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027 - Das Henkersschwert

027 - Das Henkersschwert

Titel: 027 - Das Henkersschwert
Autoren: Neal Davenport
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einem Entschluß gekommen. Es blieb ihr keine Wahl. Sie mußte mitmachen, aber sie hoffte auf eine Möglichkeit, Dorian zu retten.
    Dorian trank eine Tasse Kaffee, steckte sich eine Zigarette an und sah auf, als Jerome Barrett den Frühstücksraum betrat. Der Psychiater kam an Dorians Tisch.
    »Guten Morgen«, sagte er und sah Coco verwundert an.
    »Eine alte Bekannte«, stellte Dorian Coco vor. »Miß Zamis.« Er sprach jetzt Englisch.
    Barrett reichte Coco die Hand.
    »Setzen Sie sich!« sagte Dorian.
    Der Psychiater nahm Platz und musterte Dorian aufmerksam. Hunters flackernder Blick und seine bleiche Gesichtsfarbe machten ihm Sorgen.
    »Fühlen Sie sich nicht gut?« fragte er.
    »Ich fühle mich aus gezeichnet«, sagte Hunter.
    Der Psychiater erwartete, daß ihm Hunter einige Fragen stellen würde, doch dieser schwieg und starrte verbissen in seine Kaffeetasse. Aus den Augenwinkeln beobachtete Barrett das Mädchen. Sie war ungewöhnlich schön, fand er, aber hochgradig nervös.
    »Interessiert Sie nicht, was mit Ihrer Frau los ist?«
    Hunter starrte ihn verständnislos an. Seine Frau und den eigentlichen Zweck seines Aufenthalts in Wien hatte er völlig vergessen. Zögernd nickte er.
    »Es geht ihr den Umständen entsprechend«, sagte der Psychiater. »Ich durfte sie kurz sehen. Es ist alles vorbereitet zur Abreise. Wir können noch heute abfliegen.«
    »Das ist leider nicht möglich«, schaltete sich Coco ein. »Wir haben noch viel zu erledigen. Dorian muß die Abreise verschieben.«
    Barrett sah verwundert das Mädchen an, dann warf er Dorian einen Blick zu.
    »Stimmt das?« fragte er.
    Hunter nickte mit zusammengepreßten Lippen. Er wollte schreien, wollte sagen, daß es nicht stimmte, brachte aber keinen Laut heraus. Er hatte wieder Kopfschmerzen bekommen und war zu keinem klaren Gedanken fähig.
    »Sie, müssen zur Klinik«, sagte Barrett. »Es sind einige Papiere zu unterzeichnen. Ich sagte, daß Sie am Vormittag vorbeikommen würden.«
    »Wir haben um zehn Uhr eine wichtige Verabredung«, sagte Coco. »Er kann erst am Nachmittag in die Klinik.«
    Barrett sah wütend auf das Mädchen. »Was hat das zu bedeuten? Haben Sie die Sprache verloren, Mr. Hunter?« Dorian schüttelte den Kopf.
    »Nein«, sagte er gepreßt. »Ich fühle mich nur nicht besonders gut. Coco hat aber recht. Ich kann jetzt nicht zur Klinik fahren.«
    Dem Psychiater kam das alles reichlich sonderbar vor. Einige Minuten zuvor hatte Hunter erklärt, daß er sich ausgezeichnet fühlen würde und jetzt behauptete er, daß es ihm nicht gutginge. Dieses Mädchen schien einen unheilvollen Einfluß auf Hunter auszuüben.
    »Wer sind Sie eigentlich, Miß?« fragte Barrett. »Und was haben Sie mit dem allem zu tun?«
    Er starrte in ihre Augen und zuckte zurück. Ihr Blick war eisig.
    »Sie fragen zu viel«, sagte sie, und ihre Augen begannen zu flimmern.
    Der Psychiater versuchte sich ihrem Blick zu entziehen, doch es gelang ihm nicht. Cocos Augen wurden immer größer, ihr Blick starr und durchdringender.
    Der Psychiater blieb wie gelähmt sitzen.
    »Wir müssen gehen, Dorian«, sagte Coco und stand auf.
    Dorian folgte ihr willig. Sie verließen das Frühstückszimmer, und die Erstarrung fiel von Barrett ab. Verwundert wischte er sich über die Augen und stand auf. Als er die Halle erreicht hatte, war von Dorian und Coco nichts mehr zu sehen.
    Nachdenklich kehrte er ins Frühstückszimmer zurück.
     

     

Dorian führte Coco zu seinem Wagen. Das Mädchen setzte sich hinters Steuer, und Dorian nahm neben ihr Platz. Er saß kaum, als er auch schon eingeschlafen war.
    Coco fuhr über den Schwarzenbergplatz und bog in den Rennweg ein. Sie fuhr nicht schneller als die erlaubten fünfzig Kilometer pro Stunde.
    Immer wieder warf sie dem schlafenden Dorian einen Blick zu.
    Es war kurz vor zehn Uhr, als sie den Zentralfriedhof erreichte. Sie stellte den Wagen auf den Parkplatz und rüttelte Dorian an der Schulter.
    »Wir sind da«, sagte sie.
    Verwundert sah er sich um.
    »Aber das ist doch der Zentralfriedhof«, sagte er erstaunt. »Was wollen wir hier?«
    »Wir haben hier eine Verabredung«, sagte Coco. »Mit einem Toten.«
    Sie stiegen aus und gingen durch das Friedhofstor. Coco ging voran, bog nach links ab und steuerte dann auf die Einsegnungshallen zu. Nur wenige Besucher kamen ihnen entgegen.
    Der Himmel hatte eine fahle, gelbe Farbe bekommen. Ein kalter Wind blies ihnen ins Gesicht. Dorians Kopfschmerzen waren verschwunden, und die seltsame
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