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027 - Das Henkersschwert

027 - Das Henkersschwert

Titel: 027 - Das Henkersschwert
Autoren: Neal Davenport
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Lähmung fiel immer mehr von ihm ab, je näher sie der Einsegnungshalle kamen.
    Neben dem Tor standen vier schwarzgekleidete Männer, die ihnen gleichgültig entgegensahen.
    Um Punkt zehn Uhr betraten sie die Halle. Auf einem Katafalk stand ein Sarg; um ihn herum waren einige Lorbeerbäume und Kandelaber aufgestellt. In der Halle war es ziemlich dunkel; nur wenige Kerzen brannten.
    Coco und Dorian blieben stehen. Von seinem Standort aus konnte Dorian den Toten nicht sehen. Es fiel ihm nur auf, daß nicht ein einziger Kranz oder Blumen den Sarg schmückten.
    Coco ging bis auf wenige Meter an den Sarg heran. Ein purpurfarbenes Tuch verhüllte den Toten. Nur der Klang ihrer Schritte durchbrach die Stille.
    Plötzlich fiel die Tür mit lautem Knall zu, und eisige Kälte hüllte Dorian ein. Er drehte sich um und erstarrte. Neben der Tür standen die vier schwarz gekleideten Männer.
    Ihre Gesichter waren weiße Flächen. Dorian wollte fort; er wollte davonlaufen, doch er konnte sich nicht bewegen.
    Die vier Männer kamen auf ihn zu. Ihre Schritte hallten laut in der Halle. Sie traten an den Sarg heran und blieben neben ihm stehen.
    »Löse den Bann!« sagte einer der Männer zu Coco. Coco bewegte sich nicht.
    »Löse den Bann, mit dem du Dorian Hunter belegt hast!« sagte der Mann beschwörend.
    Die Kerzen flackerten unruhig.
    »Nein!« schrie Coco. »Nein!«
    »Bist du wahnsinnig geworden, Tochter?« fragte der Mann böse. »Ich befehle dir, sofort den Bann zu lösen!«
    Coco schüttelte eigenwillig den Kopf und kniff die Lippen zusammen. Dorian hörte erstaunt zu. Er konnte sich nicht bewegen, aber er konnte sehen und hören. Zwei der Männer zogen das Tuch vom Körper des Toten. Dorian wollte schreien, doch nur seine Augen weiteten sich. Er kannte den Toten. Er kannte ihn nur zu gut. Aber das war doch nicht möglich! schoß es ihm durch den Kopf.
    Im Sarg lag Bruno Guozzi. Er war einer seiner Brüder, die er auf der Hexenburg kennengelernt hatte. Aber da waren doch alle verbrannt, oder? Nein, Bruno Guozzi war nicht verbrannt, das stand fest. War es dann vielleicht auch einigen anderen gelungen, zu fliehen? Er war bis jetzt sicher gewesen, daß er die ganze Satansbrut vernichtet hatte, doch wenn es Guozzi gelungen war zu entkommen, bestand durchaus die Möglichkeit, daß auch noch andere am Leben waren. Oder war Guozzi eines jener scheußlichen Wesen, die immer wieder zum Leben erweckt werden konnten? Diese Wesen mußten in regelmäßigen Abständen – meist in Vollmondnächten – ein Opfer bekommen, einen Menschen, dessen Leben sie in sich einsogen. Überschritt der Untote jedoch die Frist oder sog er zu wenig Leben in sich auf, erstarrte er wieder, starb aber nicht endgültig; er konnte nicht sterben. Langsam wurde Dorian klar, was sie mit ihm vorhatten. Er war in eine gut vorbereitete Falle gelaufen. Und eine entscheidende Rolle spielte Coco dabei. Sie mußte eine Hexe sein. Die Kopfschmerzen, ihre Beschwörungen, der Singsang, das alles hatte dazugehört, ihn einzufangen. Er verfluchte sich, daß er nicht früher daran gedacht hatte.
    Dorian erkannte, daß es für ihn keinen Ausweg mehr gab. Er war verloren. Es gab kein Mittel, dem Bann zu entkommen.
    Noch immer starrte er das Gesicht Bruno Guozzis an. Er war das Opfer; die Nahrung für ihn. Guozzi würde ihm das Leben aussaugen und dann seinen Körper fressen, bis nichts außer den abgenagten Knochen von ihm übrigblieb.
    Dorian wollte vor Entsetzen und Wut schreien, aber sein Mund war versiegelt.
    »Löse den Bann, Coco!« sagte der Mann abermals beschwörend.
    »Nein«, sagte Coco. »Ich will nicht, daß der da Dorian in die Hände bekommt.«
    Der Schwarz gekleidete trat auf das Mädchen zu. Zwei Schritte vor ihr blieb er stehen.
    »Du hast mir zu gehorchen«, fuhr er sie an. »Du kannst jetzt nicht plötzlich unseren Plan zerstören. Und du weißt genau, daß Bruno nicht das Leben aus einem Menschen saugen kann, der unter dem Hexenbann steht.«
    »Ich weiß es, Vater«, sagte Coco leise.
    »Dann löse den Bann!« schrie sie der Gesichtslose wütend an.
    »Du brauchst nicht zu schreien«, sagte sie. »Ich bleibe bei meinem Entschluß. Ich löse den Bann nicht.«
    Der Gesichtslose heulte vor Wut auf. »Ich werde dich bestrafen«, brüllte er. »Ich stoße dich aus der Familie aus, wenn du nicht gehorchst. Was ist in dich gefahren, Tochter?«
    Coco gab keine Antwort.
    »Sie ist in Hunter verliebt«, sagte einer der anderen Männer. »Stimmt das?« fragte ihr
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