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0278 - Tupilak, das Schneemonster

0278 - Tupilak, das Schneemonster

Titel: 0278 - Tupilak, das Schneemonster
Autoren: Werner Kurt Giesa
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gewaltigen, alles zerfetzenden Maul, zwischen dessen Zähnen sie enden würde.
    Sie schluckte, drückte sich gegen die magische Wand, aber sie konnte nicht entkommen. Und selbst wenn: wohin sollte sie fliehen?
    Der Tupilak fand sie überall…
    Jetzt war er heran, bäumte sich vor der magischen Barriere auf, um sie zu durchdringen und sein Opfer zu packen.
    Nicole schrie auf.
    Aber es war nicht ihr Schrei, der den Tupilak abermals verharren ließ.
    Unruhig drehte sich das Ungeheuer. Zu viele seltsame Dinge geschahen.
    Die seelenlose Bestie war verwirrt. Da kam jemand, von dem eine unglaublich starke schwarzmagische Aura ausging. Stärker als die des Schöpfers Shinan.
    Ein schwarzer Reiter auf einem schwarzen Pferd…
    Der Tupilak beobachtete.
    Und wie unter Zwang drehte Nicole sich herum, schaute in die gleiche Richtung.
    »Leonardo deMontagne«, flüsterte sie bestürzt. Sie erkannte den Unheimlichen sofort. Er lebte also doch noch! Aber wie war das möglich?
    Sie hatte doch selbst aus nächster Nähe gesehen, wie Bill Flemings Silberkugel in seine Stirn schlug und ihn niederwarf…
    Und doch war er jetzt hier! Aber warum? Und was tat er?
    Er muß den Verstand verloren haben, dachte sie bestützt.
    ***
    Zamorra hatte die Minuten nicht gezählt. Hinter seiner Stirn hämmerte nur immer wieder der gleiche Gedanke: Ich muß es schaffen! Ich muß es schaffen!
    Schon tauchte das Dorf vor ihm auf.
    Seine Lungen stachen. Er bekam noch Luft. Die gnadenlose Kälte machte ihm zu schaffen. Wäre er mit einem Hundeschlitten gefahren, er hätte sie gar nicht so sehr gespürt. Aber der Lauf durch den Schnee und die Entkräftung durch die vorangegangenen Strapazen und die pochende Schulterwunde machten ihm mehr und mehr zu schaffen. Er wußte, daß er sich bereits an der äußersten Grenze seiner Leistungsfähigkeit bewegte.
    Naugor blieb hinter ihm zurück. Nicht, weil er nicht so schnell konnte wie Zamorra, sondern wahrscheinlich, weil er trotz allem nicht zu sehr in diese Sache hineingezogen werden wollte. Immerhin konnte es mehr als gefährlich sein, sich mit dem Angakok anzulegen…
    Er näherte sich den ersten Abzäunungen, hinter denen gezähmte Rentiere oder Schlittenhunde eingepfercht waren. Ein paar Eskimofrauen sahen ihn heranstürmen und schrien auf. Männer wurden aufmerksam, erkannten Zamorra und wurden ebenfalls blaß.
    Der Meister des Übersinnlichen stürmte keuchend und dampfend wie ein Racheengel heran.
    Das Entsetzen packte die Männer, die mit dabeigewesen waren, als Zamorra draußen angepflockt wurde. Sie sahen Naugor nicht und begriffen deshalb nicht, wie es ihm möglich gewesen war, freizukommen.
    Da war er schon an den Iglus.
    Er brauchte sich nicht zu orientieren. Wo Shinans Schneehütte stand, wußte er noch vom vergangenen Abend und von der Nacht her. Ohne sich um jemanden zu kümmern, rannte, stolperte er darauf zu, in jeder Hand eine Kombi-Waffe, um bei beiden die Minuten zum Aufladen im Sonnenlicht zu nutzen. Viel brachte es nicht, weil dazu viele Stunden nötig waren, aber immerhin…
    Niemand hielt ihn auf.
    Niemand konnte begreifen, wieso er schon wieder hier war, ohne vom Tupilak gefressen worden zu sein. Und Zamorra seinerseits konnte nicht ahnen, daß der Schamane ihnen lautstark eine Vision geschildert hatte – mit seiner magischen Kraft hatte er aus der Ferne gesehen und berichtet, wie der Tupilak kam, um über Zamorra herzufallen…
    Naugor hatte der Schamane dabei nicht gesehen – weil er von dessen Anwesenheit am Schauplatz des Geschehens nichts wußte…
    Die Innuit waren fassungslos.
    Zamorra schlug, riß die Felle am Eingang förmlich beiseite, achtete nicht darauf, daß er die Wärmeschleuse zerstörte. Er drang in den Iglu des Schamanen ein.
    Und der war leer.
    Shinan war nicht hier.
    Da sank Zamorra in die Knie. Ein Schwächeanfall überkam ihn. Vielleicht fiel der Tupilak gerade in diesem Augenblick über Nicole her…
    Aber dann raffte Zamorra sich wieder auf.
    Jetzt erst gerade! schwor er sich. Jetzt mache ich dich fertig, Shinan… und er schob die beiden Waffen in die Tasche, griff nach dem Amulett und aktivierte es mit einem Geist-Befehl.
    Er rief nach Shinan!
    Er tastete nach dem Geist des Schamanen, um ihn mit der Kraft der Magie in seinen Iglu zu befehlen! Warum sollte Zamorra lange nach Shinan suchen, wenn er ihn zu sich rufen konnte?
    Shinan hatte seinen Iglu abgesichert.
    Unsichtbare Blitze zuckten plötzlich von verschiedenen überall im Iglu verteilten Fetischen auf
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