0267 - Dämon der sieben Meere

längsseits. Bug-MG-Stand feuerklar halten.«
    Perkins’ Kopf ruckte herum. »Sie wollen notfalls schießen lassen? Das kann Ärger geben, Sir. Erstens mit dem Schiffseigner, zweitens mit unseren Vorgesetzten, drittens mit, ach, was weiß ich.«
    »Ich bin Sicherheitsfanatiker«, gestand Siccine. »Wenn etwas schiefläuft, lasse ich feuern. Den Schießbefehl hole ich später von der Admiralität ein.«
    Die ANTARES schloß immer weiter auf. Das schwarze Schiff war jetzt trotz der Dunkelheit deutlich zu erkennen. Siccine schaltete die Lautsprecheranlage ein. »Kreuzer ANTARES an schwarzen Segler. Fahrt aufheben, Segel reffen. Wir gehen längsseits und schicken Ihnen ein Prisenkommando!«
    »Na, juristisch korrekt ist das aber auch nicht«, brummte Perkins. »Wenn ich drüben wäre, würde ich erst mal nach der Begründung und dem internationalen Seerecht fragen.«
    »Daß der Segler nicht zu orten ist, ist auch nicht juristisch korrekt«, knurrte Siccine.
    Der Segler reagierte immer noch nicht, obgleich Siccines Lautsprecheranruf deutlich zu vernehmen sein mußte. Dafür ging ein jäher Ruck durch den Kreuzer.
    Siccine und Perkins taumelten.
    »Verdammt, was ist denn jetzt los?« brüllte Perkins. Das Dröhnen der Maschinen schwoll ubergangslos schrill an, ehe es mit einem Schlag erstarb. Dafür heulte die Sirene über das Deck.
    »Maschine an Brücke«, knarrte eine Stimme aus dem Lautsprecher der Bordsprechanlage, und gleichzeitig sah Siccine, wie der Rudergast das Steuer kreiseln ließ, ohne daß etwas geschah. »Maschine an Brücke, hören Sie?«
    »Ja«, schrie Siccine. Er sah, wie die ANTARES an Fahrt verlor und der Segler davonzog.
    »Beide Schrauben gebrochen! Schiff ist bis auf weiteres manövrierunfähig, Sir!«
    »Das Ruder ist durchgeknackt«, meldete der Rudergast. »Das Steuer dreht leer, Sir.«
    Siccine preßte die Lippen zusammen. Dann sah er dem davonjagenden schwarzen Segler nach. Sekundenlang überlegte er, ob er ihm mit den BugMGs die Takelage zerfetzen sollte, um ihn zum Stoppen zu bringen. Aber es würde sinnlos sein.
    »Maschinen auf Null«, sagte er dumpf und stellte den Hebel des Maschinentelegraphen um. Aber er wußte auch so, daß der Leitende Ingenieur die Turbinen bereits gestoppt hatte. Andernfalls wären sie dank der gebrochenen Schrauben längst durchgegangen. Damit lag die ANTARES fest.
    »Da haut er ab«, knurrte Perkins.
    »Informieren Sie die Leitstelle und die Küstenwache«, sagte Siccine. »Und halten Sie weiter Kontakt zu unseren vier Booten. Die Jungs haben nun wohl einen längeren Weg vor sich.«
    »Was tun Sie, Sir?«
    »Ich gehe mal runter in den Maschinenraum und sehe mir die Bescherung näher an. Himmel, Schrauben- und Ruderbruch haben uns gerade gefehlt. Und daß beides gleichzeitig passiert, ist mit Sicherheit kein Zufall.«
    Aus großen Augen sah ihm der 1. Offizier nach. Er fuhr noch nicht lange mit dem Commander und konnte daher nicht wissen, welche Gedanken in diesem Moment hinter Siccines hoher Stirn kreisten. Der Commander hatte einen ganz bestimmten Verdacht…
    ***
    »… knisterten blaue Funken über das Wellengehäuse«, erklärte der Leitende Ingenieur. »Allington machte mich darauf aufmerksam, dann sah ich es auch. Dann erloschen die Funken, und im gleichen Moment wollten die Turbinen durchdrehen. Das war dieser heftige Ruck, Sir.« Er wischte sich mit einem Lappen über die Stirn. »Ich habe sofort alles auf Null geschaltet. Die Schrauben sind beide abgebrochen. Dadurch fehlte der Widerstand, und die Turbinen drehten leer und…«
    Siccine winkte ab. »Mich interessieren die blauen Funken.«
    »Sie sehen einen Zusammenhang?«
    Der Commander nickte dem LI zu. »Und ob. St.-Elms-Feuerchen können das ja wohl kaum gewesen sein, oder gibt es hier Schäden in den Isolierungen?«
    »Sir!« protestierte der LI. »In meinem Arbeitsbereich…«
    Siccine winkte ab. »Haben Sie oder jemand aus Ihrer Schicht noch weitere Beobachtungen in diesem Zusammenhang gemacht? Übrigens, falls es Sie interessiert… das Ruder ist auch gebrochen. Machen Sie Dampf, daß die Schäden repariert werden.«
    »Keine weiteren Beobachtungen, Sir«, erklärte der LI schnaufend. »Dann sind wir ja manövrierunfähig…«
    Siccine nickte. »Wie lange, liegt an Ihren Leuten und den Ersatzteilen.«
    Er sah sich noch ausgiebig weiter in dem engen Maschinenraum um. Er verstand genug von Technik, um sagen zu können, daß hier alles seine Richtigkeit hatte. Das verhärtete seinen Verdacht nur