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0276 - Die Phantome vom Gespenster-Kreuz

0276 - Die Phantome vom Gespenster-Kreuz

Titel: 0276 - Die Phantome vom Gespenster-Kreuz
Autoren: Jason Dark
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hielten ihre Arme fest. Sie mussten sie stützen.
    »Ich bin schuld«, hörte ich das Mädchen schluchzend flüstern. »Nur ich.«
    »Unsinn, Sabine, du…«
    »Nein, hört auf! Ich habe ihn doch auch zu dieser wahnsinnigen Mutprobe verleitet.«
    Will und ich tauschten einen Blick des Einverständnisses. Das waren ja Aussagen, die wir bisher nicht kannten. Völlig neue Perspektiven. Von einer Mutprobe hatten wir bisher noch nichts gehört. Sollte sie etwa mit Uwe Saalfranks Tod in einem unmittelbaren Zusammenhang stehen?
    Es war möglich, und wir wollten uns auf jeden Fall darum später einmal kümmern.
    Auch der Pfarrer ging vorbei. Die Messdiener weinten. Der Geistliche nickte uns ebenso zu wie allen anderen, an denen er vorbeischritt.
    Auch wir setzten uns in Bewegung. Etwa die Hälfte der Trauergäste hatte sich bereits vom Grab entfernt. In die Schlange der Beileidsprechenden reihten wir uns nicht ein, sondern kamen von einer anderen Seite an das Grab heran.
    Wir hatten von dieser Stelle aus einen guten Blick bis zum anderen Ende des Friedhofs. Dahinter begann eine Wiese, wobei das Gelände anstieg. Rechts von uns lag die Kirche. Dort wuchsen auch drei hohe Platanen, die ihre starken, voll belaubten Äste wie schützend über einige Gräber ausgebreitet hatten.
    Ich trat ein wenig zur Seite, um den anderen Trauergästen Platz zu schaffen. Noch immer drängten sich zahlreiche Menschen in der Nähe des Grabes. Der Strom riss einfach nicht ab. Auch hinter uns versammelten sich Gruppen. Man wollte wohl gemeinsam zum Gasthaus gehen.
    Ich schaute wieder zu den drei Platanen hinüber. Sie standen ziemlich dicht beieinander. Ihre einzelnen Äste berührten sich und bildeten ein fast verschlungenes Dach aus Laub. Darunter war es schattig.
    Zwischen dem ersten und dem zweiten Baum auf der linken Seite erkannte ich plötzlich eine Bewegung. Zunächst glaubte ich, dass mir die Hitze etwas vorgegaukelt hatte. Das war nicht der Fall. Die Bewegung blieb, ich entdeckte eine Kontur und stellte fest, dass sich dort ein Mensch aufhalten musste.
    Ich wollte schon wegschauen, als mir etwas auffiel. Dieser Mensch unter dem Baum wirkte wie aus Glas geschaffen, er war durchsichtig!
    Ein Gespenst!
    Und das am hellen Mittag. Unmöglich, würde man sagen, aber meine Augen täuschten mich nicht.
    Dort stand tatsächlich jemand und starrte über den Friedhof.
    Ich stieß Will Mallmann in die Seite. Er schreckte hoch, folgte mit seinem Blick meinem ausgestreckten Zeigefinger, und Staunen breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Wer ist das?« hauchte er.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Komm, lass uns rübergehen!«
    Wills Vorschlag war gut. Wir waren bereits einige Schritte gegangen und drehten uns auch an den im Wege stehenden Menschen vorbei, als plötzlich ein schriller Schrei aufklang. Er zitterte über den Friedhof, riss die übrigen Menschen aus ihren Gedanken, und ein jeder blickte die ältere Frau an, die den Schrei ausgestoßen hatte.
    Sie stand leicht geduckt neben einem steinernen Wasserbottich, hielt den rechten Arm ausgesteckt und deutete dorthin, wo sich die Platanen befanden.
    »Da ist er, da!« schrie sie mit aller Kraft. »Ich erkenne ihn genau. Mein Gott, dass ist der Geist Olaf Gunnerson…!«
    Olaf Gunnerson!
    Zum erstenmal hörte ich den Namen. Zog jedoch die richtigen Schlüsse. Ich dachte daran, was mir Will Mallmann berichtet hatte. Das Geheimnis des steinernen Kreuzes hing irgendwie mit dem Dreißigjährigen Krieg zusammen, und während dieser Zeit hatten sich Schweden und die Völker des Deutschen Reichs bekämpft.
    Oberst Gunnerson gehörte in dieser Gegend zu den Offizieren, die den Schrecken an ihre Fahnen geheftet hatten. Er war gestorben und dennoch nicht tot, denn sein Geist stand zwischen den drei Bäumen.
    Keiner der Menschen konnte es begreifen. Die Männer, Frauen und Kinder standen wie festgewachsen auf ihren Plätzen und starrten hinüber zur Baumgruppe.
    Die Gestalt schien wirklich aus einer anderen, fernen Zeit zu stammen, denn sie trug noch die Rüstung des 17. Jahrhunderts. Wir sahen alles sehr deutlich, obwohl der Wartende nicht die kompakte Masse eines Menschen besaß.
    Er war ein Geist…
    Auch Will Mallmann und ich konnten nicht so ohne weiteres diesen Schrecken verdauen. Er hatte uns hart getroffen, denn so schnell hätten wir mit einem Auftauchen unseres Gegners oder einer unserer Gegner wirklich nicht gerechnet. Aber es gab ihn.
    »Den packen wir uns«, sagte Will und startete bereits.
    Auch ich
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