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Toedliches Versprechen

Toedliches Versprechen

Titel: Toedliches Versprechen
Autoren: Jane Luc
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ihren Rücken fiel, wie sie es bei ihrer ersten Begegnung getragen hatte. Bald, sagte er sich, bald würde sie sich genauso kleiden und herrichten, wie er es wollte.
    Er genoss es, ihr zu folgen. Das altbekannte Kribbeln in seinen Fingerspitzen setzte wieder ein. Als er sie im Fernsehen gesehen hatte, hatte er es zunächst nicht glauben können. Hier, wenige Schritte hinter ihr, fühlte er sich lebendig wie seit elf Jahren nicht mehr.
    Er wartete mit ihr auf die U-Bahn und setzte sich zwei Sitzreihen hinter sie. Sie hatte die Kopfhörer eines iPod in den Ohren und wippte mit dem Fuß im Takt. Ob sie noch auf Shakira und Pink stand wie vor ihrer angeblichen Ermordung?
    Er stieg mit ihr aus und folgte ihr zum St. Josephs Hospital. Es war aufregend und belebend, ihr zu folgen. Einmal näherte er sich ihr so weit, dass er die Härchen in ihrem Nacken erkennen konnte. Er nahm ihren Duft wahr. Sie roch anders als früher. Die Vorfreude wuchs. Nadine und er würden sich völlig neu kennenlernen, neue Facetten aneinander entdecken. Noch einmal näherte er sich ihr im Strom der Berufstätigen, die an ihre Arbeitsstellen hasteten, bis auf einen Meter. Es wäre ein Genuss, wenn sie sich jetzt umdrehen und ihn erkennen würde. Die Angst und die Panik, die plötzlich in ihren Augen aufleuchten würden, wären unbezahlbar. Das würde ihn zumindest ein wenig für die vergangenen elf Jahre entschädigen, besonders für die beschissenen letzten Monate in Folsom .
    Aber im Moment würde sie ihn nicht erkennen. Mit seiner mausbraunen Perücke mit Seitenscheitel, dem Schnauzbart und den Silikoneinlagen, mit denen er seine Wangen auspolsterte, war er der Inbegriff des unscheinbaren Hausmeistertypen. Die schlichte Kleidung und der Bodysuit, der ihn um die Mitte herum ein wenig fülliger wirken ließ, taten ihr Übriges, ihm einen unentdeckten Aufenthalt in ihrer Nähe zu ermöglichen. Nach so vielen Jahren ohne sie wollte er ihre Gesellschaft noch ein wenig genießen, bevor er entschied, was mit ihr geschehen sollte.
    Er ließ sich ein wenig zurückfallen und wartete, bis Nadine durch den Personaleingang in dem Krankenhaus verschwand, in dem sie jetzt arbeitete.
    Zufrieden machte er sich auf den Rückweg. Es gab viel zu planen. Er hatte sie wiedergefunden. Nadine Montgomery würde ihm kein zweites Mal entwischen.
     
    *
     
    Oktober 2000
     
    Das Peaches war eine Bar nach Griffins Geschmack. Sie lag in Campusnähe und zog die Studenten an wie das Licht die Motten. Die Drinks waren billig, das Essen fettig und die Musik laut. Freitags spielten Studentenbands, die darauf hofften, irgendwann entdeckt zu werden, was nie passieren würde, denn sie waren durch die Bank weg schlecht. Eine Qual für die Ohren. Der Stimmung im Peaches schadete es nicht.
    Griffin stieß die Tür der Bar auf und wurde von einer kreischenden E-Gitarre und warmer, nach Bier riechender Luft, empfangen. Er rieb sich die Hände und warf einen Blick in die Menge. Draußen war es für Oktober schon ziemlich kalt und er hatte seine Jacke im Wagen gelassen. Doch hier drin würde ihm ruck, zuck warm werden. Der Laden war gerammelt voll. Studentinnen, die deutlich zu wenig trugen, bedachte man die Kälte, die draußen herrschte, hüpften auf der winzigen Tanzfläche herum oder rieben sich an den Männern, besser Jungs, um deren Aufmerksamkeit zu erregen. Eine Menge Typen würde heute Abend das Glück haben, eine ihrer Kommilitoninnen flachzulegen. Vielleicht suchte er sich später auch eine aus. Aber jetzt war es Zeit für ein Bier und ein Glas guten Whiskey. Er bahnte sich einen Weg durch die Menge und stellte zufrieden fest, dass die Studenten seines Shakespeare-Kurses einen Tisch ergattert hatten, an dem ein Platz für ihn frei war.
    Griffin lag mit seinen achtundzwanzig Jahren deutlich über dem Altersdurchschnitt der anderen Gäste. Aber er konnte sich nicht dagegen wehren. Er liebte das College, er liebte den Campus, das Studentenleben. Auch wenn er diesem eigentlich längst entwachsen sein müsste. Er hatte nicht ewig studieren können, auch wenn es jede Menge Studienrichtungen gab, in die er sich gern eingeschrieben hätte. Sein Studentenfonds reichte dafür nicht aus. Also war er den Weg gegangen, der dem Studentenleben am nächsten lag. Er war Dozent geworden. Professor für englische Literatur. Nicht etwa, weil ihm die Literatur besonders am Herzen lag, sondern weil er dieses Fach unterrichten konnte, ohne sich großartig anstrengen zu müssen.
    Er hielt auf den
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