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027 - Das Henkersschwert

027 - Das Henkersschwert

Titel: 027 - Das Henkersschwert
Autoren: Neal Davenport
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Mädchen.
    Er steuerte auf sie zu und je näher er kam, um so intensiver wurde der Parfümgeruch.
    Dorian glitt auf den Barhocker links neben dem Mädchen. Er setzte sich so, daß er sie genau sehen konnte und was er zu sehen bekam, gefiel ihm.
    Sie war groß für eine Frau; das Haar war pechschwarz und fiel in weichen Wellen auf ihre schmalen Schultern herab. Ihr Gesicht war ungewöhnlich: Stark hervortretende Backenknochen, und die Augen schimmerten wie dunkelgrüne Bergseen. Sie trug eine weiße Bluse, die große, beinahe zu üppige Brüste verbarg. Der schwarze Minirock ließ viel von ihren tadellos gewachsenen Beinen sehen. Sie spürte seinen Blick und wandte ihm den Kopf zu. Als sie ihm voll in die Augen sah, setzte sein Atem aus.
    Das Mädchen lächelte amüsiert. Ihr Mund war etwas geöffnet, die oberen Zähne blitzten.
    »Sie sind Fräulein Zamis?« fragte er.
    Sie nickte und sagte: »Ja, ich bin Coco Zamis.«
    Ihre Stimme war rauchig und wohlklingend. Angenehme Schauer rannen Dorian über den Rücken. »Ich bin Dorian Hunter«, sagte er und ließ das Mädchen nicht aus den Augen.
    Sie sah ihn schweigend an.
    »Wir sind uns heute schon einmal begegnet«, sagte Dorian und beugte sich vor.
    Coco hob erstaunt die Brauen.
    »So?« fragte sie.
    »Ja«, sagte Dorian. »Am Zentralfriedhof. Sie trugen einen schwarzen Schleier.«
    Sie gab keine Antwort.
    »Sie rannten auf das Tor zu und verschwanden im Pförtnerhaus. Dabei verloren Sie Ihren Schleier. Ich nahm ihn an mich.«
    »Und Sie sind sicher, daß ich diese Person war?«
    »Ja«, sagte Dorian fest. »Ganz sicher. Stimmt es?«
    Das Mädchen lachte.
    Der Barkeeper war aufgetaucht und erkundigte sich nach Dorians Wünschen. Er war wütend über die Unterbrechung und bestellte einen Whisky.
    »Geben Sie mir eine Antwort!« drängte Dorian.
    »Nun gut«, meinte Coco kurz. »Ich war es.«
    Dorian stützte sich auf die Bar und trank seinen Whisky. »Noch einen«, sagte er und sah wieder Coco an, die mit unbewegtem Gesicht dasaß.
    »Ich ging in das Pförtnerhaus«, sagte er. »Aber Sie waren verschwunden. Wohin?«
    Coco hob die Schultern und lächelte.
    »Wohin verschwanden Sie?«
    Ihr Lächeln vertiefte sich, und Dorian wurde wütend.
    »Ich brachte den Schleier in mein Zimmer«, sagte er. »Als ich aus dem Badezimmer kam, war er verschwunden. Das Zimmer war aber von innen verschlossen. Wo ist der Schleier geblieben?«
    Sie lächelte weiter, und dieses Lächeln brachte Dorian fast zum Wahnsinn.
    »Und dann treffe ich Sie hier an der Bar. Ein merkwürdiger Zufall, nicht?«
    »Sehr merkwürdig«, sagte sie.
    »Heraus mit der Sprache!« zischte er wütend und packte ihren Arm.
    »Sie sind zu neugierig, Herr Hunter«, sagte sie und schüttelte seine Hand ab. »Sie stellen zu viele Fragen. Das ist nicht gut.«
    »Ich will wissen, was vorgeht«, fauchte er. »Antworten Sie endlich oder.« »Was?«
    Er kniff die Augen zusammen. »Ich kann auch anders. Das können Sie mir glauben.«
    »O ja«, sagte sie leise. »Das kann ich mir vorstellen. Aber ich verstehe Ihre Erregung nicht. Ich habe Ihnen nichts getan, und Sie bedrohen mich.«
    »Spielen Sie nicht die Unschuldige!« knurrte Dorian. »Ich will wissen, was hier gespielt wird.«
    »Das werden Sie noch rechtzeitig merken«, sagte Coco spöttisch. »Jetzt ist es ohnedies zu spät. Sie können nichts mehr machen.«
    Dorian sah sie erstaunt an. »Was meinen Sie damit?«
    »Das kann ich Ihnen leider nicht sagen«, meinte sie. Ihr Gesicht war plötzlich ernst. »Ich finde Sie sympathisch, und ich möchte Ihnen gern helfen, aber es wird nicht leicht sein. Sie müssen mir vertrauen.«
    »Ich verstehe überhaupt nichts mehr. Wie wäre es mit ein wenig Aufklärung?«
    »Später«, sagte sie. »Ich werde Ihnen später alles erklären. Nicht jetzt. Sie sind in eine Falle getaumelt, aber ich bin auf Ihrer Seite.«
    »In eine Falle?« fragte Dorian. »Was für eine Falle?« Er merkte, daß sich ihr Körper plötzlich versteifte. »Was ist los?« fragte er.
    Sie sah zu dem hohen Fenster an der Breitseite der Bar. Man konnte auf die Straße sehen. Ein schwarzer Mercedes war stehengeblieben, und vier schwarzgekleidete Männer stiegen aus.
    »Zu spät«, sagte das Mädchen. »Sie haben mich erwischt. Jetzt ist alles aus.«
    Dorian sah, daß die Männer auf den Hoteleingang zugingen. »Kann ich Ihnen helfen?« fragte er spontan.
    Coco überlegte kurz, dann nickte sie. »Geben Sie mir Ihren Zimmerschlüssel! Ich verstecke mich bei Ihnen. Sie
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