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028 - Die Kapuzenmaenner

028 - Die Kapuzenmaenner

Titel: 028 - Die Kapuzenmaenner
Autoren: R. Warner-Crozetti
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und so wie er aussah, konnte es sich dabei nur noch um Stunden handeln –, wer würde dann für sie sorgen? Man konnte Belial nicht gestatten, die Familie als Oberhaupt zu regieren.
    In seiner Werkstatt glättete Henri am Spätnachmittag die äußeren Unebenheiten an der Form seiner Silberkugeln, füllte sie mit Pulver und lud seinen Revolver. Stokes brachte ihm ein Tablett mit Brot, Fleisch und Wein. Nachdem er gegessen hatte, fühlte er seine Stärke zurückkommen. Er zog sich sorgfältig an und machte sich für die Nacht fertig. Aus einer Truhe nahm er eine Kutte aus schwerer, schwarzer Seide, mit Goldfäden bestickt. Darunter trug er weißleinene Unterwäsche. Dann setzte er sich in einen Sessel und brütete den Rest des Nachmittags über seinen Büchern.
    Als die Sonne hinter den Wolken unterging, kehrte der Nebel zurück und mit ihm der Trübsinn. Die vier jungen Leute hatten sich den Nachmittag mit Bridge vertrieben. Paul, der ständig gewann, wurde stiller und weigerte sich schließlich, weiterzuspielen.
    Im Abendessen stocherten Valerie und Paul nur herum. Dann entschuldigte sich Valerie und ging nach oben. Die anderen zogen sich ins Wohnzimmer zurück. Kate streckte sich auf dem Sofa aus und schaute zur Decke. Paul räumte im Zimmer herum und faßte verschiedene Dinge an, als ob er von ihnen Abschied nähme.
    Campion sah vom Sessel neben dem Feuer aus zu. Als es dunkel wurde, zündete Stokes eine Lampe an, warf Holz auf das Feuer und brachte ein Tablett mit Kaffee. Paul lehnte ab, als Kate für sich und Campion einschenkte.
    Die Zeit schlich förmlich dahin. Valerie kam die Treppe herunter, Haar und Kleidung unter einer lila Kutte mit Kapuze verborgen. Paul schaute sie voll Haß und Ekel an, drehte sich dann um und lehnte sich gegen den Kaminsims. Da wandte sich Valerie ab und ging durch die Vordertür nach draußen. Sie überquerte die Terrasse und schlug die Richtung nach Widderburn ein.
    Kate starb fast vor Neugier. Warum hatte man sich letzte Nacht geweigert, sie mitzunehmen und sagte auch jetzt nichts davon, daß sie mitgehen könnte? Sie mochte nicht direkt fragen, wand sich aber innerlich unter der Qual des Wartens. Den Ausdruck von Schmerz auf Pauls Gesicht vermochte sie nicht zu deuten. Und Campions aufmerksames Gesicht verbot Fragen.
    Schließlich erschien Henri im Türrahmen zur Halle, seine Kleidung unter einem groben, schwarzen Umhang verborgen. Sein Gesicht war ernst, wenn auch merkwürdig jugendlich; seine Augen ruhig und heiter. Paul ließ den Kopf wie ein Schuljunge hängen, den man erwischt hatte. „Paul, es ist Zeit.“
    Paul antwortete nicht, schaute nur zu Boden.
    „Was ist mit Valerie?“ fragte er schließlich.
    „Eric und ich werden uns um sie kümmern“, antwortete Henri. „Dr. Kate, Sie und Eric kommen jetzt mit Paul und mir.“ Er wandte sich zur Halle.
    Vor der Tür der Dachkammer half Campion Paul, die schwere Stange zu entfernen, nahm den Schlüssel vom Haken in der Wand und schloß auf. Paul ging zu seinem Großvater und umarmte ihn, als ob er auf ewig Lebewohl sagen wollte. Henri erwiderte die Umarmung, einen Augenblick lang zitterte seine Unterlippe. Dann gab Paul ihn frei, ‚schüttelte Campion die Hand und wandte sich schließlich Kate zu. „Ich habe Sie lieber, als ich je eine andere Frau hatte, Kate Mallory“, sagte er sehr sanft. „Wenn ich jemand anderes wäre, hätte ich Sie geliebt.“
    Dann ging er ohne zu zögern in die Finsternis des Raumes. Henri schloß die Tür, nahm Campion den Schlüssel ab und verschloß sie. Sie verbarrikadierten die Tür wieder von außen und hängten den Schlüssel zurück. Kate stampfte vor Ärger mit dem Fuß auf.
    „Warum, um alles in der Welt, habt ihr ihn da eingeschlossen? Paul benahm sich so, als wenn er uns nie wiedersehen würde.“
    „Paul ist dort, wo er hingehört. Was immer Sie auch denken, wenn der Mond aufgeht, wird aus ihm ein anderer werden, als der Paul Dillon, den Sie kennen. Wenn er nicht in diesem Raum eingeschlossen ist, kann er für uns alle gefährlich werden. Sie haben bisher alles angezweifelt, was Sie hier gehört haben. Bevor diese Nacht um ist, werden Sie einiges lernen, was Ihnen nicht gefällt.“
    „Es ist mir egal, was ich lerne, solange es die Wahrheit ist und kein seichtes Märchen.“
    „Eric und ich gehen jetzt nach Widderburn. Ich möchte Ihr Wort darauf, daß Sie, ganz gleich, was Paul sagt oder tut, ihn nicht freilassen. Vielleicht überzeugt er Sie davon, daß er krank ist, im Sterben
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