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027 - Das Henkersschwert

027 - Das Henkersschwert

Titel: 027 - Das Henkersschwert
Autoren: Neal Davenport
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Bar.
    Norbert Helnwein. Diesen Mann kannte er. Zwar hatte er ihn noch nie persönlich gesehen, hatte aber seit einiger Zeit mit ihm in Briefkontakt gestanden. Dorian war seit vielen Jahren Sammler von makabren Utensilien aus der Zeit der Hexenverbrennungen. Deshalb war er auch mit Helnwein in Kontakt getreten. Dieser Mann besaß eine umfangreiche Sammlung von
    Dokumenten und Vollstreckungsreliquien. Dorian hatte vorgehabt, ihn anläßlich seines Aufenthalts zu besuchen. Er wollte von Helnwein ein Schwert kaufen, das in früheren Zeiten dazu gedient hatte, den als Hexen und Dämonen Verurteilten den Schädel abzuschlagen.
    Und der Bewußtlose hieß Georg Zamis. Dieser Mann mußte also mit dem Mädchen verwandt sein. In welchem Zusammenhang stand Helnwein mit der Familie Zamis? Er hatte Helnwein gestern ein Telegramm geschickt, daß er nach Wien kommen und ihn besuchen würde. Hatte Helnwein vielleicht diese Information an Georg Zamis weiter gegeben? Und welche Rolle spielte das Mädchen? Dorian blieb stehen und stellte sich bewegungslos. Die Aufzugstür öffnete sich, und die Gesichtslosen durchschritten die Halle. Georg Zamis war aus seiner Bewußtlosigkeit erwacht und stand schwankend auf. Die Männer sprachen etwas miteinander, was Dorian aber nicht verstehen konnte. Schließlich verließen sie das Hotel. Als der letzte verschwunden war,
    bewegte sich der Sekundenzeiger der Uhr wieder, und die erstarrten Menschen erwachten. Alles ging weiter, als hätte es keine Unterbrechung gegeben.
    In wenigen Minuten sollte der Psychiater in die Bar kommen; sie wollten ja zu Dorians Frau in die Klinik fahren; aber das hatte Zeit, sagte sich Dorian; er mußte erst Licht in diese mysteriöse Angelegenheit bringen.
     

     

Dorian klopfte an seine Zimmertür.
    »Ich bin’s«, sagte er. »Dorian Hunter.«
    Die Tür wurde geöffnet, und Coco sah ihm entgegen. »Sind sie fort?« fragte sie.
    Dorian nickte, trat ein, sperrte die Tür ab und lehnte sich dagegen.
    »Sie sind fort«, sagte er kalt. »Und Sie lasse ich erst aus dem Zimmer, wenn ich die Wahrheit erfahren habe.«
    Das Mädchen setzte sich aufs Bett, steckte sich eine Zigarette an und blies den Rauch in seine Richtung.
    »Ich darf Ihnen nichts sagen«, erklärte sie. »Noch nicht. Ich kann mir vorstellen, wie unerklärlich das alles für Sie ist, aber ich darf nichts sagen. Es ist in Ihrem eigenen Interesse.«
    Dorian überlegte. Es hatte wenig Sinn, die Wahrheit aus dem Mädchen herausprügeln zu wollen; sie ließ sich nicht leicht beeindrucken. Er beschloß daher, auf ihr Spiel einzugehen und abzuwarten, was sie weiter vorhatte.
    Das Telefon läutete. Er setzte sich neben Coco aufs Bett und hob ab.
    »Hallo?« sagte er.
    »Ich bin in der Bar«, sagte der Psychiater. »Brauchen Sie noch lange, Mr. Hunter?«
    »Nein«, sagte Dorian und sah das Mädchen an. »Ich komme in wenigen Minuten zu Ihnen.«
    Er hatte Englisch gesprochen, doch das Mädchen hatte ihn verstanden.
    »Gehen Sie nicht!« sagte sie bittend und legte ihre Hand auf seine Schulter. »Lassen Sie mich nicht allein!«
    »Einen Augenblick!« sagte Hunter in die Muschel und wandte sich Coco zu. »Wie stellen Sie sich das vor?«
    »Sie müssen bei mir bleiben«, sagte sie.
    Ihre Augen funkelten unruhig. Dorian konnte sich diesem Blick nicht entziehen.
    »Fahren Sie allein in die Klinik!« sagte er in die Muschel. »Nehmen Sie sich ein Taxi!«
    »Aber wir hatten doch ausgemacht, daß …«
    »Ich fühle mich nicht gut«, sagte Dorian. »Es ist besser, wenn Sie allein hinfahren. Die Adresse haben Sie ja. Wir treffen uns dann morgen zum Frühstück.«
    »Soll ich zu Ihnen hinaufkommen?« fragte Barrett besorgt.
    »Nein, das ist nicht notwendig«, sagte Dorian. »Ich fühle mich müde und werde schlafen gehen. Sollten Sie meine Frau sprechen dürfen, dann überbringen Sie ihr meine besten Grüße.«
    »Wie Sie wollen, Mr. Hunter«, sagte Barrett eingeschnappt und legte auf.
    »Danke«, sagte Coco.
    Dorian legte den Hörer auf und lehnte sich zurück. Ihre dunkelgrünen Augen leuchteten. Wie die Augen einer Katze, schoß es Dorian durch den Kopf. Er wollte wegsehen, konnte es aber nicht. Ihr Blick hielt ihn gefangen. Sein Herz schlug schneller. Er wollte ihr so viele Fragen stellen, doch sein Mund war wie zugeklebt; er brachte keinen Laut hervor. Die Schönheit des Mädchens faszinierte ihn.
    Sie beugte sich vor und legte eine Hand auf seine Brust; dann schmiegte sie sich an ihn, und ihre Lippen schwebten über den
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