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0279 - Der Herr der Unterwelt

0279 - Der Herr der Unterwelt

Titel: 0279 - Der Herr der Unterwelt
Autoren: Der Herr der Unterwelt
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kündigte sich durch eine Serie von Flüchen in einer Sprache an, von der ich kein Wort verstand, aber daß es Flüche waren, stand außer jedem Zweifel. Die Frau bellte dazwischen wie ein erkälteter Hund. Dann wurde die Tür mit einem Fußtritt aufgestoßen. Sikorsky schrie mich auf Englisch ’an: »Was willst du? Wer bist du?«
    Er war mangelhaft bekleidet, nur mit einer Hose und einem Unterhemd. Sein strähniges blondes Haar ging ihm in die Stirn, und sein Gesicht war vom Schlaf noch verquollen.
    »Ich bin Lad Calligan.«
    »Ich kenne dich nicht. Habe den Namen nie gehört!«
    »Das weiß ich! Aber du kennst Mad Avell, nicht wahr?«
    Er antwortete nicht, sondern starrte mich nur an. Das Mißtrauen stand deutlich in seinem Gesicht.
    »Ich habe für Mad gearbeitet«, fuhr ich langsam fort, »genau wie du, bis er dich rauswarf.«
    In Sikorskys Gesicht zuckte es. »Soll er in der Hölle braten«, knurrte er.
    »Die Fahrkarte dahin hat er schon. Die Bullen nahmen ihn vor drei Wochen hoch. Wenn er nicht viel Glück hat, braten sie ihn auf dem Elektrischen.«
    Sikorsky zeigte sein.e gelben Zähne in einem breiten Grinset. »Ich gäbe etwas darum, wenn ich zusehen könnte.«
    Die Story, die ich Sikorsky erzählte, stimmte. Mad Avell war ein mittlerer Gangboß in Brooklyn, der ein Racket aufgezogen hatte. Es dauerte vier Jahre, bis die City Police ihm zwei Verbrechen nachweisen konnte. Als Avell sah, daß er sich nicht mehr aus der Schlinge ziehen konnte, packte er aus und ließ alle anderen Mitglieder seiner Gang hochgehen. Chess Sikorsky hatte vor zwei Jahren als eine Art Unterführer bei ihm gearbeitet. Es war zum Streit zwischen ihnen gekommen, als Sikorsky eine größere Summe, die er für die Bande kassiert hatte, in die eigene Tasche steckte. Mad Avell hatte zweimal versucht, es ihm heimzuzahlen. Beim zweitenmal wurde Sikorsky von einer Kugel angekratzt und zog es vor, New York zu verlassen, aber Avell hatte seinen ehemaligen Unterführer nie aus den Augen verloren. Allerdings fand er nie die Gelegenheit, ihn in Chicago auszuschalten, aber er zögerte nicht, ihn ebenso zu verpfeifen wie die anderen, als er selbst gefaßt wurde.
    Die City Police gab ihre Informationen an den FBI weiter. Mr. High entschied, daß Sikorsky vorläufig auf freiem Fuß gelassen werden und für uns bei der Jagd nach dem Monster eingespannt werden sollte. Auf diese Weise kam ich zu dem Burschen, als Lad Calligan, ein Mann, den es in der Avell-Bande nie gegeben hatte.
    »Für mich hört sich die Nachricht an wie Glockengeläut«, sagte Chess. Gleich darauf verfinsterte sich sein Gesicht. Er zog den Kopf ein. »Oder schickt Avell dich mit ’nem letzten Auftrag für mich?«
    Jetzt grinste ich. »Du meinst fragte ich, hob die Hand und krümmte den Zeigefinger, als zöge ich den Hahn einer Pistole durch. Keine Sorge, mein Junge! Für Mad mache ich im wahrsten Sinne des Wortes keinen Finger mehr krumm. Avell kann einen Mann nur noch in seinem Testament bedenken, und ich glaube nicht, daß mein Name darin steht.«
    Sikorsky schlug die rechte Faust in die linke Handfläche.
    »’ne großartige Nachricht. Trinken wir einen Schluck darauf, Lad!« Er schrie nach der Frau: »Lyla!«
    Sie erschien im Türrahmen.
    »Bring Gläser und Whisky für ’nen Freundschaftsschluck!«
    »Deine Freunde haben den letzten Tropfen getrunken, und der Henker mag wissen, ob sie auch nur ein Glas ganz gelassen haben«, kläffte sie.
    Chess fuhr sich mit der Hand durch das strähnige Haar.
    »Ach, zum Teufel mit diesen Kerlen! Taugen alle nichts! Schnorrer sind sie alle miteinander.«
    Ihn packte ein offensichtlich verspäteter Zorn. Er lief auf den Schnarcher in der Ecke zu und versetzte ihm einen Fußtritt.
    »Raus, du Lump! Raus aus meiner Wohnung, dreckiger Bastard!«
    Da Sikorsky nur ausgelatschte Pantoffeln an den Füßen trug, nahm der Schnarcher den Fußtritt nicht einmal zur Kenntnis. Er mischte ein paar unwillige Knurrlaute in die Schnarchtöne und zog die Beine an, aber er wachte nicht auf.
    Der Gangster gab seine Erweckungsversuche auf.
    »Warte einen Augenblick, Lad! Wir gehen irgendwohin, nehmen einen Drink, und du erzählst mir von Avell. Setz dich, mein Junge! In fünf Minuten bin ich wieder da.«
    Es dauerte immerhin eine Viertelstunde, bis Chess Sikorsky sich in Schale geworfen hatte. Noch einmal zehn Minuten später standen wir nebeneinander an der Theke einer Kneipe, und Sikorskys Frühstück bestand aus dem gleichen Stoff, aus dem sein Lunch
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