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Toedliches Versprechen

Toedliches Versprechen

Titel: Toedliches Versprechen
Autoren: Jane Luc
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Prolog
    15. Juni 2013
     
     
     
    E inhundertzweiunddreißig Tage im Folsom State Prison . Griffin Gordon konnte sich an jeden einzelnen dieser Tage erinnern. Sie hatten sich in seinem Gehirn festgebrannt. Die elf Jahre, die er in Corcoran verbracht hatte, waren ganz okay gewesen. Dort war er jemand, dort hatte er eine gewisse Bedeutung erlangt. Aber dann mussten diese Schweine ihn in diesen verdammten Knast voller Irrer verlegen – aus Platzmangel. Hier war er niemand. Das hatten sie ihn am ersten Tag spüren lassen. Und an jedem der einhunderteinunddreißig Tage danach.
    In Folsom bekam lebenslänglich eine neue Bedeutung. Wenn es so weiterging, war seine Lebenserwartung nicht besonders hoch. Vielleicht war das ja die Art des kalifornischen Staates, das Knast-Platz-Problem zu lösen. Man steckte die Leute einfach zu einem Haufen völlig kranker Typen und ein paar Monate später räumte man die Leichen weg. Hurra! Platz für den Nächsten.
    Griffin schüttelte den Kopf, um die Gedanken zu vertreiben und erhob sich von seinem Bett. Er hatte sich immer die Option einer Flucht offen gehalten. Es war eine Art doppelter Boden, eine Lebensversicherung. Bisher hatte er keinen Gebrauch davon machen müssen. Aber die Zeit schien gekommen. Lange würde er es hier drin nicht mehr aushalten.
    Er schlurfte gelangweilt mit den anderen in den Fernsehraum. Wie jeden Tag würden sie irgendwelche beschissenen Klatschnachrichten von der Ostküste ansehen, bevor sie sich einen Actionfilm, eine blöde Agentenserie oder irgend so einen Mist reinzogen. Prentis stammte von der Ostküste und wollte immer wissen, was bei den Schönen und Reichen in seiner alten Heimat los war.
    Griffin hatte ziemlich schnell gelernt, dass es nicht besonders clever war, Prentis zu widersprechen. Er hasste die Sendungen, die seine Mitinsassen sehen wollten, da er aber sonst nichts zu tun hatte, sah er sie sich auch an.
    Er suchte sich einen Platz in der letzten Reihe des kleinen muffigen Fernsehraums. Ein blöder Bundesrichter wurde vor einem strahlend hell erleuchteten Fünfsternehotel zu irgendeiner dämlichen Spendengala für irgendein Bostoner Krankenhaus interviewt. Die Kamera schwenkte über die anwesenden Gäste.
    Und da stand sie.
    Nadine!
    Griffin blinzelte. Sie war da. Sie lebte!
    Sein Stuhl kippte polternd um, so heftig war er aufgesprungen.
    »Ruhe, Arschloch«, brüllte jemand weiter vorn.
    Sie lebte.
    Das konnte nicht sein. Aber da stand sie, eindeutig. Als er sie zum letzten Mal gesehen hatte, mit ihrem Blut an seinen Händen, wog sie nur noch siebenundvierzig Kilo. Das sagte zumindest der Obduktionsbericht. Ihre Haare waren raspelkurz geschnitten und schwarz gefärbt gewesen. Sie hatte weite, unförmige Klamotten getragen. Jetzt sah sie aus wie an dem Tag, an dem er sie kennengelernt hatte. Fantastische Figur, lange Beine, weiches rotbraunes Haar, leichtes Make-up und die schmale Silberkette mit dem kleinen Blumenanhänger, die sie damals immer getragen hatte. All das steckte in einem wunderschönen bodenlangen Ballkleid, das den gleichen moosgrünen Farbton hatte wie ihre Augen.
    Seine Fingerkuppen kribbelten. Er stand immer noch neben seinem umgekippten Stuhl, die Hände zu Fäusten geballt. Die erste Überraschung und seine Überwältigung wandelten sich in Hass. Langsam hob er den Stuhl auf und setzte sich. Seine Gedanken rasten.
    Nadine lebte.
    Er saß seit elf Jahren im Knast, verurteilt für den Mord an ihr. Und sie war nicht tot.
     
    Am folgenden Tag kaufte sich Griffin während des Hofgangs ein Telefongespräch mit dem Handy eines anderen Insassen. Zwanzig Dollar pro Minute.
    »Es ist so weit«, sagte er, als Scott Levine am anderen Ende abhob. Er musste keine Erwiderung abwarten. Scott wusste, was zu tun war. Er würde endlich seine alten Schulden begleichen können.

1.
    Zwei Wochen zuvor
     
     
     
    » O fficer am Boden.«
    Nicht schon wieder, dachte Josh, bevor alles um ihn herum schwarz wurde.
    Als er zu sich kam, war sein Kopf kurz davor, zu explodieren. Vorsichtig öffnete er die Augen und blinzelte in das grelle Licht, das ihn blendete. Wow. Über ihn gebeugt stand eine echte Klassefrau. »Sie sehen aus wie ein Engel. Bin ich im Himmel?«
    »Nein, Sie leben noch.« Ihre Stimme hatte einen etwas rauen Unterton, der Josh eine Gänsehaut verursachte.
    »Das ist gut«, murmelte er. Er hob die Hände, umfasste ihr Gesicht und zog sie zu einem herzhaften Kuss zu sich herunter. Ja, das tat gut. Sie schmeckte nach Engel. Ein
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