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027 - Das Henkersschwert

027 - Das Henkersschwert

Titel: 027 - Das Henkersschwert
Autoren: Neal Davenport
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Vater drohend.
    »Ja«, sagte Coco fast unhörbar.
    »Du bist völlig wahnsinnig geworden«, sagte der Mann mit versagender Stimme. »Nimm Vernunft an! Du weißt, was das bedeutet. Du wirst deine Kräfte verlieren.«
    »Ich weiß es«, sagte das Mädchen. »Laß Dorian frei!«
    »Das kommt nicht in Frage«, keuchte ihr Vater. »Er ist unser größter Feind. Er muß vernichtet werden.«
    »Du kannst ihm nichts anhaben, Vater«, sagte das Mädchen. »Nicht einmal dir gelingt es, den Bann zu lösen.«
    Der Gesichtslose sah seine Tochter an.
    »Ich kann dich nicht zwingen«, sagte er. »Du weigerst dich also, den Bann zu lösen?«
    »Ich weigere mich«, sagte das Mädchen. »Nun gut. Hebt Bruno aus dem Sarg!«
    »Was hast du vor?« fragte Coco ängstlich.
    Der Mann lachte spöttisch. »Das wirst du sehen.«
    Die drei Männer hoben Bruno Guozzi aus dem Sarg und legten ihn auf den Boden.
    »Packt ihn!« sagte Cocos Vater und zeigte auf Dorian Hunter.
    Sie hoben den bewegungslosen Dorian hoch, trugen ihn zum Sarg, warfen ihn rücksichtslos hinein und breiteten das Tuch über ihn.
    »Das kannst du nicht machen, Vater«, sagte Coco erregt. »Laß ihn frei!«
    »Ich denke nicht daran«, sagte er. »Er wird begraben werden. Und dagegen kannst auch du nichts tun. Er wird innerhalb weniger Stunden erstickt sein.«
    Dorian konnte nun nichts mehr sehen. Das Tuch lag auf seinem Gesicht. Die Stimmen schienen aus unendlich weiter Ferne zu kommen.
    »Bringt Bruno hinaus!« hörte er Cocos Vater sagen und Coco schluchzen.
    Dann wurde es still. Die Tür wurde zugeschlagen.
    Dorian war allein. Er lag reglos im Sarg und wartete auf sein Begräbnis.
     

     
    Dorian wußte nicht, ob Minuten oder Stunden vergangen waren, als er die Schritte und Stimmen hörte. Das Tuch wurde weggenommen. Er versuchte, die Augen zu bewegen, doch sie waren starr und unbeweglich.
    Den Männern muß doch auffallen, dachte Dorian verzweifelt, daß ich nicht tot bin und daß vorher ein anderer Mann im Sarg gelegen hat. Doch den Arbeitern fiel nichts auf. Sie legten den Sargdeckel drauf und schraubten ihn fest. Dorian hörte die Geräusche wie aus unendlich weiter Ferne. Eine Schraube nach der anderen wurde angezogen. Dann war es wieder still.
    Er versuchte sich zu bewegen, doch er hatte keine Kontrolle über seinen Körper. Völlige Dunkelheit umgab ihn. Er konnte nicht beurteilen, wie lange der Luftvorrat im Sarg ausreichen würde, aber sicher nicht sehr lange. Er würde qualvoll ersticken.
    Seine Wut gegen Coco wuchs. Sie hatte ihn in diese Falle gelockt, die seit geraumer Zeit vorbereitet sein mußte. Doch ich darf nicht die Hoffnung aufgeben, sagte sich Dorian. Noch bin ich nicht tot. Vielleicht habe ich doch noch eine Chance. Er war nicht der Mensch, der aufgab.
    Genußvoll stellte er sich vor, was er mit Coco anstellen würde, sollte es ihm gelingen, aus dem Sarg herauszukommen. Er würde grimmige Rache an ihr nehmen.
    Eigentlich wunderte er sich, daß er so denken konnte. Stand er vielleicht nicht mehr im Bann der Hexe? Aber war er ihr nicht nur hörig gewesen, wenn sie sich in der Nähe befunden hatte? Was würde aus Lilian ohne ihn werden?
    Der Sarg wurde hochgehoben und vom Katafalk gezerrt. Dorian stieß sich den Kopf an, spürte aber keinen Schmerz. An den Bewegungen erkannte er, daß der Sarg getragen und schließlich abgestellt wurde. Es verging einige Zeit, ehe man ihn wieder hochhob.
    Jetzt lassen sie mich ins Grab hinunter, schoß es ihm durch den Kopf. Etwas prasselte auf den Sargdeckel. Wahrscheinlich Erde. Dann war es wieder still.
    Und plötzlich konnte er sich bewegen. Er versuchte, den Deckel hochzustemmen; wieder und wieder drückte er mit aller Kraft dagegen. Dann schrie er so laut er konnte, gab es aber nach wenigen Minuten auf; sein Schreien war sinnlos; niemand würde ihn hören.
    Er überlegte. Es war aus geschlossen, den Sargdeckel von innen zu öffnen. Um zu überleben, benötigte er aber Luft.
    Er griff in seine Hosentasche, zog ein Taschenmesser heraus, das mit verschiedenen Werkzeugen aus gestattet war, klappte den Flaschenöffner auf und drückte ihn gegen den Sargdeckel.
    Der Sarg bestand aus billigem Holz. Eigentlich durfte es nicht schwierig sein, ein paar Löcher in den Deckel zu bohren. Aber Dorian war in seiner Bewegungsfreiheit ziemlich eingeschränkt, und es machte ihm Mühe, den Flaschenöffner richtig anzusetzen. Doch schließlich gelang es ihm. Er begann den Öffner zu drehen, und der Stahl fraß sich langsam in das
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