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0278 - Tupilak, das Schneemonster

0278 - Tupilak, das Schneemonster

Titel: 0278 - Tupilak, das Schneemonster
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sie brauchte nicht darauf zu hoffen, daß die Wand auch den Tupilak zurückhielt. Denn der war ein schwarzmagisches Geschöpf! Für ihn bot die magische Kugel kein Hindernis. Und notfalls konnten die Skelett-Krieger die Barriere im entscheidenden Moment immer noch auflösen.
    Nicole sah, wie sie zurücktraten und aufsaßen. Sie wichen zurück, gingen auf Sicherheitsabstand.
    Und dann sah Nicole den Fleck am Horizont, der rasch größer wurde.
    Diesmal war es keine Täuschung durch ein Dimensionstor.
    Diesmal kam er wirklich. Der Tupilak. Er folgte dem magischen Ruf…
    ***
    Zu dieser Zeit jagte der Sikorsky-Kampfhubschrauber von der Thule-Basis aus südwärts und hatte etwa drei Viertel der Strecke hinter sich gebracht.
    An der Küste lag die Stadt Upernavik. Der Hubschrauber flog mit hoher Geschwindigkeit dicht über dem Schneeboden und folgte den Geländekonturen eine halbe Meile von der Küste entfernt. Upernavik wurde weiträumig umflogen und zwang deshalb zu einem zehnminütigen Umweg.
    Wieder und wieder versuchte der Bordfunker, den Bell UH zu erreichen.
    Aber dort rührte sich nichts und niemand mehr.
    »In etwa vierzig Minuten werden wir vor Ort sein«, erklärte der Pilot.
    Captain York verzog das Gesicht. Das dauerte ihm alles zu lange.
    »Wahrscheinlich sind sie mit der Kiste abgestürzt und brauchen dringend Hilfe«, brummte er und hoffte, daß es wirklich so war. Denn dann gab es keine größeren Verwicklungen. Sollte es aber zu feindseligen Aktionen zwischen diesen beiden Franzosen und Eskimos gekommen sein, war Vorsicht geboten. Die Eskimos hatten ihre eigenen Stammesgesetze, von den Gesetzen der Regierung einmal ganz abgesehen…
    Schlimmstenfalls konnten sie Tote einsammeln. Und das Bild zweier Toter wurde vor Yorks innerem Auge immer klarer und größer. Es war schon zu lange her, daß der Funkruf überfällig war, und der Weg von Thule bis zur Disko-Bucht war einfach zu weit…
    York konnte nicht ahnen, daß in diesem Moment der Tupilak tatsächlich zuschlug, das Ungeheuer, an das er nicht glauben wollte…
    ***
    Wie gelähmt wartete Zamorra auf den tödlichen Schmerz, der alles in ihm zerreißen mußte. Aber dieser Schmerz kam nicht.
    Er wirbelte herum.
    Und wiederum glaubte er seinen Augen nicht zu trauen. Der Tupilak verschonte ihn!
    Er ließ ab und jagte davon, so schnell ihn seine sechs kurzen Beine trugen! Er zog eine Schneestaubwolke hinter sich her.
    »Ich werde verrückt«, murmelte Zamorra. Er richtete sich auf. »He, Naugor! Stop! Komm zurück! Der Tupilak flieht!«
    Naugor zögerte, wandte sich um und sah dann ebenfalls das Unglaubliche.
    Langsam kam er zurück. Zamorra widerstand dem Impuls, dem flüchtenden Tupilak noch einen Laserschuß auf den Pelz zu brennen. Die Bestie würde jetzt nicht weniger unverwundbar sein als zuvor.
    »Warum?« keuchte Naugor. »Warum flieht er? Das hat es noch nie gegeben in der Geschichte der Schneevölker, daß ein Tupilak weicht, ohne seine Beute gerissen zu haben. Zamorra, Zauberer… wie hast du das geschafft?«
    Jähes Mißtrauen erwachte in ihm. »Hat der Schamane doch Recht? Hast du den Tupilak erschaffen und befiehlst ihm in deinen Gedanken?«
    Zamorra seufzte. »Jetzt fang du auch noch mit dem Blödsinn an! Nein, verdammt, ich habe gar nichts getan. Was konnte ich denn noch tun?«
    »Dann haben die Geister ein Wunder gewirkt«, stellte Naugor fest. Er suchte sein Gewehr, fand es im Schnee und lud es wieder auf. Zamorra sammelte seine Utensilien ein. Die zweite Kombi-Waffe war nur noch gut für höchstens drei Schüsse. Die andere, fast leere, hielt er jetzt so in der Hand, daß das Sonnenlicht die Solarzellen traf. Es half zwar nicht viel, aber jedes Quentchen Licht mochte schon helfen, zumindest eine Teilaufladung zu erzeugen.
    Er begriff doch auch nicht, warum der Tupilak geflohen war, aber er nahm es hin. Immerhin lebte er noch.
    Aber dann fiel ihm etwas auf.
    Die Richtung, in der der Tupilak verschwand!
    Es war die Richtung, in der die Rauchsäule dünner wurde.
    Hatte etwa Nicole den vermutlichen Hubschrauberabsturz überlebt und war der Tupilak jetzt unterwegs, sich ein anderes Opfer zu holen?
    Nicole?
    Eine kalte Faust umkrallte Zamorras Herz, und er wurde blaß.
    »Was hast du, Zauberer Zamorra?« fragte Naugor überrascht.
    Zamorra wagte es nicht, seine Gedanken in Worte zu kleiden. In seinem Gehirn kreisten die Gedanken im Leerlauf und fanden nur langsam wieder in geordnete Bahnen.
    Nicole in Gefahr… wenn sie noch lebte…
    Zamorra
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