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Toedliches Versprechen

Toedliches Versprechen

Titel: Toedliches Versprechen
Autoren: Jane Luc
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nicht allein. Alle zwei oder drei Stunden sollte jemand nach Ihnen sehen. Wenn alles in Ordnung ist, brauchen Sie erst zum Fäden ziehen wiederkommen. Ansonsten melden Sie sich morgen noch einmal.« Nachdem Josh das Rezept für die Kopfschmerztabletten entgegengenommen hatte, drehte sich Dr. Montgomery um und rauschte davon. Er sah ihrem wehenden Kittel und dem wippenden Pferdeschwanz hinterher. »Mom«, sagte er. »Besorg mir eine Karte für diese Spendengala.«
    »Was? Aber du gehst nie auf solche Veranstaltungen.«
    Josh erhaschte einen letzten Blick auf die Frau mit dem roten Pferdeschwanz, bevor sie um die Ecke verschwand. »Zu dieser werde ich gehen.«

2.
    17. Juni 2013
     
     
     
    I n der Nacht vor seinem Ausbruch aus dem Folsom State Prison war Griffin Gordon mit seinen Gedanken bei Nadine.
    Der Plan für seine Flucht stand seit langer Zeit fest und würde funktionieren. So konnte er sich vollkommen auf Nadine konzentrieren. Im Laufe der Jahre war ihr Bild in seinem Kopf zu einer unscharfen Sepiaaufnahme verblasst. Nun, da er sie lebendig vor sich gesehen hatte, kamen die Farben zurück und explodierten in einem bunten Kaleidoskop. Sie war zu ihm zurückgekehrt, in ihrer ganzen Schönheit.
    Als die morgendliche Sirene durch die Gänge hallte, erhob er sich ruhig und gelassen wie schon seit langer Zeit nicht mehr. Er wartete, bis sich die Zellentür mit einem metallischen Klicken öffnete und er mit den anderen Haftinsassen in den großen Speisesaal marschieren konnte. Er setzte sich an den Platz, an dem er jedes Frühstück, Mittagessen und Abendbrot eingenommen hatte, seit er in Folsom saß. Es dauerte immer ein paar Minuten, bis Ruhe einkehrte, bis das Scharren der Füße und Rücken der Stühle nachließ. Griffin konnte Lärm beim Essen nicht ausstehen. Er wartete geduldig. Als es ruhiger geworden war, bestrich er eine Scheibe Toastbrot dick mit Erdnussbutter. Das erste Erdnussbutterbrot, das er sich seit über elf Jahren gönnte. Beherzt biss er zu. Wie erwartet hatte er innerhalb kürzester Zeit die Aufmerksamkeit seiner Tischnachbarn.
    »Hey, Gordon! Was ist los ?«
    »Was soll sein?«
    »Sieh dir dein Gesicht an, Alter!«
    Griffin fuhr sich über das Gesicht, spürte die Schwellung seiner Wangen. Die Haut spannte sich bereits unangenehm. Er litt seit seiner Kindheit an Anaphylaxie, einer allergischen Reaktion, in seinem Fall auf Erdnüsse. Als er zum ersten Mal in seinem Leben Erdnüsse gegessen hatte, stellte er genau zwei Dinge fest. Zum einen, dass ihm noch nie etwas so gut geschmeckt hatte, und zum anderen, dass er sich bereits nach dem ersten Bissen in ein Monster verwandelte. Sein Gesicht und sein Hals schwollen an, er bekam am ganzen Körper Hautausschlag und eine leichte Atemnot. Das hatte ihm schon als Kind den Spitznamen Ork eingebracht. Er hatte wirklich zum Fürchten ausgesehen. Wenn er seine Medikamente gegen die Allergie einnahm, ging es ihm ruck zuck wieder besser. Nur die Schwellungen in seinem Gesicht verschwanden nicht so schnell.
    Aber er hatte die Finger nicht von den Nüssen lassen können und sich im Laufe der Jahre immunisiert. Bei jedem seiner Versuche hatte er ein wenig mehr gegessen. Die Symptome hatten sich mit der Zeit verbessert, er hatte keine Atemnot mehr verspürt, die Ausschläge waren zurückgegangen. Nur die Schwellungen im Gesicht konnte er nicht umgehen. Doch das war ihm auch egal.
    Ein weiterer Häftling wurde auf ihn aufmerksam, stieß seinen Nachbarn an. »Scheiße, sieh dir sein Gesicht an. Hey Wärter! Wärter!«
    Griffin nahm aus den Augenwinkeln wahr, wie einer der Aufseher auf ihren Tisch zuhielt. Es wurde Zeit für eine kleine Showeinlage. »Es ist heiß hier drin, oder?«, murmelte er. Er öffnete die obersten Knöpfe seines Overalls, zog ihn vom Hals weg und fächelte sich Luft zu. »Es ist wirklich heiß.«
    »Willst du dich hinlegen, Mann?«, fragte jemand.
    Er schloss die Augen und schwankte. »Das wäre vielleicht besser. Mir ist irgendwie schwindlig.« Er keuchte ein wenig und hustete. Dann schnappte er nach Atem und wedelte panisch mit den Händen. »Keine Luft«, brachte er gequält heraus. Starke Hände drückten ihn auf die Bank und hielten ihn fest, bis wenige Minuten später zwei Wärter mit einer Trage auftauchten. Griffin konzentrierte sich weiter darauf, Atemnot zu simulieren.
    Er hatte seine Allergie bei der ersten Untersuchung durch den Gefängnisarzt vor elf Jahren nicht angegeben. Schon damals hatte er darüber nachgedacht, eines Tages
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