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0267 - Dämon der sieben Meere

0267 - Dämon der sieben Meere

Titel: 0267 - Dämon der sieben Meere
Autoren: Werner Kurt Giesa
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des Seglers war ein unbeschreiblich scheußliches Ding. Kein Mensch und kein Tier, sondern irgend etwas dazwischen, der kranken Fantasie eines Irren entsprungen.
    »Abdrehen«, sagte Clarkton gepreßt. »Wir ziehen eine Schleife nach Backbord. Das müßte doch zu schaffen sein.«
    Tugout nickte. Der Abstand zur Küste war groß genug. Der Rudergänger begann am Rad zu kurbeln. Langsam, ganz langsam schwang die LUCKY MARY herum.
    Da blitzte es drüben beim schwarzen Segler auf. Acht, neun, zehn Flammenbahnen zuckten hervor, und dann rauschte die Salve bereits heran. Gischtfontänen schnellten genau im Wendekurs der LUCKY MARY auf. Die Explosionen der Sprenggeschosse lagen so dicht, daß die MARY ganz knapp an einer Beschädigung vorbeiglitt.
    Die haben verdammt gut gezielt, dachte Clarkton entsetzt. Er verschwand wieder in der Kabine, sprang hinter das Funkgerät. Dann ging er auf die allgemeine Welle und begann zu funken.
    »MS LUCKY MARY an schwarzen Segler! Was wollen Sie? Warum nehmen Sie uns unter Beschuß?«
    Doch das fremde Schiff gab keine Antwort…
    ***
    Sergeant Ashley beugte sich vor, griff zum Regler und steuerte den Lautsprecher höher aus. Das Knistern und Prasseln verstärkte sich.
    »Hör dir das an, Steve«, sagte Ashley.
    Steve Carrings nahm den Kopfhörer ab. »Was?«
    Eine verzerrte Stimme drang aus dem Lautsprecher. »… warten Sie! Warum schießen Sie auf uns? Identifizieren Sie sich!«
    Carrings spitzte die Ohren. »Wer ist das?«
    »War nicht zu verstehen.«
    »Anpeilen. Laß doch mal lauschen!«
    Wieder krachte und kratzte es. Dann kam die Stimme wieder. »Mayday, Mayday! MS LUCKY MARY an alle, die uns hören können! Werden von einem schwarzen Dreimaster unter Feuer genommen! Unsere Position ist…«
    Sie kam nur noch halb durch, dann krachte es furchtbar laut, und von der Stimme, die in panischer Angst gesprochen hatte, war nichts mehr zu hören.
    »Das ist Küstengebiet. Informierst du den Alten?«
    Ashley nickte. Er wirbelte mit seinem Sitz in der kleinen Funk- und Meßzentrale herum und schaltete die Bordverständigung auf Kapitänsruf. »Funk-Z an Brücke! Wir empfingen soeben einen Notruf auf der Handelswelle…«
    Er berichtete in wenigen Worten, was aus dem recht einseitigen Funkverkehr hervorging.
    »Piraten«, knurrte oben auf der Brücke der I. Offizier. »Position steht halb? Peilung?«
    »Wird ausgewertet…«
    »All right. Wir gehen auf Kurs. Ich wecke den Commander. Piraten wollte ich schon immer mal jagen… bestätigen Sie den Empfang des Notrufs. Ende.«
    Ashley nickte seinem Kameraden zu. Dann zuckte er mit den Schultern. »Da wird es nicht mehr viel zu bestätigen geben. Der Pott dürfte hochgegangen sein. Das Krachen vorhin war ziemlich verdächtig…«
    Zwei Minuten später nahm der NATO-Kreuzer MS ANTARES Höchstfahrt auf und löste sich aus seinem Operationsgebiet. Der Kreuzer lief den Punkt an, von dem der Notruf ausgegangen war.
    ***
    Plötzlich schlug Nicole Duval heftig um sich und schrie auf. Zamorra schreckte aus seinem Dahindämmern auf. Blitzschnell packte er zu, hielt Nicoles Arme fest, damit sie nicht weiter schlug, aber ihr Körper bäumte sich auf, zuckte heftig. Wieder schrie sie.
    Zamorra ließ ihr linkes Handgelenk los und berührte mit zwei Fingern ihre Stirn. Ein Kraftstrom floß auf das schlanke Mädchen über. Schlagartig beruhigte Nicole sich und öffnete die Augen. Sie atmete tief und hastig durch, ihre festen Brüste hoben und senkten sich in raschem Rhythmus.
    »Nici, ganz ruhig«, flüsterte Zamorra und beugte sich über ihr Gesicht. »Du bist bei mir. Nichts geschieht. Ganz ruhig. Komm schon…«
    Sie sah ihn an und lächelte verzerrt. Sie hob die Hand und strich sanft durch sein Gesicht, durch den Bart. »Ich war weg, nicht?« fragte sie leise.
    Zamorra nickte. Er beugte sich herab und küßte sie. »Was war los?« fragte er dann und stützte sich dicht neben ihr auf einen Ellenbogen. »Hast du geträumt?«
    Nicolanickte und schmiegte sich eng an ihn. Er genoß die Wärme ihrer Haut. »Ein schwarzes Schiff«, sagte sie leise. »Riesig und furchtbar. Es greift an. Jemand kommt über Bord zu mir, will mich… töten… hilf mir, Chéri…«
    Er umfing sie mit seinen Armen, streichelte sie zärtlich. »Komm wieder in die Wirklichkeit«, bat er. »Beruhige dich. Es ist doch alles in Ordnung. Es war ein Alptraum.«
    »Ein Wahrtraum«, flüsterte sie. »Es passiert jetzt, in diesem Moment. Ich habe es gesehen. Menschen sterben. Etwas Furchtbares
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