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027 - Ruf des Blutes

027 - Ruf des Blutes

Titel: 027 - Ruf des Blutes
Autoren: Timothy Stahl
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zögerte kurz, suchte nach dem passenden Wort und fand es nicht, »… Sachen mit ihnen.«
    »Sachen?«, echote Rhian.
    Teeve nickte. »Die meisten überleben es nicht.«
    »Und woher weißt du davon?«, wunderte sich Rhian.
    »Wie gesagt, die meisten überleben es nicht - ein paar aber schon. Und ich kenne jemanden, der ihnen sogar entkommen ist!«
    Vielleicht beruhte Teeves Unbekümmertheit auf eben diesem Wissen - dass zumindest einem ihrer »Vorgänger« die Flucht gelungen war.
    »Was hat er dir erzählt?«, fragte Vanna zaghaft. Vermutlich wollte sie gar keine Einzelheiten wissen, aber eine Art morbider Neugier mochte sie zu der Frage drängen. Und außerdem war alles besser als in drückendem Schweigen in den Käfigen zu hocken und dem Schicksal zu harren…
    »Sie machen… Versuche oder so was mit den Kindern«, antwortete Teeve.
    »Versuche? Was ist das?«, hakte Quinlan nach. »Kann ich nicht genau sagen«, gestand Teeve und fügte mit dunkler, fast schon erschreckend erwachsener Stimme hinzu: »Und ich will's auch gar nicht genau wissen…«
    Vielleicht haben wir ja Glück, dachte Rhian, und finden es nie heraus…
    Und im Stillen betete sie zu jenem Gott, von dem die Bybell erzählte. Bat ihn, dass er etwas geschehen lassen möge, das ihnen die Flucht ermöglichte, bevor es zu spät war.
    Aber es geschah nichts. Und Rhian ertappte sich bei dem Gedanken, dass jener Gott womöglich damals mitsamt seiner Schöpfung untergegangen war, an jenem Tag, da Kristofluu über die Welt gekommen war.
    Und schließlich erreichten sie ihr Ziel. Einen so fremdartigen und durch und durch unheimlichen Ort, dass es selbst Teeve die Sprache verschlug…
    ***
    Im allerersten Augenblick war Matt Drax versucht zu glauben, dass alles nur ein Albtraum gewesen sei.
    Sekundenlang fühlte er sich orientierungslos wie im Halbschlaf. Doch schließlich kühlte die klebrige Feuchtigkeit, die sein Gesicht bedeckte, im schneidenden Wind ab, und diese Kälte war es, die seine Lebensgeister weckte und ihm den Blick für die Wirklichkeit klärte.
    Das gehörnte… Untier stand noch immer vor ihm. Allerdings hatte es von ihm abgelassen und war sogar etwas zurückgewichen. Nur der Blick seiner wie aus poliertem Marmor wirkenden Augen ruhte noch auf Matt.
    Und die Melodie verklang in einem letzten Ton, der im Pfeifen des Windes aufging.
    Matt stutzte. Die Melodie…? Die Melodie!
    Er erinnerte sich daran. Wunderschön war sie gewesen, fremdartig, aber wunderschön und Matt rief sich innerlich zur Vernunft. Wo war diese Musik hergekommen? Hatte der Wind sie verursacht, oder hatten ihn seine Ohren nur getrogen?
    Eine kurze Tonfolge ertönte, harmonisch und irgendwie… spöttisch. Und sie kam von Matt wandte den Kopf nach rechts, zuckte zurück, hatte Mühe, einen Laut des Erschreckens zu unterdrücken - und musste dabei aussehen wie ein Idiot. Denn der andere Mann verzog den Mund zu einem Lächeln.
    Der andere Mann. Der Fremde. Der wie aus dem Nichts aufgetaucht sein musste. Und der jetzt nur vier oder fünf Schritte entfernt saß, mit untergeschlagenen Beinen, in den Händen eine Art Panflöte, mit der er spielerisch gegen sein Kinn tippte.
    Er schwieg, nickte aber zum Gruß. Und Matt, vollkommen perplex, erwiderte die Geste.
    Seinen allerersten Gedanken verwarf er sofort wieder.
    Nein, der Fremde war ganz bestimmt nicht der Mörder des Mannes, den er tot aufgefunden hatte. Ein besonderes Merkmal der Nosfera war ihre mumienhaft wirkende Haut. Das Gesicht seines Gegenübers jedoch zeigte einen fast bronzenen Teint und seine scharfen Züge und die dunklen Augen ließen in Matt die Vermutung keimen, dass sich unter den Ahnen dieses Mannes amerikanische Ureinwohner befunden haben mussten. Dafür sprachen auch das lange Haar, schwarz und glänzend wie das Gefieder eines Raben, sowie die lederne Kleidung und der auffallende Schmuck des Mannes.
    Aber vielleicht glaubte ja der andere, dass er, Matt, den Toten auf dem Gewissen hatte…
    »Hör zu«, begann Matt deshalb, »ich weiß nicht, wer du bist und wo du herkommst, aber ich habe mit dem Tod dieses Mannes nichts zu tun. Ich -«
    Der Fremde nickte, unverändert lächelnd. »Ich weiß, Maddrax.«
    Matt hatte das Gefühl, sich eine Ohrfeige eingefangen zu haben!
    Das Lächeln des anderen vertiefte sich ob Matts verblüffter Miene.
    »Woher -«, setzte er an, aber der Mann mit der Panflöte unterbrach ihn.
    »Woher ich deinen Namen kenne? Nun, du hast in Nuu'ork für einiges Aufsehen gesorgt.«
    Selbst
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