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027 - Ruf des Blutes

027 - Ruf des Blutes

Titel: 027 - Ruf des Blutes
Autoren: Timothy Stahl
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in den Händen.
    »Jonpol…!« Matt ging neben dem Truveer in die Knie. Im allerersten Moment hatte er ihn für tot gehalten, doch Rhian hatte ihn nur niedergeschlagen. Matt nahm den Bewusstlosen auf beide Arme und sah wieder in die Halle hinunter.
    Inzwischen hatten sich einige der wachgebliebenen Nosfera so weit von ihrer Überraschung erholt, dass sie zum Gegenangriff übergingen.
    Jetzt schlug die Stunde von Rhians Freunden, die, in Nosfera-Kutten gehüllt, in einem Nebenraum gelauert hatten und von der Masique nicht eingeschläfert worden waren. Jetzt stürmten sie in die Halle, und sie kannten weder Rücksicht noch Gnade, kein Zögern, kein Zaudern. Sie attackierten die Nosfera ohne jede Hemmung mit Schwertern, Armbrüsten und Äxten.
    Schreie gellten. Blut spritzte. Tote sanken zu Boden. Und Rhian bewegte sich hinkend zwischen ihnen hindurch, fixiert auf den Sarkophag. »Rhian!«
    Jemand schrie ihren Namen. Sie hielt inne, wandte sich um, sah die Gestalt, die auf sie zurannte und erkannte sie. »Lunaa!«
    Das Wiedersehen der beiden jungen Frauen, die einmal fast so etwas Freundinnen gewesen waren, währte nur einen Augenblick. Und es eskalierte nicht einmal.
    Matt sah Quinlan, noch bevor Rhian ihn entdeckte. Lunaa wurde seiner überhaupt nicht gewahr und starb, ohne zu wissen, wer ihr hinterrücks mit dem Schwert den Schädel gespalten hatte.
    Rhian nahm ihren Weg zum Sarkophag wieder auf, unaufhaltsam wie ein Racheengel.
    Eine Sekunde lang spielte Matt ganz ernsthaft mit dem Gedanken, in die Halle zurück zu klettern, um zu retten, was zu retten war.
    Dann siegte die Vernunft. Die Einsicht, dass es nichts mehr zu retten gab außer dem eigenen Leben und dem Jonpol Sombriffes…
    Der Truveer kam zu sich, gerade als Matt den Rand des Daches erreichte. Zu ihrer beider Glück - Jonpol die ganze Feuerleiter hinunter zu tragen, hätte zu viel Zeit gekostet.
    »Keine Zeit für Erklärungen!«, fuhr Matt den Spielmann an, als dieser zu einer Frage ansetzte. »Da runter! So schnell wie du kannst!«
    Sie hatten den Boden noch nicht ganz erreicht, als ein gewaltiger Donnerschlag die gesamte Fabrik erbeben ließ. Das Metall der gewundenen Leiter ächzte; etliche Verankerungen lösten sich aus der Wand, die an mehreren Stellen aufzubrechen begann.
    Matt sah nach unten. Noch etwa fünf Meter bis zum Grund. »Spring!«, brüllte er und schwang sich selbst über das Geländer.
    Die Hitze der Explosion folgte ihnen, als sie halb rennend, halb taumelnd Abstand gewannen. Hinter ihnen prasselten Mauersteine nieder, und das gesamte Gelände wurde vom Feuerschein hell erleuchtet.
    Weitere Explosionen klangen auf. Wie Matt vermutet hatte, hatten Rhian und ihre Anhänger noch mehr Sprengladungen versteckt, die das Feuer jetzt auslöste.
    Selbst nachdem sie zwei Häuserblocks entfernt waren, gingen noch Trümmer in ihrer Nähe wie steinerner Hagel nieder.
    Schließlich - die letzte Detonation.
    Und die Fabrik stürzte ein, mit solchem Getöse, dass der Boden unter ihren Füßen erzitterte.
    Eine gewaltige Staubwolke quoll in die Höhe. Dann - Stille.
    Totenstille.
    ***
    Und still gingen auch Matthew Drax und Jonpol Sombriffe nach einer Weile ihres Weges.
    Der Rhiffalo war verschwunden. Nur Jonpols Aneetah stand noch dort, wo sie das Tier gestern zurückgelassen hatten.
    »Ich nehme an, der Rhiffalo kehrt zu seinem toten Herrn zurück«, sagte der Truveer. Er lächelte ein winziges Lächeln.
    »Manche Tiere sind treuere Seelen als Menschen.« Matt nickte schweigend.
    Er dachte an Rhian. An das Mädchen, das er vielleicht hätte lieben können… wäre sie das Mädchen gewesen, für das er sie gehalten hatte.
    »Begleitest du mich nach Waashton?«, fragte er Jonpol.
    Der Gedanke, allein zu sein, bedrückte ihn.
    »Nein, mein Freund, tut mir Leid. Ich habe anderes zu tun.«
    Matt versuchte seine Enttäuschung zu verbergen. »Ich vermute, du willst dein Lied schreiben, wie?«
    Der Truveer stieg auf den Rücken des Aneetahs. »Ja. Aber es wird ein trauriges Lied, Maddrax. Denn es hat keine Helden.«
    »Nein, die hat sie nicht…«
    »Vielleicht treffen wir uns wieder«, meinte Jonpol. Er zwinkerte ihm zu.
    »Du bist für Lieder gut, Maddrax.«
    »Machs gut, mein Freund«, sagte Matt. »Viel Glück und… neue Abenteuer.«
    »Auf Wiedersehen, Maddrax.«
    Damit setzte der Truveer sein Tier in Bewegung und ließ es davon trotten.
    ***
    Matt sah Jonpol nach, bis er verschwunden war. Dann setzte er seinen eigenen Weg fort, nach Süden.
    Keine
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