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028 - Die Kapuzenmaenner

028 - Die Kapuzenmaenner

Titel: 028 - Die Kapuzenmaenner
Autoren: R. Warner-Crozetti
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liegt oder Hilfe braucht. Sie dürfen die Tür aber nicht öffnen.“
    „Gib mir die Hand darauf, daß du Henri gehorchen wirst“, sagte Eric.
    „Ich verstehe das alles nicht“, sagte sie verwirrt.
    „Du brauchst nichts zu verstehen. Nur versprich uns, daß du die Tür auf gar keinen Fall öffnest.“
    „Gut, ich gebe euch mein Wort“, sagte sie zögernd. „Ich bleibe aber gar nicht gern allein hier im Haus.“
    „Du bist sicher, solange Paul eingeschlossen ist.“
    „In Pauls Zimmer ist eine vollständige Ausgabe von ‚National Geographics’. Das ist zwar keine aufregende Lektüre, wird Ihnen aber die Zeit vertreiben, bis wir zurück sind.“
    Valerie erreichte die eisernen Tore, die zum Platz führten und sah zum Versammiungshaus hinüber. Eine Fackel brannte neben der Tür und beleuchtete schwach den Vorraum. Pentagramm und Teufelssattel waren nur undeutlich zu sehen. Ihre Augen wurderi davon angezogen, sie schüttelte sich.
    Einerseits schrak ihr Inneres vor dem zurück, was sie tun wollte. Ihr ganzes Leben lang hatte sie anständig gelebt und am Gottesdienst nicht teilgenommen. Sie hatte jeden Gedanken daran zurückgedrängt. Andererseits empfand sie eine gewisse Neugier und Sehnsucht, sich der Anbetung des Teufels hinzugeben. Sie fragte sich mit einem halbirren Kichern, ob der Nase des Alten ihr Chanel Nr. 5 wohl angenehm sei.
    Ihr Erbe hatte sie davon abgehalten, so zu leben, wie sie wollte. Ein Heim zu haben, Kinder und den Mann, den sie liebte. Dasselbe Erbe rief sie jetzt zu einer anderen Erfüllung. Trotzdem schüttelte sie sich vor Ekel bei dem Gedanken an Belial. Dabei zog sie sich ein paar Schritte zurück, halb entschlossen, zu fliehen. Aber etwas zerrte sie in Richtung des Platzes.
    Sie hob den Kopf und holte tief Atem. Als die den Schlüssel aus der Wand nahm, brannte das Eisen wie Feuer in ihr Fleisch. Sie ließ ihn sofort wieder fallen. Quer über ihre Handfläche zog sich eine tiefe, häßliche Brandwunde. Ein Stöhnen entfloh ihren Lippen. Sie fiel auf die Knie. Was sie befürchtet hatte, war eingetroffen. Jetzt war Belial ihre letzte, verzweifelte Hoffnung. Tränen hingen an ihren Wimpern und verwischten ihre Sicht. Sie schleuderte sie weg und benutzte einen Zipfel ihrer Kutte, um den Schlüssel wieder aufzuheben. Sogar durch die dicke Wolle hindurch spürte sie die Hitze des Metalls. Die Zähne zusammenbeißend, schloß sie das Tor auf, ließ den Schlüssel im Schloß stekken und rannte hinüber zum Pentagramm.
    Beim Teufelssattel angekommen, fiel sie auf die Knie und lehnte sich vor, um das alte christliche Symbol zu suchen. Als sie es fand, preßte sie ihre Handfläche gegen den roh geschnittenen heiligen Namen. Sogar umgekehrt fühlte sie seine Kraft, den Schmerz zu lindern. Du Närrin, sagte sie sich. Auf dem Weg, sich dem Teufel zu verschreiben, rufst du den Nazarener an, damit er deine Schmerzen stillt.
    Welchen Weg sie auch ging, sie war verdammt. Sie konnte spüren, wie das Biest in ihr kämpfte, frei zu kommen. Ein seltsamer Geruch stieg ihr in die Nase. Ihr Mund fühlte sich anders an, als sie mit der Zunge darin herumfuhr. Ihre Zunge schien flacher, ihre Zähne weniger gleichmäßig, ihr Körpergeruch unangenehm tierisch scharf. Sie sah plötzlich schärfer, als ob die Dunkelheit verschwände. Ihre Augen wurden wie die eines Tieres in der Nacht. Ihr Gehör schärfte sich.
    Keine Macht der Welt konnte diesen Wandel aufhalten und es gab kein Entfliehen. Nahm sie sich das Leben, war sie verdammt. Beugte sie sich Belial, würde das ihr Leben zwar verlängern, aber am Ende wäre sie doch auch verdammt.
    Mit ihrem neuen, schärferen Gehör hörte sie Schritte. Belial hatte die Tür geöffnet, kam in die Vorhalle und sah zum Tor hinüber. Sie wußte, daß er sie suchte.
    Sie wählte das Leben um jeden Preis, koste es, was es wolle. Sie versuchte, auf die Füße zu kommen. Diese Bewegung zog die Aufmerksamkeit Belials auf sich. Er erkannte sie und hinkte langsam und zögernd auf sie zu. Sie wartete, während der Schmerz in ihrer Hand zurückkehrte, bis er an ihrer Seite war. Dann streckte sie die Hände aus, die Handflächen nach oben.
    Belials Kinn streckte sich vor Triumph. „Komm“, sagte er leise. „Komm mit zum Versammlungshaus, und ich werde die Schmerzen verschwinden lassen.“ Sie nickte und ging neben ihm über den Platz, die Stufen hinauf, durch die Vorhalle, in die Kirche.
    Der riesige Raum wurde durch Fackeln, die in Haltern an der Wand steckten, erleuchtet. Sie
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