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0263 - Das Syndikat der toten Seelen

0263 - Das Syndikat der toten Seelen

Titel: 0263 - Das Syndikat der toten Seelen
Autoren: Das Syndikat der toten Seelen (1 of 3)
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jede Wette gehalten, daß der Bursche in einem Judo-Club die erste Geige spielte. Seine Selbstsicherheit war keineswegs gekünstelt. Bevor er dazu kam, sich mit uns anzulegen, hielt ich ihm den Ausweis unter die Nase.
    »FBI«, sagte ich dabei. »Mein Name ist Cotton. Das ilt Mister Decker.«
    Er blickte auf den Ausweis, runzelte wieder ein bißchen die Stirn und bemerkte in der ursprünglichen Höflichkeit:'
    »Oh, und ich wollte Sie gerade ein bißchen durch einanderwirbeln.«
    »Wer da wohl gewirbelt hätte«, sagte Phil mit einem scheinheiligen Lächeln um die Mundwinkel.
    »Sicher sind Sie auch recht annehmbar«, erwiderte unser feiner Mann in leiser Ironie. »Was kann ich für Sie tun, Gentlemen?«
    »Ein paar Fragen beantworten«, sagte ich. »Fangen wir gleich bei Ihnen an, damit das Gespräch eine persönliche Note kriegt. Wer sind Sie eigentlich?«
    »Ich heiße Patrick Norten.«
    »Sehr erfreut, Mister Norten. Gehören Sie hier zum Hause?«
    »Ich bin der Butler. Heute ist mein freier Nachmittag, und ich wollte gerade ausgehen, als Sie schellten.«
    »Wir sind untröstlich, daß wir Sie ein paar Minuten aufhalten müssen«, sagte Phil. »Wie lange waren Sie bei Mister Porten als Butler? Übrigens: Porten — Norten, ist das Zufall?«
    »Der Gleichklang unserer Namen ist natürlich reiner Zufall, Mister Decker«, erwiderte der Butler unbewegt. »Und was Ihre erste Frage angeht, so kann ich Ihnen antworten, daß ich seit sechzehn Jahren in den Diensten von Mister Roger Porten stehe. Ursprünglich wurde ich engagiert als Betreuer der beiden Kinder. Da beide Herren inzwischen erwachsen sind, wuchs ich so allmählich in die Stellung eines Butlers hinein.«
    »Wie das Schicksal manchmal so spielt«, sagte Phil. »Und wir sind so ganz allmählich in die Stellung eines G-man hineingewachsen. Stellen Sie sich mal vor, Norten, ihr Chef wäre nicht verstorben, sondern ermordet worden. Was würden Sie als wohlerzogener Butler dann sagen?«
    Das schien dieses Gebirge von gebildeter Wohlerzogenheit doch ein bißchen zu erschüttern. Er wurde ein wenig blasser und stieß erschrocken hervor: »Um Gottes willen! Ist das Ihr Ernst?«
    »Nein, nur eine Vermutung. Es gibt ein paar Anzeichen, die dafür sprechen, mehr nicht. Sagen Sie, steuerte Mister Porten seinen Wagen eigentlich immer selbst?«
    »Nein, niemals.«
    »Wie kam es dann, daß er ausgerechnet letzte Nacht selber fuhr? Schließlich war er nicht mehr der Jüngste, nicht wahr? Und er konnte sich doch einen Chauffeur leisten! Oder war er geizig?«
    »Mister Porten war in finanziellen Dingen sehr korrekt, aber keineswegs geizig. Er verabscheute übertriebenen Luxus, aber er lebte durchaus standesgemäß.«
    »Ihre Formulierungskunst übertrifft unsere Erwartungen«, sagte Phil. »Und jetzt werden Sie vielleicht mal deutlich, mein Freund: Warum ist Roger Porten gestern abend allein in seinem Wagen ausgefahren? Warum?«
    »Herrschaften pflegen im allgemeinen dem Personal keine Rechenschaft zu geben«, erwiderte Norten frostig.
    »Also auf gut Amerikanisch: Sie wissen nicht, warum er gestern abend selbst chauffierte?«
    »Ich weiß es nicht, das ist richtig.«
    »Sie haben auch keine Ahnung? Mister Porten hat keinerlei Andeutungen fallen lassen?«
    Norten senkte den Kopf. Die Frage schien ihn aus irgendeinem Grunde peinlich zu berühren.
    »Also was ist nun? Haben Sie irgendwelche Andeutungen gehört oder nicht.« fragte Phil scharf.
    »Nein«, sagte Norten.
    »Sie können anscheinend nur gesprächig werden, wenn es darum geht, Phrasen von sich zu geben. Hören Sie, Norten: Es kann sein, daß Ihr Brötchengeber ermordet worden ist. Ermordet, kapiert? Wen wollen Sie decken?«
    »Ich decke niemanden!« rief Norten empört. »Das ist eine Verleumdung! Ich kann doch nicht irgendwas erfinden, nur damit Sie mit meinen Antworten zufrieden sind! Selbstverständlich habe ich mich gewundert, als Mister Norten gestern abend plötzlich den Wunsch äußerte, ich möchte ihm den Straßenanzug bereitlegen, er wolle noch ausgehen. Ebenso selbstverständlich habe ich mich auch darüber gewundert, daß er sich vom Fahrer die Wagenschlüssel bringen ließ, den Fahrer aber wieder nach Hause schickte. Aber schließlich stand es mir nicht zu, eine Kritik am Verhalten von Mister Porten zu üben.«
    »Wann war denn das? Ich mekie, wann verließ Mister Porten das Haus?«
    »Gegen 9 Uhr.«
    »War er vorher angerufen worden?«
    »Kurz nach 8 Uhr kam ein Anruf für Mister Porten, das ist richtig.
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