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0267 - Dämon der sieben Meere

0267 - Dämon der sieben Meere

Titel: 0267 - Dämon der sieben Meere
Autoren: Werner Kurt Giesa
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lange der Tag schon andauerte, konnte er nicht sagen.
    »Verfluchte Bande…«
    Er verdrängte die Erinnerung an jene, die über die LUCKY MARY hergefallen waren. Er wußte, daß er den Verstand verlieren würde, wenn er darüber nachdachte und sie sich vorzustellen versuchte. Seine einzige Chance war, zu vergessen. Er wußte nur eines: Sie waren keine Menschen…
    Er sah sich um. Yole Ngatta lag direkt neben ihm, ebenfalls nackt und an die Wand gekettet. Ngatta, der Hüne aus Zentralafrika, den es irgendwie nicht nur auf See, sondern auch noch ausgerechnet auf diesen jämmerlichen Küstenspringer verschlagen hatte. Über die genauen Umstände sprach er nie, aber außer Kapitän Clarkton, dem ewig Erfolglosen, schien er der einzige der Crew zu sein, der eine weiße Weste besaß. Alle anderen besaßen irgend welchen Dreck am Stecken, auch Chi Wan, der chinesische Koch mit dem traditionellen Zopf, der den Überfall ebenfalls überlebt hatte und jetzt ebenfalls hier angekettet war. Chi war über und über tätowiert; furchterregende Drachen und schöne Frauen wechselten sich ab.
    Aber da waren noch zwei weitere Männer, die Winslow nicht kannte. Sie lagen ruhig da, schliefen offensichtlich. Ein ungutes Gefühl überkam Winslow, als er sie sah. Sie waren abgemagert, als hätten sie seit einer Woche nichts zu essen und fast nichts zu trinken bekommen. Ahnungsvoll sah er sich um, ob er Skelette sah, aber das war erfreulicherweise nicht der Fall. Dennoch…
    Die LUCKY MARY war also nicht das erste Schiff, das den Unheimlichen zum Opfer gefallen war…
    Der Raum war groß. Es hingen noch eine Menge Ketten von der Wand. Das hieß, daß sie drei - Winslow, Ngatta und Chi - die einzigen Überlebenden der MARY waren. Das war furchtbar.
    Warum hatte man sie drei geschont? Nur, weil sie sich nicht wehrten?
    Noch wichtiger aber war die Frage, was man mit ihnen vorhatte. Weshalb waren sie hier angekettet? Warum waren die anderen beiden so abgemagert?
    Winslow holte tief Luft, um zu brüllen. Er wollte wissen, ob jemand darauf reagierte - und vor allem, wer.
    Aber noch ehe er seinen Urschrei ausstoßen konnte, krachte draußen ein schwerer, wahrscheinlich rostiger Riegel. Dann flog die massive Holztür nach innen auf. Zwei Männer traten ein. Einer trug zwei lange Messer im Gürtel und eine neunschwänzige Peitsche in der Hand, der andere trug lediglich ein Enterbeil in einer Gürtelschlaufe. Aber das war es nicht, was Warren Winslow erbleichen ließ.
    Es war etwas anderes.
    Das, was von den beiden Männern unter der Kleidung zu sehen war, war - durchsichtig…
    Zwei Gespenster standen in dem Kerkerraum des schwarzen Schiffes… Gespenster am hellen Tag…
    ***
    Die ANTARES lag nur scheinbar ruhig in der See. An Bord herrschte hektisches Treiben. Die Männer hatten das Ersatzteillager geplündert, wo sie nur konnten, und das Ruder war wieder geflickt, so daß die ANTARES gelenkt werden konnte. Aber bei den Schrauben stießen sie auf Schwierigkeiten. Sie hatten nur eine als Ersatz an Bord, und das war noch nicht das Schlimmste, aber beide alten Schrauben waren so gebrochen, daß die Aufhängungen restlos zerstört waren. Bevor die Ersatzschraube an eine der beiden Wellen montiert werden konnte, mußte dort erst geschweißt werden. Natürlich unter Wasser!
    »Die Alternative, Sir, ist«, brummte der Leitende Ingenieur, »daß wir uns zum nächsten Marinehafen schleppen lassen und ins Dock gehen.«
    Siccine tippte sich mit dem Kugelschreiber an die Stirn. »Hören Sie, Masterson, Sie werden es auch so schaffen! Muß ich selbst mit hinunter und Ihnen zeigen, wie an Bord der ANTARES gearbeitet wird?«
    Der LI duckte sich förmlich unter dem Anpfiff seines Skippers. Zamorra, der neben Nicole am großen Tisch in der Kapitänskajüte saß, hob die Brauen. Aber Masterson wandte sich nur grußlos um und verließ die Kabine. Die Tür krachte hinter ihm laut ins Schloß.
    »Sag mal, machst du deine Leute immer so fertig?« fragte Nicole mit geschürzten Lippen, als Siccine sich wieder niederließ.
    Der Commander winkte ab. »Masterton ist der beste Chief in unserer kompletten Flotte, und er weiß auch genau, wie ich meine Worte meine, und daß ich wirklich hin und wieder selbst mit zupacke, wenn es nötig ist. Aber es war seine Pflicht nach Dienstvorschrift, mich auf das Ausmaß der Schäden und alle anfallenden Ausweichmöglichkeiten aufmerksam zu machen.«
    »Hm«, machte Nicole. »Trotzdem hättest du ihn nicht auf diese Weise anblöken
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