Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0279 - Der Herr der Unterwelt

0279 - Der Herr der Unterwelt

Titel: 0279 - Der Herr der Unterwelt
Autoren: Der Herr der Unterwelt
Vom Netzwerk:
entfesselte der FBI Chicago eine riesige Razzia nach Breadcock, eine der größten Razzien, die sie dort je veranstaltet haben. Breadcock besaß nur zehn Minuten Vorsprung, aber sie fingen ihn nicht. — Ich telefonierte heute morgen mit McDraw, dem FBI-Chef des Chicago-Distriktes. Er sagte, es sei einfach unfaßbar, daß sie Breadcock nicht finden könnten. Er sieht so auffällig aus, daß jedes Kind ihn erkennen müßte. Seine riesige Gestalt, das häßliche Gesicht, die schmuddelige Kleidung und die immer auf Hochglanz polierten Schuhe… Es gibt keine drei Gangster in den Vereinigten Staaten, die so auffällig herumlaufen. — McDraw ist ganz sicher, daß er sich noch in der Stadt befindet. Washington hat angeordnet, daß der Einsatz von G-men aus anderen Städten verstärkt wird. Sie beide, Jerry und Phil, werden an Ted Carstens Stelle treten.«
    ***
    Drei Tage später fuhr ich am Steuer eines mittelprächtigen Chevrolet in Chicago ein. Der Wagen trug eine New Yorker Nummer, und ich selbst hatte ihn bei einem Zweite-Hand-Händler unter dem Namen Lad Calligan gekauft.
    Es war nicht mein erster Job in Chicago. Ganz am Anfang meiner Laufbahn haben Phil und ich die Mörder-A.G. Chicago zur Strecke gebracht, und später führten mich größere und kleinere Arbeiten in die Stadt. Ich kenne sie gut. Ihr übelstes Viertel liegt im Bezirk der riesigen Schlachthöfe und der Verladeanlagen für den endlosen Strom der Viehtransporte. Trotz aller Modernisierungsmaßnahmen haben sich die Verhältnisse in diesem Bezirk kaum verbessert und verändert. Immer noch lagert süßlicher Blutgeruch in den düsteren Straßen, in denen die Schlachthofarbeiter wohnen. Immer noch ist das Pflaster dieser Straßen schmutzig und glitschig. Und immer noch herrscht in ihnen jene Atmosphäre von Gewalt, vom Töten der Tiere hinter den hohen Mauern der Schlachthöfe.
    Es scheint fast selbstverständlich, daß auch Chicagos Unterwelt sich in diesem Bezirk zu Hause fühlt. Die New Deal Inn, in der Ted Carsten auf James Breadcock gestoßen war, lag keine hundert Yard vom Eingang zu den Schlachthöfen der Meat Incorporation entfernt.
    Ich suchte mir ein mittleres Hotel in der Alway Road, stellte meinen Wagen unter und fuhr mit einem Taxi in die Redbury Street. Vor dem Haus 312 ließ ich den Fahrer halten. Ich zahlte und schickte den Wagen fort.
    Die Redbury Street lag schon mitten im Schlachthof bezirk. Nur eine Straßenseite war mit hohen, schmutzigen Mietskasernen bebaut. Die andere wurde von einer hohen Mauer gebildet, hinter der sich ein Verschiebebahnhof befand. Tag und Nacht hörte man hier das dumpfe Rollen der Räder, das Knallen aufeinanderprallender Puffer und das Brüllen des Viehs in den Waggons.
    Ich betrat den düsteren Hausflur von Nr. 312. Vor der Treppe standen zwei Frauen in schmutzigen Hauskitteln. Die eine hatte sich die Haare mit Papierröllchen aufgedreht. Sie redeten hitzig miteinander in einer Sprache voller gurgelnder Rachenlaute.
    »Ich suche Chess Sikorsky«, sprach ich sie an. »Mir wurde gesagt, er soll in diesem Haus wohnen.«
    »Nu, stimmt…«, antwortete die Frau mit den Papierröllchen im Haar. »Wohnt vierter Stock. Hat Schild an Tür!« Ihr Amerikanisch war grausig.
    Ich schob mich an ihnen vorbei.
    Das Geländer der Treppe war so dreckig, daß ich mich hütete, es anzufassen. Ich stieg zum vierten Stock hoch und entdeckte in der langen Reihe der Türen auf dem Korridor eine, die mit einem Emailleschild verziert war, auf dem ich den Namen »Sikorsky« las. Eine Klingel gab es nicht. Ich klopfte.
    Eine Frau öffnete die Tür. Sie hatte grellblond gefärbtes Haar, ein scharfes, verwüstetes Gesicht, dessen Mund rot geschminkt war, und Hände mit Nägeln lang wie Katzenkrallen.
    »Was ist denn los?« fragte sie.
    »Ich will Chess sprechen«, sagte ich und legte eine gehörige Portion New Yorker Slang in meine Aussprache.
    »Schläft noch!« kläffte sie.
    »Dann weck ihn!«
    Sie musterte mich aus harten hellen Augen, aber ich machte offensichtlich den richtigen Eindruck, denn sie gab die Tür frei und ließ mich in die Wohnung.
    »Geh da hinein«, sagte sie und zeigte auf eine halb offenstehende Tür.
    Anscheinend hatten sie in der vergangenen Nacht in der Bude eine Party gefeiert, denn ein halbes Dutzend Flaschen und Gläser standen herum, die Aschenbecher quollen über, und in einer Ecke lag, zusammengerollt wie eine Katze, ein Mann, der dröhnend schnarchte.
    Es dauerte fünf Minuten, bis Sikorsky auftauchte. Er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher