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027 - Ruf des Blutes

027 - Ruf des Blutes

Titel: 027 - Ruf des Blutes
Autoren: Timothy Stahl
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so langer Zeit habe ich dich gefunden, hat mir der HERR den rechten Weg gewiesen.«
    Rhian wurde die Kehle eng. Ihr Herz hieb wie mit Fäusten gegen ihre Rippen. Der Anblick des Mannes erschreckte auch sie. Er sah aus, als sei er geradewegs der Hölle entstiegen.
    Er schien auf seltsame Art ganz aus Schwärze gemacht. Nichts an ihm bis auf den weißen Kragen, das nicht von dieser Farbe war: Das lange strähnige Haar, der wuchernde Bart, der breitkrempige Hut, der sein Gesicht überschattete, der bis zum Boden reichende Ledermantel, die schweren Stiefel.
    Und all die Dinge, die er bei sich trug.
    Rhian hatte nie zuvor etwas Vergleichbares gesehen, aber instinktiv ahnte sie, dass es sich bei all diesen Dingen um Waffen handelte.
    Eines davon, das Größte, nahm der unheimliche Fremde jetzt von seiner Schulter und richtete es auf Kharnov. Obwohl es sichtlich schwer war, hielt er es mit nur einer Hand. Mit der anderen pflückte er etwas von einem Gurt, der ihm quer über die Brust verlief; etwas das aussah wie ein schwarzes Ei. Mit dem Daumen entfernte er einen kleinen Stift, der wiederum einen Bügel gehalten hatte. Dann warf er das ovale Ding von sich, zielsicher in Kharnovs Gerätschaften und Apparaturen hinein.
    Und dann, zwei, drei Atemzüge später, öffnete sich ein Fenster zur Hölle! Das jedenfalls war Rhians Eindruck.
    Mit ohrenbetäubendem Donnern zerriss die Wirklichkeit. Eine Feuerwand schoss hoch. Trümmer flogen Geschossen gleich durch den Raum. Sengende Hitze strahlte zu ihr her.
    Geblendet schloss Rhian die Augen, und als sie die Lider wieder öffnete war es vorbei. Nur ätzender Rauch hing noch in der Luft. Scherben und Schutt regneten zu Boden. Es stank nach Blut. Aber sie selbst war nicht verletzt!
    Kharnov stieß ein irres weibisches Wimmern aus. Ein Glaskolben steckte in seiner Schulter. Er schien ihn nicht einmal zu spüren.
    »M-mein Werk…«, flüsterte er fassungslos, verzweifelt. »Mein Leben…«
    »Dein Leben ist verwirkt«, sagte der… Rev'rendl Die Erkenntnis traf das Mädchen wie ein Schlag!
    Der Fremde war einer jener Rev'rends, von denen sie schon gehört hatte. Besucher, die bei ihren Eltern eingekehrt waren, hatten von ihnen erzählt. Niemand hatte Genaueres über sie gewusst, und zumindest Quinlan hatte sie für so etwas wie den Bogeemaan gehalten, nur dazu geschaffen, um kleinen Kindern Angst zu machen.
    Aber jetzt stand einer dieser Rev'rends vor ihr, leibhaftig, und Rhian verspürte, zu ihrem eigenen Erstaunen, keine Furcht mehr vor ihm.
    »Du hast uns verraten«, fuhr der Rev'rend an Kharnov gewandt fort, »unser Wissen schändlich missbraucht, Frevler! Du hast GOTT selbst verraten !« Kharnov schluckte heftig. Sein spitzer Adamsapfel tanzte auf und nieder wie an einem Gummiband.
    »I-ich… nein, du m-missverstehst das alles… Bruder«, stammelte er.
    »Wage es nicht, mich so zu nennen!«, donnerte der andere.
    Schräg hinter ihm machte Rhian eine Bewegung in den Schatten aus.
    Vaitor! Mit erhobenem Arm machte er einen Schritt auf den Rev'rend zu, und einen weiteren. Rhian sah, dass er etwas in der hochgereckten Faust hielt; etwas das er dem Mann in Schwarz auf den Schädel schlagen wollte!
    Und sie schrie. Wie von selbst brach die Warnung aus ihr hervor, gellend laut, schrill, so entsetzt, als würde sie selbst von Vaitor angegriffen werden.
    »Vorsicht! Hinter dir! Pass auf!«
    Der Rev'rend reagierte augenblicklich. Sackte in die Knie und kreiselte in der Bewegung herum.
    Vaitors Hieb ging fehl. Der eigene Schwung ließ ihn einen Schritt nach vorne taumeln.
    Aus der Hocke versetzte ihm der schwarze Mann einen Tritt, der Vaitor nach hinten trieb. Und dann spuckte die Waffe in der Hand des Rev'rend einen blendend hellen Blitz aus, der Vaitor in die Brust schlug!
    Sein Gewand fing Feuer. Aber da war Vaitor bereits tot.
    Tyress folgte ihrem Geliebten Sekunden später in den Tod, auch sie von einem solchen Blitz gefällt.
    Dann widmete sich der Rev'rend wieder Kharnov - oder wollte es tun, denn der kleinwüchsige Teufel versuchte zu fliehen!
    Irgendwo hinter dem Stuhl, auf dem Rhian saß, musste es einen weiteren Ausgang geben. Den trachtete Kharnov zu erreichen.
    Der Rev'rend stürmte an Rhian vorbei. Sie hörte, wie er Kharnov erwischte - der Zwerg quiekte wie eine Ratte und zappelte im Griff seines Häschers, als der ihn zurück schleifte.
    Rhian rechnete damit, dass der Mann in Schwarz auch Kharnov mit einem seiner Blitze zur Hölle schicken würde. Stattdessen nahm er einen
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