Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
028 - Tod in der Gespenster-Villa

028 - Tod in der Gespenster-Villa

Titel: 028 - Tod in der Gespenster-Villa
Autoren: Larry Brent
Vom Netzwerk:
Reisen selbst in die
Hände der of Shannons.
    Innerhalb der letzten drei Jahre
waren sie zu einem Vermögen gekommen. Die Shannons lebten nur noch in einem
begrenzten Teil der großen Villa, um so viele Zimmer wie möglich an die Fremden
abgeben zu können. Dafür hatten sie im sonnigen Florida das Haus eines
Hollywood-Filmstars erworben, der in Geldschwierigkeiten geraten war. Der Bungalow
dort hatte einen Wert von drei Millionen Dollar.
    Bernhard Lord of Shannon lehnte
sich in den hochlehnigen Sessel zurück und zeichnete einige Papiere ab.
    Für heute war eine kleinere
Reisegruppe von sechsundzwanzig Personen angemeldet. Wie üblich, würde der Bus
gegen sechzehn Uhr in der einsamen Villa auf den Bergen eintreffen und hier den
Five-o’clock-tea einnehmen. Danach war ein Spaziergang rund um das Anwesen
geplant. Um neunzehn Uhr dann wurde im großen Ahnensaal bei Kerzenlicht in echt
altenglischer Weise das Dinner eingenommen. Viele Gäste blieben danach noch im
Kaminzimmer und in der Bibliothek bei einem Whisky oder Sherry. Dann zogen sich
gegen zweiundzwanzig Uhr auch die letzten auf ihre Zimmer zurück.
    In allen Räumen fehlten die
elektrischen Zuleitungen. Um die Gespensterstunde stilecht zu gestalten, gab es
hier überall nur Kerzenbeleuchtung. Der gesamte Trakt war absichtlich so
eingerichtet, daß er dem letzten Jahrhundert voll entsprach. Lediglich auf die
sanitären Installationen hatte man bei den Restaurationsarbeiten nicht
verzichtet.
    Aus der Funksprechanlage, die für
die Mitglieder der Familie im Wohntrakt aufgestellt war, klang ein leises
Signal.
    Dann folgte eine Stimme. »Vater?
Bist du im Arbeitszimmer?«
    Bernhard Lord of Shannon drückte
die Sprechtaste. »Ja, Glendale. Was ist?«
    »Ich wollte mich nur vergewissern,
ob du da bist. Ich komme sofort…« Zwei Minuten später klopfte es leise an die
Tür, die zum Garten führte, und Lady Glendale trat ein. Sie trug ein
beigefarbenes Kleid mit weitschwingendem Rock, der oberhalb des Saums mit
dünnen, dunkelfarbigen Samtbändern durchzogen war. Glendale war schlank wie
eine Tanne, selbst in diesem Kleid, das ihre Figur voluminöser erscheinen ließ.
Die Sechsundzwanzigjährige war zart, blaß, hatte große, ernste Augen und sah
ihrer vor zehn Jahren verstorbenen Mutter sehr ähnlich.
    Glendale of Shannon war das
Gegenteil ihrer lebens- und reiselustigen Geschwister. Sie verließ den
Familienbesitz fast nie, ritt am liebsten stundenlang durch die einsame
Landschaft, las oder schrieb in ihre Tagebücher. Was sie ihnen anvertraute,
wußte niemand.
    Bernhard Lord of Shannon hätte es
manchmal gern gewußt. Glendale war ein stilles, in sich zurückgezogen lebendes
Mädchen, das jedoch, wenn Besucher da waren, auch herzhaft lachen und fröhlich
sein konnte. Aber sie liebte keine großen Gesellschaften, hatte kein Interesse
an jungen Männern. Sie war leicht depressiv veranlagt, bemühte sich aber stets,
sich das in der Gegenwart anderer nicht anmerken zu lassen.
    Noch etwas Bemerkenswertes gab es
an ihr, das Charles und Frisca, ihr Bruder und ihre Schwester, nun überhaupt
nicht hatten: eine innige Liebe und Verbundenheit zur Vergangenheit!
    Schon als junges Mädchen, kaum daß
sie lesen und schreiben konnte, hatte sie sich für die Ahnengalerie
interessiert, für die Familienchronik der of Shannons. Die alte, schwere
Familienchronik hatte sie immer wieder aus der Bibliothek geschleppt und in den
vergilbten Seiten geblättert. Wie keinen sonst interessierte sie die Herkunft der
Lords of Shannon, die im Jahr 1456 zum erstenmal namentlich auf einem Pergament
in Irland erwähnt wurden. Dort hatten die Stammväter auf einem Landsitz direkt
am Fluß Shannon gelebt, woher die Familie ihren Namen ableitete.
    Sie zeichnete das Familienwappen
nach und beklebte mit Hunderten von Variationen die Wände ihres Kinderzimmers
damit.
    »Nun, Glendale…«, sagte Bernhard
Lord of Shannon und schob die Akten zurück. »Wo drückt der Schuh?«
    Die dunkelhaarige junge Frau
hauchte ihrem Vater einen Kuß auf die Wange.
    »Ich muß unbedingt mit dir
sprechen, Vater.«
    Er erhob sich und trat hinter sie.
»Das hast du mir bereits fernmündlich mitgeteilt, Glendale.
    Wenn du um diese Zeit hier in der
Schaltzentrale des Unternehmens auftauchst«, fuhr er scherzhaft fort, »dann
wird das wohl einen besonderen Grund haben…« Er hatte ein feines Gefühl für die
Stimmungslage seiner schwermütigen Tochter. Glendale stand unter einer
Erregung, die sie sichtlich nur schwer unter
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher