Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
027 - Ruf des Blutes

027 - Ruf des Blutes

Titel: 027 - Ruf des Blutes
Autoren: Timothy Stahl
Vom Netzwerk:
hielt er den Nagelknüppel. Und schon schwang er ihn gegen den Riesen!
    Der ließ den Hieb kommen, hob erst im letzten Moment die Hand. Metallspitzen bohrten sich in seinen Oberarm. Doch der Hüne kannte entweder keinen Schmerz, oder er hatte sich vollkommen unter Kontrolle.
    Vater wollte seine Waffe zurückreißen, doch es blieb beim Wollen. Die Hand seines Kontrahenten packte ihn am Unterarm, die andere ballte er zur Faust und drosch sie von unten gegen Vaters Ellbogengelenk.
    Die Kinder hörten, wie es brach. Sahen, wie Haut, Fleisch und Sehnen rissen.
    Vater brüllte auf vor Schmerz. Brüllte immer noch, als der andere ihn herumwirbelte, jetzt im Nacken packte und mit dem Gesicht gegen die Wandung des Fahrzeugs schlug. Einmal, zweimal - wieder und wieder…
    Blut lief über das Metall herab und schuf erst dunkle Flecken am Boden, dann eine Lache.
    Als der Riese endlich aufhörte, Vater gegen das Fahrzeug zu schleudern, konnte Rhian dessen Gesicht nicht mehr erkennen. Und das lag nicht nur an dem Tränenschleier, der ihren Blick verschwimmen ließ…
    Das Gesicht des Monstrums in Menschengestalt blieb bei all dem unbewegt, gerade so, als sei er zu keiner noch so geringen Gefühlsregung fähig.
    Mit stoischer Miene stemmte er Vater in die Höhe, hielt ihn in der Waagrechten und beugte ein Knie. Dann ließ er sein blutig geschlagenes Opfer herabsausen und brach ihm das Kreuz, so mühelos wie andere einen Ast entzwei brachen.
    Das morsche Geräusch ging Rhian durch Mark und Bein. Sie stöhnte auf, als teile sie den Schmerz ihres Vaters.
    Fast so, als habe er die Lust an dem grausamen Spiel verloren, ließ der Riese von Vater ab, warf ihn beiläufig zur Seite.
    Es schien Rhian wie ein grausames Wunder, dass Vater noch lebte. Stöhnend und nicht imstande, sich noch zu bewegen, prallte er gegen das Gefährt, stürzte zu Boden und blieb liegen.
    Stumm betete sie zu jenem Gott, von dem in Mutters Bybell die Rede war, dass er ihrem Vater die Gnade des Todes gewähren möge.
    Doch das Leben hielt sich in Vaters Blick, und den Blick hielt er stur, weil er sich nicht rühren konnte, auf Rhian gerichtet, bis sie ihn schließlich nicht mehr ertrug, die Lider schloss und den Kopf ab wandte.
    »Die Frau«, hörte sie die Stimme des Fetten und öffnete die Augen, um zu sehen, wie der Fremde eine Geste in die Richtung des Wohnhauses machte.
    Der Riese wusste offenbar, was von ihm verlangt wurde, ohne dass es ausdrücklicher Worte bedurfte.
    Und auch Rhian wusste es.
    Der Riese verließ die Baan stapfenden Schrittes. Vaters Prügel steckte noch immer in seinem Arm und wippte wie eine zusätzliche verkrüppelte Gliedmaße.
    Rhian bemühte sich nicht zu schluchzen, lauschte angestrengt. Und hörte doch nichts, nicht das geringste Geräusch, nicht den leisesten Schrei.
    Nach einer Weile - Rhian wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war; es konnten Minuten sein, aber ebenso gut eine Stunde - kehrte das Monster zurück, in der Faust Vaters Keule, von der frisches Blut tropfte, und in den Metalldornen hingen Büschel langen dunklen Haares.
    Mutter war gestorben, wie sie gelebt hatte - still und duldsam.
    Rhian spürte einen eisigen, fürchterlichen Schmerz in der Brust. Irgendetwas zerbrach darin; etwas, das unmöglich je wieder heilen konnte…
    Schließlich wurden sie und Quinlan unsanft ins Innere des Gefährts verfrachtet. Es wurde dunkel um sie wie in mondloser Nacht.
    Und diese Nacht währte viele schreckliche Tage lang - um irgendwann in noch größeren Schrecken zu münden…
    ***
    Augen, so grau und trüb wie dieser Tag, starrten Matt an. Als könnten sie etwas sehen, das nur Toten bestimmt war. Und dem verzerrten Gesicht des Mannes nach zu urteilen war es nichts, das ein Lebender sehen wollte…
    Maddrax hatte das Gefühl, eine klamme Hand würde sich um sein Herz legen. Das war nicht die erste Leiche, die er sah, natürlich nicht. In dieser Welt voller Gefahren war der Tod ein steter Begleiter. Dennoch, der Anblick zählte ganz sicher zu den Dingen, an die er sich niemals gewöhnen würde.
    Matt war fast über den Toten gestolpert. Die wirbelnden Eiskristalle in der Luft beschränkten die Sicht auf ein paar Schrittlängen, und wenn der Wind zwischendurch noch an Stärke gewann, war mitunter kaum die Hand vor Augen zu sehen. Deshalb war Matt erst im letzten Augenblick auf den Leichnam aufmerksam geworden, der in verkrümmter Haltung am Boden lag und zu ihm aufblickte, als hätte er ihn erwartet.
    Es war kaum festzustellen, wie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher