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0276 - Die Phantome vom Gespenster-Kreuz

0276 - Die Phantome vom Gespenster-Kreuz

Titel: 0276 - Die Phantome vom Gespenster-Kreuz
Autoren: Jason Dark
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würden, daran habe ich auch nicht geglaubt«, sagte Will.
    Ich hob die Schultern. »Was willst du eigentlich? Schuster, bleib bei deinen Leisten.«
    Der Kommissar erwiderte trocken. »Sinclair, bleib bei deinen Geistern.«
    »Genau.«
    Dann gingen wir los.
    ***
    Eine Mauer rahmte den Friedhof ein. Er lag zudem nicht weit von der Kirche entfernt, so dass uns ihr Turm als Wegweiser diente.
    Es hatten sich sehr viele Einwohner zusammengefunden, um dem verstorbenen jungen Mann aus Selb das letzte Geleit zu geben.
    Von den übrigen Gräbern sahen wir nicht sehr viele, die Menschen versperrten uns die Sicht, aber was wir erkannten, ließ darauf schließen, dass dieser Friedhof sehr gepflegt wurde. Da war kein Grab verkommen, jede letzte Ruhestätte befand sich in einem ansehnlichen Zustand.
    Wir rückten so nahe wie möglich an das Grab heran, in dem der Junge liegen sollte. Soeben redete der Geistliche. Seine Stimme schwang über die Köpfe der Menschen hinweg.
    Uns fiel die relativ große Anzahl Jugendlicher auf, die sich versammelt hatten. Der Tote war ja einer der ihren gewesen, und die jungen Leute, so hart sie sich oft genug gaben, weinten.
    Das verhaltene Schluchzen wehte uns entgegen. Die Worte des Pfarrers klangen abgehackt, die Sätze holprig. Dieser Mann stand, wie auch die anderen Trauergäste, unter einem Schock. Er konnte das Schlimme noch immer nicht fassen. Da fehlten ihm einfach die Worte.
    Der Tod des Jungen hatte die Menschen im Dorf aufgewühlt, daran gab es nichts zu rütteln. Es gab keinen, der seine Betroffenheit nicht zugab.
    Trotz der Wärme trugen die Erwachsenen dunkle Kleidung. Die Männer schwarze Anzüge, einige sogar Zylinder.
    An das Grab selbst kamen wir nicht heran. Hinter der letzten Reihe blieben wir stehen. Es dauerte seine Zeit, bis man uns bemerkte. Dann wandten sich die ersten Köpfe. Man warf uns misstrauische Blicke zu. Wir waren Fremde, gehörten nicht in den Ort. Allein unsere Anwesenheit schien die Trauerfeier schon zu stören.
    Der Pfarrer segnete den Sarg. Er sprach mit stockender Stimme und hatte Mühe, sich zu beherrschen. Als der Sarg schließlich in die Tiefe des Grabes gelassen wurde, hielt es auch diejenigen Menschen nicht, die sich bisher zurückgehalten hatten. Sie ließen ihren Tränen und ihrem Schmerz freien Lauf. Das war echt, nicht gespielt, wie man es oft bei Beerdigungen sieht. Hier hatte ein junger Mensch sein Leben lassen müssen, und auch meine Gesichtszüge wirkten wie eingefroren. Sollte sich herausstellen, dass finstere Mächte für den Tod des Siebzehnjährigen verantwortlich waren, würde ich keine Sekunde zögern und ihnen den Kampf ansagen.
    Will Mallmann dachte ähnlich wie ich. Das konnte ich seinem Gesicht ablesen.
    Es spielte keine Kapelle Trauermusik, es hielt keiner eine Rede mehr, die gesamte Szene lief vor unseren Augen in einer gespenstischen Lautlosigkeit ab. Obwohl die Mittagssonne vom Himmel brannte und selbst die fernen Hügel sich vor dem Toten zu verneigen schienen, spürte ich eine seltsame Kälte und auch eine Gänsehaut.
    Durch eine Lücke konnte ich bis zum Grab schauen. Die unmittelbaren Verwandten des Toten traten an den Grabrand. Die Eltern, die Geschwister. Männer aus dem Ort sprangen hinzu und stützten die Menschen. Zwischen den schwarz gekleideten Trauergästen sah ich ein wahres Heer von Kränzen und Blumen.
    Letzte Grüße, die irgendwann einmal verwelken würden. Schneller als die Erinnerung verlosch.
    In die Trauergäste geriet Bewegung. Man wollte der leidgeprüften Familie kondolieren, und ich war mir sicher, dass diese Beileidsbekundungen keine leeren Sprüche waren, sondern echtes Mitgefühl ausdrückten.
    Allmählich leerte sich auch die letzte Reihe der Trauergäste. Unser Blick wurde besser.
    Will Mallmann trat dicht an mich heran und brachte seine Lippen in die Nähe meines linken Ohres.
    »Sollen wir auch zum Grab gehen?«
    »Und dann?«
    »Ich möchte gern mit den Eltern sprechen. Vielleicht gibt es eine Spur, einen Hinweis.«
    »Das wäre möglich. Wir könnten es auch später machen.«
    »Sicher.«
    So warteten wir. Es dauerte ziemlich lange. Die Menschen, die Beileid gewünscht hatten, gingen wieder zurück. Die Männer mit starren Gesichtern, die Frauen - ebenfalls schwarz gekleidet - pressten Taschentücher vor ihre Gesichter.
    Es war eine wirklich schlimme Beerdigung, die wir da miterlebten. Drei Jugendliche passierten uns.
    Ein Mädchen und zwei Burschen. Das Mädchen ging in der Mitte, die beiden Jungen
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