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028 - Die Kapuzenmaenner

028 - Die Kapuzenmaenner

Titel: 028 - Die Kapuzenmaenner
Autoren: R. Warner-Crozetti
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ging neben Belial zum Altar, wo er sie vor dem dunklen, häßlichen Stein stehen ließ. Sie sah in das Gesicht des Satans. Die Kerze zwischen seinen Hörnern brannte; das häßliche Gesicht schien zu leben.
    Belial kam zurück, einen goldenen Kelch in der Hand. Das Licht fing sich in dem rubinroten Inhalt, als er ihn ihr entgegenhielt. Dabei verschlang er sie fast mit den Augen. Sie beugte sich etwas vor und trank die warme, süße Flüssigkeit, die angenehm schmeckte.
    Nachdem der Kelch leer war, trug ihn Belial hinter die Vorhänge zurück. Valerie wartete und starrte das Götzenbild an. Sie beachtete Belial nicht, als er vor ihr stehen blieb. Schließlich drehte sie den Kopf und lächelte. Das Lächeln wurde zum Kichern, als die Droge zu wirken begann und sich ihre Sinne verwirrten.
    Er hob sie mit den Armen hoch und legte sie auf den Altar. Dort nahm er ihr den Umhang ab und warf ihn zu Boden. Mit großer Sorgfalt legte er sie flach auf den Rücken, die Füße zusammen, die Arme zur Seite. Dann breitete er die Falten ihres Gewandes um sie herum und legte die von ihrer Taille herunterhängende Goldkordel neben sie.
    Dann trat er zurück, bückte sich, hob den Unhang auf und lächelte vor Befriedigung. Endlich war er sicher, den Schlüssel zu Henri Dillons Niederlage in Händen zu haben. In dieser Nacht würde er die Macht übernehmen.
    Er holte seine Flöte, stellte sich ans Kopfende des Altars, hob sie an die Lippen und begann, die Gläubigen zu rufen.
    Seine Mutter kam durch die Vorhänge, sah Valeries unbewegliche Figur und schaute zu ihrem Sohn hin. Nach Hagars Tod konnte nur sie den Platz im Ritual einnehmen. Es bedurfte aller ihrer schwachen Kräfte, um zu stehen. Sie wußte, daß in dieser Nacht ihr Sohn sterben würde. Sie kannte Henri Dillons Macht, wußte, daß der Kampf jetzt beginnen würde, und wußte auch, daß er nur auf eine Art enden konnte, mit Belials Tod.
    Die Töne der Flöte erklangen. Einer der Männer kam durch die Vordertür und ging zur Mitte. Am Fuße des Altars verbeugte er sich vor Belials Mutter, kniete nieder und schob den Ärmel zurück. An seiner rechten Hand trug er einen schweren Lederhandschuh. Damit fing er an, auf den Altar zu schlagen, als wäre er eine Trommel. Dumpfes Klopfen, wie gedämpfter Herzschlag ertönte im Raum.
    Die Gläubigen strömten herein, die Männer auf der linken, die Frauen auf der rechten Seite. Vor dem Altar bildeten sie zwei Reihen, die Männer vor den Frauen. Sie setzten sich auf den Boden und schauten zum Bild Satans empor.
    Der Trommler erhob sich von den Knien und nahm seinen Platz zwischen den anderen ein. Belial setzte die Flöte ab.
    Seine Mutter hob die faltigen Arme zur Decke, warf den Kopf zurück und sprach mit lauter, wenn auch vom Alter zitternder Stimme: „Ich komme zum Altar. Rette mich, Lord Satan, vor verräterischem und gewalttätigem Wesen.“
    Nach einem Augenblick der Stille verbeugte sich die alte Frau vor dem Götzenbild. Belial nahm eine Schale Korn, die in einer Nische hinter dem Altar stand und reichte sie ihr. Sie nahm eine Handvoll davon und legte es zu Füßen der Statue.
    Nur das Rascheln der Gewänder und das Scharren der Schuhe unterbrach die Stille, als die Gemeinde sich erhob. Die Männer teilten sich in zwei Gruppen und marschierten an beiden Seiten des Raumes entlang. Jeder nahm eine Fackel von der Wand. Die Frauen formten einen Halbkreis und ließen eine Lücke für die Männer. Diese trennten sich und nahmen vor den Frauen Aufstellung.
    Belial hob wieder die Flöte an die Lippen. Er spielte eine seltsam gewinnende Weise, unheimlich und fast dissonant. Als sich der Ton hob, öffnete Valerie die Augen, setzte sich auf und glitt mit schlaffen Gliedern vom Altar. In der Mitte des Halbkreises begann sie sich zu wiegen. Sie tanzte mit gewundenen, fast knochenlosen Bewegungen vor dem Altar, gezogen und geführt von den Tönen der Flöte. Sie tanzte mit dem Gesichtsausdruck einer Frau, die einen Mann zu verführen versuchte.
    Auf dem Weg nach Widderburn schien Campions Geist merkwürdig leer. Er hatte Henri Fragen stellen wollen, war aber nicht imstande, einen Gedanken lange genug festzuhalten, um ihn in einen Satz zu formen. Der alte Mann ging mit sicheren, festen Schritten und zeigte kein Zeichen seines Alters.
    In der rechten Hand hielt er das Reisigbündel. Campion fragte sich insgeheim nach dem Zweck. Es sah so alt aus, als ob es beim leisesten Anstoß zu Staub zerfallen würde.
    Die Nachtluft war kalt. Der Nebel lag
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