werde ich entscheiden, wenn deine beiden Killer aus Chicago endlich da sind. Wie konnten sie auch nur so dumm sein und für Hillery dieselbe Methode wählen wie für Ballister.«
    »Aber sie hatte sich doch bewährt!«
    »Ist das ein Grund, sich nichts Neues einfallen zu lassen?«
    »Dafür haben sie doch diesen Privatschnüffler pieksauber mit dem Messer aus dem Weg geräumt, Chef! Das war doch saubere Arbeit!«
    »Dafür wurden sie ja auch bezahlt. Um Morton tut es mir fast leid. Er war ein aufgeweckter Junge, er gefiel mir. Ich habe ihm so deutlich nahegelegt, nicht für Ballister zu arbeiten, wie ich es konnte, ohne aufzufallen. Aber nein, er wollte unbedingt Lorbeeren ernten. Ach, dass das junge Volk von heute nicht auf erfahrene Leute hören will!«
    Ich fuhr zusammen, als hätte ich einen Schlag bekommen. In unserem Rücken hatte eine Klingel angeschlagen. Laut und schrill hallte sie durch das Haus.
    Phil zerrte an meinem Ärmel. Ich lief ihm nach. Aber wohin rannte er denn? Direkt auf die Haustür zu? Das war doch heller Irrsinn! Jeden Augenblick konnte die Tür aufgehen, an der ich gelauscht hatte, und dann mussten sie uns doch genau im Flur sehen!
    Rechts von der Haustür befand sich eine in die Wand eingebaute Garderobe, die von einem Vorhang verhängt war. Phil riss den Vorhang beiseite, wir schoben uns in die Nische und zupften den Vorhang wieder zurecht. Mein Herz klopfte bis in den Hals hinauf.
    Nach allem, was ich gehört hatte, wartete Marchees auf die beiden Killer, die in seinem Auftrag Ballister, Hillery und Morton hatten umbringen sollen, was ihnen bei Hillery allerdings nicht gelungen war. Demnach schien es so zu sein, wie Joan Vialett erzählt hatte: Roger Morton hatte dem alten Marchees von seinem Auftrag erzählt, den er für Ballister erledigen sollte. Wie hätte er auch ahnen können, dass die Kiste, deren Weg er verfolgen sollte, bei Marchees landen würde. Marchees andrerseits wusste nun durch Mortons eigene Erzählung, dass spätestens am heutigen Nachmittag Morton wissen würde, wer die Kiste bekam. Also ließ er ihn ermorden, bevor Morton diese Entdeckung machen konnte. Es fügte sich nahtlos ineinander.
    ***
    Schritte tappten heran. Ich spürte, wie mir das Blut in den Ohren rauschte. War der Vorhang auch lang genug? Oder sahen etwa unsere Schuhe unten raus? Oder
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